Mythen der Nationen. 1945 - Arena der Erinnerungen  
   
 


Niederlande

Wir sind die Guten

In den ersten fünfzehn Jahren nach dem Krieg herrschte in den Niederlanden die Vorstellung vor, daß eine unbarmherzige, grausame Besatzungsmacht ein unschuldiges Volk angegriffenen habe. „Das niederländische Volk“ als Akteur der Geschichte dominiert auch die zweite historiographische Phase. Protagonist dieser Sicht ist Lou de Jong. Beim breiten Publikum ist sein Einfluß auf die Interpretation der Besatzungszeit in den Nachkriegsjahren kaum zu überschätzen.
De Jongs Geschichtsschreibung erfolgte mit sinngebender Perspektive, in moralischem Interesse, wie er selbst es nannte. Vor allem aus dieser Perspektive erschienen Handlungen und Verhaltensweisen in der Besatzungszeit implizit mehr oder weniger moralisch. Individuen, Instanzen und Institutionen wurden stillschweigend als „gut“ oder „böse“ kategorisiert. Die Mehrheit der Bevölkerung war de Jongs Analyse zufolge während der historischen Ausnahmezeit der Besatzung „gut“. Zweifelsfälle behandelte er reserviert und ausweichend. Die Niederlande waren in ihrer Selbstwahrnehmung ein mutiges und standhaftes Land.
Vergrößerung
Zwischen Mai 1960 und Mai 1965 wurde in 21 Folgen die Serie „De Bezetting“ im Fernsehen ausgestrahlt. Für die meisten Niederländer bestimmte die Serie lange Zeit das Bild vom Krieg. Zum ersten Mal wurden die bruchstückhaften, individuellen Erinnerungen zu einer nationalen Historie geformt. In „De Bezetting“ ist alles zusammengefaßt: die Niederlage, der Druck und „unser“ Widerstand. Das Wort war vorrangig, wobei die Interviews mit Augenzeugen durch Filmsequenzen illustriert wurden – wie der Filmausschnitt zeigt. Den Augenzeugen, die in der Regel ein gewisses gesellschaftliches Gewicht hatten, wurde viel Platz für ihre Erinnerungen und Ansichten eingeräumt. Es gab in „De Bezetting“ keine allgemein gefaßte Kritik an den niederländischen Behörden und der Bevölkerung bezüglich Kollaboration und Passivität. Die erste Reaktion war positiv: Die Serie erhielt rasch den Status eines nationalen Mahnmals. Die Ausstellungstafel zeigt de Jong bei einer Setaufnahme.
   
   
 
   
 
   
   
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