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Politische Broschüren
im Kalten Krieg
1967 bis 1963
(von Klaus Körner)

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"800 Nazi-Blutrichter
- Stützen des Adenauer-Regimes"

satirische Entwürfe für DDR-Briefmarken, 1953         

Anfang 1954 wurde in Ost-Berlin der "Ausschuß für Deutsche Einheit" gegründet. Haupttätigkeitsgebiet dieses Gremiums war die politische Diffamierung der Bundesrepublik durch Weißbücher bzw. Braunbücher. Albert Norden, der Propagandachef der DDR, machte sich den Bewußtseinswandel in der Bundesrepublik im Hinblick auf die NS-Zeit zu Nutze. In den Gründerjahren der Bundesrepublik hatte eine Tätigkeit im Dritten Reich oder eine Zugehörigkeit zur NSDAP nicht als Makel gegolten. Das änderte sich seit dem "Ulmer Einsatzgruppenprozeß" 1958. Entsprechend legte man das Schwergewicht der Weißbücher auf die NS-Belastung von Prominenten des Bonner Staates. Es begann 1959 mit einem Weißbuch, auf dessen braunem Umschlag stand: "Wir klagen an. 800 Nazi-Blutrichter - Stützen des Adenauerregimes". Fotokopien mit Urteilen dieser Richter konnte man in einer dazu arrangierten Ausstellung durchlesen. Ein Teil des Materials wurde dann in der Bundesrepublik als Wanderausstellung des "Sozialistischen Deutschen Studentenbundes" unter dem Titel "Ungesühnte Nazi-Justiz" gezeigt.

             

In schneller Folge erschienen dann Schriften über General Heusinger, Bundesminister Oberländer, Staatssekretär Globke und Generalbundesanwalt Fränkel. Bei diesen Folgedokumenten hatte Norden dafür gesorgt, daß echte Dokumente mit nachträglichen Fälschungen "angespitzt" wurden. Das Material lieferte eine Fälscherwerkstatt in Potsdam. Die "Beweisführung" war in der Regel so angelegt, daß immer noch genügend Belastungsmaterial übrig blieb, falls sich in einem langwierigen Prozeß beweisen ließe, daß einige Dokumente nicht echt waren. Die Dokumentationen wurden meist auf internationalen Pressekonferenzen vorgestellt und auch in mehreren Sprachen verbreitet. In Ergänzung dazu wurden dann Dokumentarfilme des DDR-Fernsehens ausgestrahlt, so "Unternehmen Teutonenschwert" über General Speidel, "Mord in Lwow" über Minister Oberländer und "Aktion J" über Staatssekretär Globke. Die Wirkung dieser im Medienverbund betriebenen Kampagne war ungleich größer als der wahllose Massenversand von langweiligen Broschüren, wie er in den frühen 50er Jahren betrieben wurde. Der Prozeß gegen Eichmann in Jerusalem verschaffte der Auseinandersetzung mit dem Erbe des Dritten Reiches zusätzlich internationale Publizität, die die Bundesregierung lieber vermieden hätte.

               

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