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Cölln

Ort: Cölln.
Name: Burg auf dem Cöllnischen Werder, Stadtschloss.
Bezirk: Mitte.
Bundesland: Berlin.
Bestand: Archäologische Nachweise.
Datierung: 2. Hälfte 12. Jh. (Alter Hof); 1443-1450/51, 1464, 1536.
Erwähnungen: 1261: „apud aulam Berlin”.
Besitzergeschichte: Im Besitz der Markgrafen von Brandenburg, später Schloss der Könige von Preußen.
Baugeschichte: Der „Alte Hof”, wahrscheinlich eine befestigte Anlage, wurde vermutlich in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts errichtet. 1271 gaben die Markgrafen einen Teil der Burg an die Franziskaner und besaßen danach nur noch das unbefestigte „Hohe Haus” in der Klosterstraße.
Ab 1443 ließ Kurfürst Friedrich II. in Cölln auf der Spreeinsel das kurfürstliche Schloss errichten. Vorangegangen waren innerstädtische Unruhen, die sich gegen den Kurfürsten und sein Bestreben, städtische Freiheiten zu beschneiden, richteten. Friedrich II. unterwarf die die Doppelstadt seinen Wünschen. Auf der Spreeinsel musste ihm ein Areal zur Errichtung des Schlosses abgetreten werden. Im Zuge des „Berliner Unwillens” 1447/48 wurde die Schlossbaustelle geflutet. Bereits seit 1451 war Cölln die Hauptresidenz des Kurfürsten.
Das Schloss Friedrichs II. war vermutlich eine rechteckige Anlage mit Mauertürmen und einem längsrecheckigen Gebäude entlang der Spree. Die Schlosskapelle wurde seit 1464 von dem Zerbster Baumeister Claus Sandow ereitert.
Nach der Verlegung des in der Schlosskapelle angesiedelten Domstifts in die Dominikanerkirche im Jahr 1536 wurde durch Caspar Theiss mit dem Umbau der spätmittelalterlichen Anlage zu einem Renaissanceschloss begonnen. Vorbild war das Schloss von Torgau. Hans Schenk aus Schneeberg war mit dem größten Teil der Steinmetz-und Bildhauerarbeten betraut. Das „Neue Schloss” war ein dreigeschossiger Bau entlang der zur Stadt gelegenen Stechbahn. An der Außenseite befand sich ein zweigeschossiger Balkon, zu Schlosshof hin ein offener Treppenturm. Vor dem Gebäude standen zwei runde Türme.
Der ältere Flügel entlang der Spree war im Zuge der Umbauarbeiten vermutlich abgerissen und neu errichtet worden. Die Kapelle erhielt einen reich verzierten Turm. Der „Grüne Hut”, ein Turm des Schlosses Friedrichs II., war stehen geblieben.
In den 1570er Jahren führte Hans Rädel Instandsetzungsarbeiten aus. Seit 1578 erweitere Rochus Graf zu Lynar die Anlage. Das „Dritte Haus” war ein viergeschossiger Eckbau mit Wedeltreppenturm als Erweiterung der kurfürstlichen Wohnung. 1585 enstand die zweigeschossoge Hofapotheke. Um 1590 wurde das Herzoginnen-Haus, ein selbstständiges Miniaturschloss, errichtet, 1593 das „Quergebäude”.
Es folgte eine nächste Erweiterungsphase, die das Erscheinungsbild mit der Schließung des äußeren Schlosshofes durch die Errichtung von Ganggebäuden, Altan- und Terrassenbauten veränderten. Um 1640 sind Instandsetzungsarbeiten belegt. 1646 wurde neben dem Schloss der „Lustgarten” angelegt, 1647/48 wird das Schloss im Auftrag Kurfürst Friedrich Wilhelms im Stil des holländischen Frühbarock erneuert. 1678/79 wird der „Kurfürstenflügel errichtet.
Von 1698 bis 1706 wird der Ausbau des Schlosses zur barock Anlage, zunächst unter Andreas Schlüter, vorgenommen. Nach dem Einsturz des Münzturm 1706 wird Schlüter entlassen. Der Weiterbau erfolgt unter der Leitung von Johann Friedrich Eosander von Göthe, seit 1713 war Martin Heinrich Böhme Schlossbaumeister.
Im 19. Jahrhundert erfolgen weitere Um- und Ausbauarbeiten. Bereits im Mai 1944 wurde das Schloss durch Bomben beschädigt. Am 3. Februar 1945 erfolgte die weit gehende Zerstörung bei einem Bombenangriff auf Berlins Mitte. 1950 wurden die Reste des Schlosses gesprengt. Nach der Nutzung als Aufmarschplatz wurde 1973 bis 1976 der Palast der Republik errichtet, der von 2006 bis 2009 abgerissen wurde.
Die Planungen für einen „Wiederaufbau”, also einen historisierenden Neubau mit imitierender Fassade, wurden nach langem Streit vom Bundestag beschlossen, mussten jedoch im Juni 2010 wegen der durch die Fianzkrise verschärften Sparzwänge aufgeschoben werden.
Untersuchungen: Im Rahmen der Errichtung des Palastes der Republik wurden nur wenige archäologische Beobachtungen dokumentiert. Besonders der Bereich des Schlosses Friedrichs II. aus dem 15. Jh. wurde durch die Baugrube des Palastes zerstört, so dass bei den neueren Untersuchungen kaum Erkenntnisse dazu gewonnen werden können. Zur Vorbereitung des Humboldt-Forums (sog. „Wiederaufbau” des Hohenzollernschlosses) wurde das gesamte Areal von 20.. bis 2009 archäologische untersucht.
Literatur: BÖCKER, Dagmar/BÖCKER, Heidelore, Berlin-Cölln. In: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Ein dynastisch-topographisches Handbuch. Teilband 2: Residenzen. Hrsg. von Werner Paravicini. Ostfildern 2003, S. 50–57;
ELLRICH, Hartmut, Das Berliner Schloss. Geschichte und Wiederaufbau. Petersberg 2008;
HANDBUCH DER HISTORISCHEN STÄTTEN Deutschlands 10, Berlin und Brandenburg, hrsg. von Gerd Heinrich. Stuttgart 1995, S. 20-38;
KLÜNNER, Hans-Werner, Vom Hohen Haus zur „Burg“ Kurfürst Friedrichs II. In: Peschken/Klünner 1982, S. 11–19;
MALLIARIS, Michael, Kloster, Schloss und Domstift. Grabungen unter dem Schlossplatz in Berlin-Mitte. In: Archäologie in Berlin und Brandenburg 2008, Stuttgart 2010, 79–82;
NEUGEBAUER, Wolfgang, Residenz – Verwaltung – Repräsentation. Das Berliner Schloß und seine historischen Funktionen vom 15. bis 20. Jahrhundert, Potsdam 1999;
PESCHKEN, Goerd/KLÜNNER, Hans-Werner, Das Berliner Schloß. Frankfurt/Wien/Berlin 1982;
SCHICH, Winfried, Anlage und Funktion des Schlosses und des Schloßbezirks in Mittelalter und Renaissance. In: RIBBE, Wolfgang (Hrsg.): Schloß und Schloßbezirk in der Mitte Berlins. Das Zentrum der Stadt als politischer und gesellschaftlicher Ort (Publikationen der Historischen Kommission zu Berlin), Berlin 2005, S. 25–44.
Autor: Christof Krauskopf.