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JUBILÄUMSGESCHIRR ZUR SILBERNEN UND GOLDENEN
HOCHZEIT
HERSTELLER: KRISTER PORZELLANMANUFAKTUR, WALDENBURG
(SCHLESIEN); C.T. ALTWASSER; A. KIPPSILBER, KÖNIGSZELT; ÜBERWIEGEND
OHNE MARKE UM 1890-1920; WEIBES PORZELLAN; BEMALUNG IN GRÜN, SILBER,
GOLD DHM 1988/451, 1109-1113, 1115-1117; 1989/933 F.,966-972
DHM, BESTAND ZEUGHAUS (MK 86-12, 13) ABB. SEITE
54
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Als Geschenke zur Silbernen und Goldenen Hochzeit
waren um die Jahrhundertwende mit einer Widmung versehene Tassen und Teller
sehr beliebt. Auch Butterdosen (hier geschmückt mit der Aufschrift
"Einst Myrtenkranz, jetzt Silberglanz"), Bierkrüge ("Zur
Silbernen Hochzeit"), ja sogar ganze Jubiläums-Kaffeeservices
wurden dem Jubelpaar geschenkt.
In manchen Familien schmückte das Geschirr am Tag des Festes die
Tafel, doch üblicherweise präsentierte die Hausfrau es zusammen
mit den Sammeltassen in einer Vitrine in der guten Stube, um an den feierlichen
Tag zu erinnern.
Das vor allem in Schlesien, Thüringen und Bayern gefertigte Porzellan
wurde direkt in den Fabriken oder von Porzellanmalern, die die noch unverzierte
Ware bezogen, mit Aufschriften und Widmungen versehen. Auch persönliche
Wünsche konnte der Kunde äußern, doch die meisten Stücke
waren keine Auftragsarbeiten, sondern seriell gefertigt. Diese Massenprodukte
waren auch für die weniger gut verdienenden Schichten der Bevölkerung
erschwinglich.
Die Farbgebung des Geschirrs paßte sich dem Anlaß an: vorherrschend
sind die Farben Grün und Silber bzw. Gold. Die Palette der Aufschriften
reicht von schlichten Widmungen ("Der Silberbraut", "Dem
Silberbräutigam") bis zu Reimen wie: "In der Locke Silberweiß,
schmückt einst gold'nes Myrthenreis" oder: "Es mög'
wie Silber hell und rein, der Abend Eures Lebens sein". Daß
so manche Widmung sich auf unterschiedlich gestalteten Tellern und Tassen
wiederholt, zeigt, daß die Versatzstücke immer wieder neu arrangiert
wurden. Seltener sind persönliche Widmungen wie zum Beispiel: "Hoch
lebe das Jubelpaar Paul und Andromeda Kutzner geb. Emmermann. Zum 11.
Februar 1891".
Die Sinnsprüche beschwören eine ununterbrochene Kette des Lebens
zu zweit bis ins hohe Alter hinein: "Grün ist es gewesen, Silber
ist es geworden, & Gold wird es noch werden" oder: "Es lebe
froh das Jubelpaar noch ferner 25 Jahr"; "Was wir heut mit Silber
kränzen, mög' dereinst im Golde glänzen"; "Die
Zukunft strahle froh und hold und winde Euch den Kranz von Gold."
Vergegenwärtigt man sich, daß das Erleben einer Silberhochzeit
um die Jahrhundertwende keineswegs selbstverständlich war, aber immer
mehr Ehepaare zusammen alt wurden, dann kann man die massenhafte Verbreitung
dieses Jubiläumsgeschirrs auch als Ausdruck einer neuen sozialen
Erfahrung deuten.
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