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BILDERBOGEN "MÜTTERLICHE ERMAHNUNGEN"
HERSTELLER: MAY, MÜLLER UND LOHSE DRESDEN,
UM 1900; CHROMOLITHOGRAPHIE; EIWEISSLASIERT; 52 X 43 CM (MIT ORIGINALRAHMEN)
MUSEUM FÜR VOLKSKUNDE, BERLIN (33 R 617)
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Unter der Darstellung der Mutter und der aufmerksam
lauschenden Tochter befindet sich der mahnende Spruch: "Wenn Du noch
eine Mutter hast, so danke Gott und sei zufrieden."
Der Unterschied dieses Bilderbogens zum männlichen Pendant ist bezeichnend:
Während der Sohn in die Welt hinausstrebte, bemühte sich die
Tochter darum, es der Mutter an weiblichen Tugenden wie Häuslichkeit
etc. gleichzutun.
Dem entsprach in der Realität der Jahrhundertwende der äußerst
geringe Umfang des Besuchs höherer Schulen durch Mädchen. Für
sie wurde, auch wenn sie aus wohlhabenden Bürger- oder Adelskreisen
kamen, die Vorbereitung in Mädchenpensionaten auf den Beruf als Frau
und Mutter als angemessen angesehen, die Ausbildung in höheren Schulen
oder gar Universitäten aber als Entwicklung zu einem für Männer
nicht mehr attraktiven, intellektuellen "Blaustrumpf" eingeschätzt
und dementsprechend als unweiblich abgelehnt.
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