Mythen der Nationen. 1945 - Arena der Erinnerungen  
   
 


Tschechien

Nie wieder München!

Traumatisch ist die Erinnerung der Tschechen an das Münchener Abkommen, das 1938 die Abtretung der hauptsächlich deutschsprachigen Grenzgebiete an das Deutsche Reich erzwang. Das Abkommen hat die Feindschaft zwischen Besatzern und den Besetzten und überhaupt zwischen Deutschen und Tschechen besiegelt. Die Tschechen sehen sich als Volk, das durch das Versagen der westlichen Demokratien ohnmächtig dem Einmarsch der Wehrmacht zuschauen mußte.
Die Zeit der Okkupation wird als eine Zeit des Widerstandes, der viele Opfer gekostet habe, wahrgenommen. Die Erinnerung an Lidice wurde unter kommunistischer Herrschaft besonders gepflegt, um die Brutalität des Nationalsozialismus darzustellen. Auf die Tat der Widerstandskämpfer konnten sich die Kommunisten nicht beziehen, da für das Attentat auf Heydrich die Exilregierung unter Beneš verantwortlich war. So machten sie die Exilregierung auch für dessen furchtbare Konsequenzen verantwortlich.
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Im Zentrum der Erinnerungen steht das Münchener Abkommen von 1938. 1948 wurde das Trauma von München mit dem Plakat „Již nikdy Mnichov“ – Nie wieder München instrumentalisiert, um die Notwendigkeit des Bündnisses mit der Sowjetunion zu beweisen. Auffallend ist das Wort „nikdy“ – niemals, welches leuchtend weiß hervorgehoben ist. Dahinter verschwindet fast das zerlaufende Hakenkreuz. „Mnichov“ ist in Fraktur gesetzt, also in der Schrift, die den Besatzern zugeordnet ist. Darüber rollt der berühmte Panzer T 34 der Roten Armee mit tschechoslowakischer Fahne. Diese Kombination – T 34 und Nationalflagge – sollte darauf verweisen, daß sich die Tschechoslowakei auf die Sowjetunion verlassen kann, anders als früher auf die westlichen Verbündeten.
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Anläßlich des 30. Jahrestages des Münchener Abkommens erschienen Briefmarken mit Reproduktionen von Kinderzeichnungen, die im Konzentrationslager Theresienstadt entstanden waren. Der zehnjährige Jirí Beutler hatte wie viele andere Kinder seine schrecklichen Erfahrungen gemalt und die Stigmatisierung durch den Judenstern dargestellt. Der Text auf der Briefmarke hingegen bezieht sich auf das Münchener Abkommen. Der Verrat von München soll damit direkt in den Völkermord geführt haben.
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Die Briefmarke von 1972 zeigt ein eher abstrahierendes Bild von Lidice. Auch hier steht die Opfererzählung im Vordergrund. Auf die Attentäter gibt es keinen Verweis.




 
   
 
   
   
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