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Die eigene Haut – Bodycheck und Körperlandschaft

 

Der Körper spielt in der Jugend eine besondere Rolle. In kurzer Zeit können junge Menschen Veränderungen an ihm wahrnehmen, wobei er einer steten Entwicklung und einem Prozess des Erwachsenwerdens unterworfen ist. Zugleich bemerken sie, dass ihre Haut und ihr Körper nicht nur Schutz sind, sondern auch äußere Darstellungsform, an die gesellschaftliche Normen geknüpft sind.

 

Die Inszenierung des Körpers nimmt auch deshalb in einer Vielzahl der beim Deutschen Jugendfotopreis eingereichten Arbeiten einen besonderen Stellenwert ein. Zumeist setzen sich die Fotografinnen und Fotografen künstlerisch mit ihrem Motiv auseinander und tragen so dem ästhetischen Erlebnis Rechnung, welches der Körper bietet. Diese Aufnahmen arbeiten häufig mit Bildausschnitten, die nicht den ganzen Körper zeigen, sondern nur zaghaft Nacktheit in Szene setzen.

 

In besonderem Maße tritt seit den 1980er Jahren jedoch auch – gleich einer Kehrseite – die Wahrnehmung von vermeintlichen Unzulänglichkeiten am Körper hervor. Das Werben für Fitness- und Muskeltraining sowie Diäten und Schönheitsoperationen suggeriert, dass der Körper, wenn man nur will, zu modellieren sei. Normative Erwartungen, die der junge Mensch an sich herangetragen bekommt oder denen er sich in seinem sozialen Umfeld ausgesetzt fühlt, lassen ihn in einen Wettstreit mit dem Idealkörper treten. Die Fotografien thematisieren auf vielfältige, auch humoristische oder teils erotische Weise eine Auseinandersetzung mit dem Erscheinungsbild des eigenen Körpers. Und so steht beides nebeneinander: die Freude an der Darstellung des Körpers und der kritische Umgang mit Idealvorstellungen.

 

Einige Fotografien zeigen allerdings eine noch viel drastischere Folge der Körperwahrnehmung: die besonders bei jungen Mädchen auftretende Magersucht. Daran erkrankte Menschen versuchen durch die Kontrolle über das Körpergewicht, ihr Selbstwertgefühl zu stabilisieren und mit ihrer Entsagung vom Essen eine unabhängige Identität zu erlangen. Mit der stärkeren öffentlichen Bekanntmachung und der Diskussion über die Gründe des psychischen Leidens thematisieren auch einige Arbeiten des Deutschen Jugendfotopreises die lebensbedrohliche Erkrankung. Es sind konzeptionelle Arbeiten, welche die Kluft zwischen der eigenen Wahrnehmung der Betroffenen und dem außenstehenden Betrachter drastisch, aber ohne jeden Voyeurismus verdeutlichen.

 

Die unterschiedlichen Arbeiten von der Ästhetisierung des Körpers, über die ironische Darstellung von der Abweichung der Norm bis zur Thematisierung autoaggressiven Verhaltens, verdeutlichen das komplexe Zusammenspiel zwischen Körper und Seele, das bei jungen Menschen noch leicht aus der Balance geraten kann.

Achim Schulte, ohne Titel, 1983, Deutscher Jugendfotopreis/DHM
Ralph Baiker, ohne Titel, 1986, Deutscher Jugendfotopreis/DHM
Corinna Steinhoff, ohne Titel, 2004, Deutscher Jugendfotopreis/DHM
Laura Gertenbach, ohne Titel, 1999, Deutscher Jugendfotopreis/DHM
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