Mythen der Nationen. 1945 - Arena der Erinnerungen  
   
 


Finnland

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Finnland paßte sich in der offiziellen Darstellung seiner Geschichte bis Ende der 80er Jahre der sowjetischen Interpretation an. Diese hatte die Finnen jahrzehntelang beschuldigt, den Winter- wie den Fortsetzungskrieg provoziert zu haben. Im absoluten Gegensatz dazu stand allerdings mehrheitlich die Haltung der Bevölkerung, die das Andenken der Kriege durch Heldengräber und Denkmäler, durch Gedenktage, Kunstwerke und Memoiren pflegte. Sie stellte den Kampf um ihre nationale Unabhängigkeit in das Zentrum der Erinnerung. Winterkrieg wie Fortsetzungskrieg waren Kriege, in denen die Finnen ihre nationale Unabhängigkeit zu bewahren suchten, gleichgültig, mit wem sie verbündet waren. Alle politischen Wenden im 20. Jahrhundert hatten, so die Erinnerung, der nationalen Selbstbehauptung gedient.
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Carl Gustav Emil Mannerheim ist die nationale Ikone der Finnen schlechthin. In ihm sehen sie den Bewahrer der Unabhängigkeit. In Erinnerung an ihn benannten sie schon in den 40er Jahren eine der Hauptstraßen in Helsinki. Am Rande dieser Straße steht das am 4. Juni 1960 enthüllte Reiterdenkmal von Aimo Tukiainen, für das im ganzen Land gesammelt worden war. Sieben Jahre später erschien aus Anlaß des 100. Geburtstages Mannerheims eine Briefmarke mit dem Denkmalmotiv.
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Eine der größten Provokationen gegen die Sowjetunion im Hinblick auf die Wahrnehmung des Fortsetzungskrieges war der 1954 erschienene Roman „Der Unbekannte Soldat“ von Väinö Linna. Er bestärkte den finnischen Patriotismus und beschreibt den Fortsetzungskrieg als berechtigten Abwehrkampf eines kleinen Volkes. Der Roman avancierte zu einem nationalen Epos, von dem allein in finnischer Sprache mehr als eine Million Exemplare verkauft wurden. 1955 wurde das Buch vom Regisseur Edwin Laine verfilmt. Dieser Film führt heute noch die Rangliste der beliebtesten finnischen Spielfilme an. Das Fernsehen strahlt den „Unbekannten Soldaten“ regelmäßig am finnischen Unabhängigkeitstag aus. Auf den Film folgten 1961 bis 1969 Theaterinszenierungen auf der Freilichtbühne Pyynikki in Tampere. Das Theaterplakat von 1964 zitiert die erste Szene des Films, in dem die Soldaten ihren toten Kameraden begraben.

   
 
   
 
   
   
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