Der Weltkrieg 1914 - 1918
Ereignis und Erinnerung

Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums
Kurator: Dr. Rainer Rother

13. Mai bis 15. August 2004, Pei-Bau

 

Ziele der Ausstellung

Die Erfahrung des "totalen Krieges"

Ein Ziel der Ausstellung ist die Vermittlung der grundlegend neuen Kriegserfahrung in den Jahren 1914 bis 1918. Die bis dahin bei den am Krieg beteiligten Nationen vorherrschenden Vorstellungen hatten mit der Realität des Krieges nichts mehr gemein. Diesen Konflikt zu zeigen, für den schon während der Kampfhandlungen der Begriff des "totalen Krieges" geprägt wurde und den viele Zeitgenossen bereits in seiner epochalen Tragweite begriffen, ist ein Anliegen der Ausstellung.




Bei Ausschachtungsarbeiten in der Nähe von
Ypern wurde vor wenigen Jahren ein englischer
Schützengraben freigelegt.
Für seinen Bau wurden bereit
s die sogenannten „A-Frames“ verwendet.
Copyright: De Diggers, Ypern

 


Die ausreichende Versorgung mit
Munition wurde schon im ersten Kriegsjahr für alle Nationen zum
Problem und konnte in Russland bis Kriegsende nicht vollständig gelöst werden.

Copyright: DHM

Millionen von Kriegsgefangenen
mussten im Kriegsverlauf
untergebracht und verpflegt werden.
Das Modell zeigt ein englisches Kriegsgefangenlager in Ägypten.

Copyright: DHM

Darstellungen toter Soldaten blieben im Krieg weitgehend tabuisiert. Ausnahmen bildeten Photos gefallener Gegner, die zum Teil, wie hier, sogar als Postkartenmotiv in die Heimat geschickt wurden.
Copyright: DHM

 

Ein Ereignis von epochaler Tragweite

Die Ausstellung möchte die Auseinandersetzung mit den Folgen des Ersten Weltkrieges fördern. Die gesellschaftlichen und politischen Konsequenzen der Kriegsjahre und des Friedensvertrages von Versailles reichen bis in unsere Gegenwart.

Berlin ist dabei aus vielen Gründen der geeignete Ort, um eine solche Ausstellung zu zeigen. Berlin war der Ort, an dem am 9. November 1918 die Republik ausgerufen wurde. Lange Zeit war Berlin als geteilte Stadt Symbol des Kalten Krieges und nach dessen Ende ist in den letzten Jahrzehnten eine neue weltpolitische Lage entstanden.Heute hat Berlin eine zentrale Bedeutung als Drehscheibe für Ost und West.

Diese Entwicklung hat Ereignisse und strukturelle Prozesse in Gesellschaft und Politik ins Gedächtnis gebracht, die ihren Ursprung am Beginn des 20. Jahrhunderts haben.

 

Waffenstillstand an der Ostfront
Copyright: DHM

Invaliden prägten das Stadtbild nach Kriegsende, nicht nur in Deutschland.
Für sie mussten die unterschiedlichsten Prothesen entwickelt werden.

Copyright: DHM

Auf dieser Schießscheibe artikuliert sich in besonders krasser Form der deutsche Protest gegen die Ruhrbesetzung im Jahr 1923.
Copyright: DHM

 

Grabstein vom
Familiengrab Janssen
mit Widmung für den
im Ersten Weltkrieg
gefallenen Gardepionier Hermann Janssen,
nach 1918.

Copyright: DHM

Unterschiedliche Erinnerungskulturen

Schließlich möchte die Ausstellung die Erinnerungskultur des Ersten Weltkrieges in vergleichender Perspektive aufzeigen und somit der europäischen und internationalen Verständigung dienen.Dem Publikum soll vermittelt werden, welch unterschiedliche Rolle der Erste Weltkrieg im kollektiven Gedächtnis der Nationen spielt.Die Ausstellung führt die Tatsache vor Augen, dass es in Deutschland keine kontinuierliche Erinnerung an den Ersten Weltkrieg gibt. Der Blick auf die Jahre 1914-18 war zunächst durch die Abwehrhaltung gegenüber dem Kriegsschuldvorwurf und der Niederlage verstellt.

Bis heute steht der Erste Weltkrieg hierzulande im Schatten der NS-Zeit, der Diskussion über die Entfesselung des Zweiten Weltkrieges und über den Holocaust - und dies mit Recht. Dagegen ist besonders bei unseren westlichen Nachbarn die Erinnerung an den "Großen Krieg" noch immer lebendig.
In Frankreich ist der 11. November, der Tag des Waffenstillstands, ein Nationalfeiertag. In England und Ländern des ehemaligen Empire dient der 1. Juli, der Jahrestag der Somme-Schlacht, als Anlass, ehemalige Schlachtfelder und Soldatenfriedhöfe zu besuchen.

Jedes Jahr am 25. April wird mit zahlreichen Zeremonien und Feierlichkeiten an die Landung australischer und neuseeländischer Truppen auf der Mittelmeerhalbinsel Gallipoli erinnert. Der ANZAC-Day (benannt nach dem Australian and New Zealand Army Corps) ist in Australien und Neuseeland bis heute einer der wichtigsten nationalen Feiertage. In den osteuropäischen Staaten wiederum ist die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg weitgehend durch die Revolutions- und Unabhängigkeitserfahrungen überlagert.

Der Besuch ehemaliger
Schlachtfelder gehörte
zur Erinnerungskultur
nach dem Ersten Weltkrieg.
Mit ihnen verband sich immer
auch ein touristischer Aspekt.

Copyright: DHM

Schale mit 4 Porträts und durchbrochenem Rand,
Deutschland 1914–16.
Abgebildet sind: der deutsche Kaiser Wilhelm II., der österreichisch-ungarische Kaiser Franz-Josef I., der bulgarische König Ferdinand sowie der türkische Sultan M. Risat.

Copyright: DHM

 

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