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    Auswahl Exponate

     
     
     
     
 
WERBESTRATEGEN DER MODERNE
»Wirklich wurden eine ganze Zeit lang rein künstlerische
Plakate gebracht, die die Freude und das Entzücken
kunstverständiger Kreise erregten. Reklametechnisch
waren alle diese Erzeugnisse nur von ganz geringem
Werte. Heute, wo wir ganz nüchtern sind, wissen wir, daß
die Reklame routinierte Fachleute und Handwerker verlangt
und daß der ›Künstler mit Idealen‹ in dieser Angelegenheit
nicht mehr mitzusprechen hat.«

Julius Klinger, 1914
 
 

 

 

 
     
 
   

 

Deutsche Werkbund Ausstellung Coeln
Kunst in Handwerk, Industrie und Handel,
Architektur
Fritz Hellmuth Ehmcke

Hohensalza 1878 – München 1965


Köln 1914

Papier, Lithografie

Das von Fritz Hellmuth Ehmcke entworfene Schriftplakat für die Ausstellung des Deutschen Werkbundes in Köln 1914 besticht durch die stark vereinfachte, grafisch reduzierte Darstellung des Hauptmotivs – die durch drei stilisierte Kronen umfangene Initiale W – und die farbig hinterlegten typografischen Elemente. In veränderter Form auch für eine Zigarettenkampagne des Tabakfabrikanten Feinhals verwendet, leitete Ehmcke seine Plakatgestaltung vom offiziellen Werkbund- Signet ab. Von einem zeitgenössischen Kritiker wurde diese »Auffassung einer allseitig gleichartigen Gliederung und Teilung der Fläche, einer vollständigen Ausschaltung jeder räumlichen Wirkung, die den Plakatstil bestimmt«, gelobt.

 
     
     
     
 
   

 

Schule Reimann. Fachklasse für Plakatkunst.
Leitung: Julius Klinger.
Julius Klinger


Wien 1872 – Minsk (?) 1942

Berlin 1911

Papier, Lithografie

Der Bildhauer Albert Reimann gründete 1902 eine private Kunstgewerbe-Schule in Berlin, um „auf dem Gebiet der freien und angewandten Kunst eine gediegene Ausbildung [zu] geben“. In diesem humorvollen Entwurf stellte Julius Klinger die Vorreiterrolle der Lehranstalt dar: Der Maler sitzt mit Farbpalette und riesigem Pinsel auf dem behelmten Kopf einer Amazone – bereit, für seine künstlerischen Ziele mit den ihm eigenen Mitteln zu kämpfen.

 
     
     
     
 
   

 

Lucian Bernhard
(Stuttgart 15.3.1883 - New York 29.5.1972)


Schnellbahnsystem August Scherl
Berlin, Plakat 1909

Papier, Lithografie

Mit der Entwicklung des Sachplakats führte Lucian Bernhard eine entscheidende Neuerung in die Gestaltung großformatiger Anzeigen ein. Der zu bewerbende Inhalt, also das Produkt selbst, stand für den Berliner Gebrauchsgrafiker bei allen konzeptionellen Überlegungen im Vordergrund. In diesem Sinne verwandte Bernhard in seinen Plakatentwürfen das für ihn charakteristische Stilmittel der Reduktion, indem er mit klaren Farbkontrasten arbeitete und auf dekorative Formelemente verzichtete. Mit dem Plakat warb der flugzeug- und eisenbahnbegeisterte Zeitungsverleger und Publizist August Scherl (1849- 1921) für das von ihm konzipierte Schnellbahnsystem: Die Metropolen sollten mit schnell fahrenden Ein- Schienen-Zügen verbunden werden – eine Fahrt von Berlin nach Köln nur 31/2 Stunden dauern. Das aufwändige Vorhaben wurde nicht realisiert.

 
     
     
     
 
   

 

Julius Gipkens
(Emmerich 16.2.1883 - New York um 1968)

Kaiser
Berlin, Plakat 1913

Papier, Lithografie

»Weniger ist mehr!« – das bekannte Diktum des Architekten Ludwig Mies van der Rohe (1886 -1969) liest sich wie eine Definition des Sachplakat-Stils der 1910er bis 1920er Jahre, der von jeglicher Ausschmückung und erklärenden Texten absieht, um die Aufmerksamkeit ganz auf das beworbene Produkt zu lenken. An diese Prämisse hat sich auch Julius Gipkens beim vorliegenden Entwurf gehalten: Durch die bildliche Isolierung eines einzelnen, »bloßen« Kohlebriketts – billige, überall erhältliche Massenware, noch dazu schmutzige Hände verursachend – wird dieses gleichsam geadelt und hervorgehoben. In der Ästhetisierung profaner Dinge des Alltags spielten deren Beschaffenheit und eigentlicher Wert keine entscheidende Rolle mehr, so dass sich der Hauptakzent der Werbebotschaft auf den Markennamen verlagerte.

 
     
     
     
 
   

 

Salamander. Marke Salamander
Ernst Deutsch

Wien 1883 – Los Angeles 1938

Berlin 1912

Papier, Lithografie

Ernst Deutsch zählte schon im Alter von 23 Jahren zu den bekanntesten Künstlern der deutschen Grafikerszene. Ein zentrales Thema seiner Arbeiten war die mondäne Lebenswelt der gehobenen Gesellschaft, die er in seinen Werken mitunter karikierte.

Das Plakat für die Schuhfirma Salamander brach mit einem Tabu: schließlich befinden sich die dargestellten Damenfüße deutlich unterhalb der seinerzeit schicklichen Saumlinie.

 
     
     
     
 
   

 

Julius Gipkens
(Emmerich 16.2.1883 - New York um 1968)

Leiser
BerlinPlakat um 1907

Papier, Lithografie

Großer Auftritt für einen Damenschuh: Vor tiefschwarzem Hintergrund erfasst der helle Spot das modische Modell mit hohem Absatz und Riemchen. Eingerahmt wird es von dem geschwungenen »Leiser«-Schriftzug im knalligen Rot, den das in Berlin ansässige Schuhhandelsunternehmen bis heute verwendet. 1891 eröffneten der junge Julius Klausner und sein Onkel Hermann Leiser den ersten Laden in der Oranienstraße. Um das Schuhwarengeschäft über den Stadtteil Kreuzberg hinaus bekannt zu machen, spannte man kurz nach 1900 sogar ein Pferd für die Reklame ein, das eine zum Schaufenster umgerüstete Kutsche durch die Gegend zog. Ein weiterer Blickfang waren die breiten Auslagen der 1907 eingerichteten Filiale an der Tauentzienstraße, direkt neben dem im gleichen Jahr eingeweihten Kaufhaus des Westens.

 
     
     
     
 
   

 

Ludwig Hohlwein
(Wiesbaden 27.7.1874 - Berchtesgaden
15.9.1949)

L. Hohlwein Zigarette, 50 Stück

Wiesbaden, Zigarettendose
um 1920

Weißblech, Lack

Als angesehener Gebrauchsgrafiker bürgte Ludwig Hohlwein mit seinem Namen nicht nur für gestalterische Qualität, sondern zu Beginn der 1920er Jahre schließlich auch für die Güte eines Produkts – eine unkonventionelle und bahnbrechende Vermarktungsstrategie, zumal es sich um gewöhnliche Zigaretten, also Massenware, und nicht etwa um ein vom Künstler eigens entworfenes und in kleiner Auflage gefertigtes Entwurfsobjekt handelte. Die von der Wiesbadener Tabakfabrik Menes hergestellten »L. Hohlwein Zigaretten « kamen in drei Packungsgrößen auf den Markt, die erste »Designermarke «.

 
     
     
     
 
   

 

Elektrischer Staubsauger „Vampyr“ AEG
Peter Behrens

Hamburg 1868 – Berlin 1940

um 1926

Aluminium, Eisen, Messing, Gummi, Kunststoff, Textil, Lack

Elektrogeräte für Küche und Wohnzimmer kamen Anfang des 20. Jahrhunderts auf: 1908 brachte die AEG den ersten Kochherd auf den Markt, 1911 den ersten Kühlschrank, 1913 einfach zu bedienende Staubsauger, die mit den frühen Ungetümen nichts mehr gemein hatten. Mitte der 1920er, Anfang der 1930er Jahre waren zumindest die Bewohner von Großstädten in überwiegender Zahl an das Stromnetz angeschlossen, auch wenn sich die meisten von ihnen die nützlichen, aber vergleichsweise teuren Haushaltsgeräte nicht leisten konnten. So blieb deren Besitz für viele ein unerreichbarer Traum. In Postkartengröße konnte man sich ihn mitsamt den damals berühmten Schauspielerinnen und Tänzerinnen, die in grazilen Posen dafür warben, ins Haus holen.

 
     
     
     
 
   

 

Die Dame und der AEG Haartrockner

Berlin, Postkarte
um 1925

Karton, Farboffset

In Anlehnung an den als Föhn bezeichneten warmen, trockenen Fallwind, der bei bestimmter Wetterlage im Alpenraum aufkommt, taufte die AEG ihre im Jahr 1900 entwickelte elektrische Heißluftdusche schlichtweg »Fön«. Eine gewichtige Sache: nicht nur das erste Gerät selbst – es wog zwei Kilogramm –, sondern auch der findige Markenname, der längst in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen ist. Vom Gattungsbegriff leitet sich gleichermaßen das Verb »fönen« ab. Da es sich beim Fön um ein von der AEG bereits 1909 geschütztes Warenzeichen handelt, begnügen sich die Hersteller von Konkurrenzprodukten mehrheitlich mit der Bezeichnung »Haartrockner«.

 
     
     
     
 
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