Mythen der Nationen. 1945 - Arena der Erinnerungen  
   
 


Dänemark

David gegen Goliath

Noch vor Kriegsende entstanden in Dänemark der Mythos vom gemeinsamen, nationalen Widerstandskampf und die Identifikation vieler Einzelner mit den wirklichen Freiheitskämpfern. Die dänische Nachkriegsgesellschaft integrierte sowohl die Minderheit der ehemaligen Widerstandskämpfer als auch die Mehrheit der ehemaligen Kollaborateure und Mitläufer. In der Folge sahen sich praktisch alle Dänen nach der Kapitulation der deutschen Truppen in Dänemark am 5. Mai 1945 als Widerstandskämpfer. An dieser Problematik zu sehr zu rühren, hätte den angestrebten gesellschaftlichen Konsens in Gefahr bringen können. Deshalb wurde sie weder in der Politik noch im privaten Umfeld wirklich thematisiert. Der damit ins Konturlose erweiterte Widerstandsbegriff handelte schließlich mehr von angeblichen Einstellungen als von Taten.
Eine Tendenz zur Neuinterpretation machte sich 1993 zum 50. Jahrestag des Augustaufstandes bemerkbar. 1995 wurden – wie erstmals 1985 – umfangreiche Staatsmittel für Gedenk- und Informationsveranstaltungen bereitgestellt. Verfügten die Widerstandsveteranen 1985 noch maßgeblich über Einfluß, hatte ihre Stimme 1995 kaum mehr Gewicht.
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Eine von der Königlichen Porzellanmanufaktur zu Kopenhagen im Befreiungssommer 1945 entwickelte, aber nicht auf den Markt gebrachte Statuette zeigt die vielschichtige Bewältigung der vom Widerstand ausgehenden Herausforderungen. Lässig an ein Verkehrszeichen gelehnt, präsentiert der flapsig-jungenhafte Widerstandskämpfer seine Waffe, den Sten Gun. Am dänischen Stahlhelm mit der nachträglich angebrachten Trikolore der Freiheitskämpfer erkennt man sowohl den militärischen als auch den improvisierten Charakter des Widerstandes. Die blau-rot-weiße Farbgebung verdeutlicht die Bindung der dänischen Widerstandsbewegung an die Alliierten. Dem erröteten Milchgesicht ist abzulesen, daß es sich wohl nicht um eine politisch ernstzunehmende, geschweige denn gesellschaftsverändernde Kraft handelt. Damit versinnbildlicht die Figur gleichzeitig Aneignung und Marginalisierung des Widerstandes.
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Das Plakat, das zur Eröffnung des Museums des dänischen Widerstandes publiziert wurde, bezieht sich auf ein beliebtes Motiv dänischer Selbstbehauptung: klein, aber oho. Vorbei an den riesenhaften Beinen eines Wehrmachtssoldaten schmuggeln dänische Jugendliche Sabotagematerialien. Sie zeigen dabei, daß Wendigkeit und Schlauheit des Kleinen der Dummheit des Großen überlegen ist. Das Motiv spielt auf eine Sabotageaktion von 1943 an, als in Bierkisten gelagerte Sprengmittel in eine Wehrmachtsunterkunft geschmuggelt worden waren. Wie David gegen Goliath siegen die Widerstandkämpfer durch Mut und Intelligenz.
   
 
   
 
   
   
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