Startseite Inhaltsverzeichnis Ausstellung Inhaltsverzeichnis Katalog Impressum Kontakt / Gästebuch DHM homepage
aufbau west - aufbau ost
Die Planstädte Wolfsburg und Eisenhüttenstadt in der Nachkriegszeit

Die Situation nach Kriegsende und die Bedeutung der Besatzungsmächte

Fürstenberg an der Oder Wolfsburg (Name der "Stadt des KdF-Wagens" seit Mai 1945)

Kriegsende

Im Februar 1945 wird das Stalag IIIB geräumt. Die überlebenden Kriegsgefangenen werden zuerst ins Stalag Luckenwalde und dann nach Stettin verlegt, wo sie die Rote Armee befreit. Zu Beginn der Schlacht um Berlin verläuft die Hauptkampflinie östlich von Fürstenberg. Anders als einige umliegende Dörfer bleiben jedoch die Zerstörungen in der Stadt - bis auf die evangelische Kirche - gering.

Kriegsende

Im April 1945 befreien amerikanische Truppen die Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen aus den Lagern des Volkswagenwerkes. Das KZ Laagberg ist kurz zuvor von der SS geräumt worden. Die UNRRA, Hilfsorganisation der Vereinten Nationen für die Rückführung von Deportierten, errichtet einen Sammelpunkt für "Displaced persons". Viele Rückkehrer in die Sowjetunion haben die Fortsetzung ihres Schicksals zu befürchten, denn als angebliche Kollaborateure werden sie aufs neue in Internierungslager gesteckt.

Besatzung und Entnazifizierung

So wie überall in der sowjetischen Besatzungszone werden auch in Fürstenberg führende NSDAP-Mitglieder interniert. Bürgermeister Mertsch kehrt aus dem Lager nicht zurück. Die Besatzungspraxis bleibt widersprüchlich, letztlich dominiert unberechenbare Willkür. Bis 1948 gehen immer wieder Rotarmisten auf private Beutezüge; viele Frauen leben in ständiger Angst vor Vergewaltigung. Die Entnazifizierung der Bewohner ist Angelegenheit des "Antifaschistischen Blocks" von Fürstenberg, in dem neben KPD und SPD bzw. SED nur die CDU vertreten ist. Ab 1947 erhalten einige Mittelständler auf Antrag ihre im Zuge der Entnazifizierung enteigneten Betriebe zurück. Die meisten der enteigneten Betriebe bleiben jedoch geschlossen.

Besatzung und Entnazifizierung

Wolfsburg wird Teil der britischen Besatzungszone. Die Entnazifizierung führt in der Stadt zur sofortigen Entlassung von 20% der Bediensteten, darunter fast die Hälfte der Angestellten. Im Volkswagenwerk forciert der Betriebsrat die Entnazifizierung, die durch zwei deutsche Ausschüsse durchgeführt wird. Um sich Experten und Führungskräfte für die schnelle Aufnahme der Produktion zu sichern, schränkt die britische Werkleitung die Entnazifizierungsverfahren ein und beschleunigt sie zugleich. Einige ehemals führende Mitarbeiter werden wieder im Volkswagenwerk beschäftigt. Im Zuge der "Aktion Wolfgang" erklärt die Militärregierung rund 200 Männer zu politisch belasteten Personen und weist sie mit ihren Familien aus Wolfsburg aus. Diese Entscheidung soll auch dringend benötigten Wohnraum freimachen. Sie wird nach öffentlichen Protesten zurückgenommen. 1943 - 45 sind etwa 350 neugeborene Kinder von Frauen aus Polen und der Sowjetunion in einem "Ausländerkinderheim" an den verordneten katastrophalen Pflegebedingen gestorben. Die britische Besatzungsmacht eröffnet gegen den Werksarzt Dr. Hans Körbel und andere Angeklagte ein Kriegsverbrecherverfahren und läßt Körbel im März 1947 hinrichten.

Demontage

Im Winter 1945/46 werden die Werke der Degussa und von Rheinmetall-Borsig demontiert. Im Mai 1947 erfolgt die Sprengung der Gebäude, nachdem die sowjetische Besatzungsmacht alle von der deutschen Verwaltung entwickelten Nachnutzungskonzepte verworfen hat. Nach den Demontagen und Zerstörungen ist Fürstenberg wieder auf dem Niveau eines Binnenschifferstädtchens. Die Oder-Werften und die Glashütte werden verstaatlicht. Die Versorgungsbetriebe bleiben kommunales Eigentum, während Sägewerke und holzverarbeitende Betriebe vorerst in privater Hand verbleiben. Der Übergang von der Zwangsbewirtschaftung der Kriegszeit zur Planwirtschaft vollzieht sich fast unmerklich. Weiterhin prägt Mangel den Alltag. 1947 räumt die Sowjetarmee das Stalag IIIB. Im nördlichen Teil wird 1951 ein Haftarbeitslager für den Aufbau des EKO eingerichtet.
Nicht-Demontage

Die britische Militärregierung verfügt die Enteignung des Volkswagenwerkes und behandelt es als konfisziertes DAF-Vermögen. Sie läßt im September 1945 die Fertigung von Fahrzeugen für den Bedarf der Besatzungstruppen aufnehmen. Schon 1946 läuft der 10 000. Volkswagen vom Band. Der ursprüngliche Demontagebefehl wird Mitte 1947 aufgehoben. Diese Entscheidung und die Westbindung der späteren Bundesrepublik stellen die Weichen für den wirtschaftlichen Erfolg in den fünfziger Jahren. 1949 wird das Volkswagenwerk dem Bund und dem Land Niedersachsen zur treuhänderischen Verwaltung übergeben.

Flüchtlinge und Vertriebene

Durch die Ansiedlung von Vertriebenen, oft direkt von der - jetzt polnischen - gegenüberliegenden Oderseite, steigt die Zahl der Bevölkerung trotz der Kriegsverluste von 6.800 (1939) auf 7.700 (1950) Personen. In Fürstenberg herrscht Wohnungsnot.

Flüchtlinge und Vertriebene

Während die ehemaligen Lagerinsassen in ihre Herkunftsländer zurückkehren, füllt sich die Stadt mit wachsendem Flüchtlingsstrom erneut. Die Zuziehenden aus Mitteldeutschland und den ehemaligen deutschen Ostgebieten erhoffen sich Arbeit und Unterkunft durch das Werk. Die Bevölkerungszahl steigt von rund 19.000 (Dezember 1945) auf rund 27.000 (1950).

Politische Situation

Da die relativ starke CDU der Stadt eine Unterordnung unter die SED-Politik ablehnt, beginnt die SED 1950 eine Kampagne gegen sie. Der Pfarrer und der CDU-Fraktionsvorsitzende werden inhaftiert; die Mehrheit der CDU-Mitglieder verläßt die Partei. Viele verlassen auch die Stadt - in Richtung Westen.

Politische Situation

In Werk und Stadt hält sich zunächst ein ausgeprägt rechtsextremes Potential. Die Kommunalwahl von 1948 bringt der rechtsextremen Deutschen Rechtspartei (DReP) eine eindeutige Mehrheit. Die Wahl wird annulliert und wiederholt. Dabei erhält die Deutsche Partei (DP), die an die Stelle der inzwischen verbotenen DReP getreten ist, 48% der Stimmen. Als 2. Vorsitzender des VW-Betriebsrates amtiert von 1949 bis 1951 ein Vertreter der rechtsradikalen Sozialistischen Reichspartei (SRP).
 
Anfänge Eisenhüttenstadt nach oben Gründungsgeschichte Wolfsburgs