Mythen der Nationen. 1945 - Arena der Erinnerungen

Fast 60 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ist es möglich, eine Geschichte der Bilder und Vorstellungen zusammenzutragen, die sich Europa, die USA und Israel vom Zweiten Weltkrieg und vom Völkermord gemacht haben. Nirgendwo sind die Erinnerungen an den Krieg verblaßt. Sie werden vielmehr in immer neuen Varianten aktualisiert.
Der Mythos von der widerständigen Nation, der die Länder sofort nach Kriegsende am nachhaltigsten prägte, besaß eine solche Überzeugungskraft, daß er von der Mehrheit der Bevölkerung angenommen wurde. Kollaboration und Mitläufertum wurden vorerst verdrängt und beschwiegen. Doch ist die Dialektik von Verdrängung und Mythisierung – so die These unserer Ausstellung – nicht zu trennen von der Befriedung der Gesellschaften, die den Neubeginn in Europa ermöglichte.
Erinnerungen formieren sich immer wieder neu. Die kritische Wiederaneignung zuvor tabuisierter Ereignisse der Vergangenheit stand im Westen unter dem Paradigma des Völkermords an den europäischen Juden. Nach der Wende von 1989 änderte sich in den Ländern jenseits des ehemaligen Eisernen Vorhangs der Blick auf den Krieg. Hier stand zunächst die Abrechnung mit dem Stalinismus und der Sowjetunion im Vordergrund. Hinzu kam die Frage nach den Opfern des Völkermordes an den europäischen Juden, die aus eigenem Antrieb, aber auch vom Westen im Zusammenhang der gewünschten Westintegration gestellt wurde.
Insgesamt ist die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg und an den Völkermord zentraler Bestandteil einer neu entstehenden europäischen Öffentlichkeit geworden. Doch ist nicht davon auszugehen, daß der kategorische Erinnerungsimperativ des Westens im Osten Europas ohne weiteres übernommen werden kann. Die unterschiedlichen Geschichtskonstruktionen zum Zweiten Weltkrieg werden sich weiterhin in einer umkämpften „Arena der Erinnerungen“ ereignen.

Das Gedächtnis manifestiert sich in den unterschiedlichsten Medien, angefangen bei Photographien über Bücher, Orden, Medaillen und Münzen, Plakate, Postkarten und Souvenirs, Gemälde und Skulpturen bis hin zu Filmen. All diese Objektgruppen finden sich in der Ausstellung, darunter mehr als 50 Filmausschnitte.
 
 
 
 
   
 
   
   
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