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aufbau west - aufbau ost
Die Planstädte Wolfsburg und Eisenhüttenstadt in der Nachkriegszeit
Wolfsburg. Die Volkswagenstadt

1955 rollte der millionste Volkswagen vom Band. Der "Käfer" wurde zum Symbol für das "Wirtschaftswunder" der fünfziger und sechziger Jahre, sein massenhafter Export bestätigte die Einbindung der Bundesrepublik in die Weltwirtschaft. Der Erfolg des Volkswagenwerkes und die auf Interessenausgleich bedachte betriebliche Sozialpolitik galten als Synonym für das Funktionieren der "sozialen Marktwirtschaft". Parallel zum Ausbau des Werkes vollzog sich das rasante Wachstum der Stadt, deren Planer und Architekten sich an zeitgenössischen westlichen Leitbildern einer "funktionellen" Stadt orientierten. 1958 machten die Flüchtlinge und Vertriebenen rund die Hälfte der 50.000 Einwohner aus. Nicht zuletzt im Lebensgefühl der Wolfsburger, das auf individuelles Vorwärtskommen setzte, spiegelte sich das Selbstverständnis der jungen Bundesrepublik in der Adenauer-Ära. VW-Generaldirektor Heinrich Nordhoff prägte Werk und Stadt. Wenngleich er betonte, daß er nicht über die "Grenze" des Mittellandkanals hinweg "regiere", griffen die Interessen von Werk und Kommune ineinander, denn es galt: "Was gut ist für das Werk, ist gut für die Stadt."

 

Stadtplanung in Wolfsburg nach 1945

Nach dem Zweiten Weltkrieg griff die Stadt Wolfsburg für ihre weitere städtebauliche Ausgestaltung auf den Planer Hans Bernhard Reichow zurück. Dieser hatte sich im Nationalsozialismus mit dem Konzept einer Stadtplanung exponiert, die die politische Gliederung der NSDAP in "Ortsgruppen" widerspiegelte. Nun sollte ausgerechnet Reichow als politisch scheinbar unverdächtiger Fachmann für ›ein neues Image‹ sorgen - weit entfernt von der durch Speer inspirierten Koller-Planung. Das städtebauliche Leitbild, das Reichow auch seinen Wolfsburger Planungen zugrunde legte, war das der "aufgelockerten Stadtlandschaft". Es sah eine zellenartige, "organische" Zerlegung des Stadtkörpers vor.

 

Stadtplanung unter Peter Koller

Peter Koller, Planer der "Stadt des KdF-Wagens", prägte auch nach 1945 das Gesicht der Stadt. Zunächst freiberuflich als Berater für die Kommune tätig, wurde er 1955 zum Stadtbaurat berufen. Kollers bis 1960 währende Amtszeit fiel zusammen mit dem Prosperieren von Werk und Stadt. Die fünf Waldsiedlungen, die als sozialer Wohnungsbau unter seiner Federführung entstanden, entsprachen dem Leitbild westdeutschen Städtebaus ihrer Zeit: dem der "gegliederten und aufgelockerten Stadt". Dieses ist in Wolfsburg besonders deutlich sichtbar, weil es in der aufstrebenden Volkswagenstadt rascher umgesetzt, komfortabler ausgestaltet und günstiger finanziert werden konnte. Koller legte seinen Planungen - und das war damals keineswegs selbstverständlich - Befragungen der zukünftigen Bewohner zugrunde. Er ließ ihre Lebensgewohnheiten akribisch erforschen und gestaltete die Mustergrundrisse nach dem ›Durchschnitt‹ ihrer Wohnbedürfnisse.

 

Der Rathausneubau

1954 schrieb die Stadt Wolfsburg einen Wettbewerb für ein neues Rathaus aus. Von den eingereichten Beiträgen erwartete der Rat der Stadt Vorschläge zur Gestaltung der neuen städtischen Mitte. Den ersten Platz belegte der Wolfsburger Architekt Titus Taeschner, der zweite Preis ging an den Berliner Paul Baumgarten. Eingeweiht wurde das Wolfsburger Rathaus 1958. Sein Erbauer, Titus Taeschner (geb. 1905), war bereits in den dreißiger Jahren am Aufbau der Stadt maßgeblich beteiligt gewesen. Nun orientierte er sich an der internationalen Moderne westlicher Prägung: Besonders der transparente Flachbau mit Glasfassade wurde als Zeichen ›durchschaubarer‹ demokratischer Strukturen in der jungen Bundesrepublik und der Kommune interpretiert. Das Gebäude, dessen Hochhaustrakt neben den Schloten des VW-Werkes bis heute die Stadtsilhouette dominiert, spiegelt Reichtum und Selbstbewußtsein der aufstrebenden Stadt.

Türen zum Rathaussitzungssaal
Wolf
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