AUSSTELLUNG KATALOG PRESSESPIEGEL KOOPERATIONEN
    

     

       
       
       
       
 

Strategien der Werbekunst -
ZUR KOOPERATION ZWISCHEN DEM
DEUTSCHEN HISTORISCHEN MUSEUM UND
DER FACHHOCHSCHULE POTSDAM

Die Werbekunst verbindet. Zwei Partner, die sich mit dem Thema auf unterschiedliche Weise auseinandersetzen, fanden in einer erfolgreichen Kooperation zusammen. Den Anlaß dazu gab die Ausstellung »Strategien der Werbekunst 1850-1933« am Deutschen Historischen Museum, die in der Fachhochschule Potsdam einen kreativen Partner gesucht und gefunden hat. Auf Initiative des Kurators, Herrn Jörg Meißner, begann im Wintersemester 2003/2004 ein Seminar im Fach Typografische Gestaltung, das sich – unter meiner Leitung – mit dem Entwurf der die Ausstellung ankündigenden und begleitenden Werbemittel befasste. Für 45 Studierende ging es zunächst darum, sich ein Bild vom Umfang und Inhalt zu machen: d.h. ganz konkret, dass sie Exponate in den Magazinen des Museums besichtigt, eine Vorlesung von Prof. Dr. Jelena Jamaikina zu kunsthistorischen Fragen und Hintergründen der Werbung besucht und in Gruppenarbeit Ideen für die praktische Umsetzung entwickelt haben. Definiert waren die zu gestaltenden Medien: Plakate, Einladungskarten, Flyer und Programmbroschüren. Darüber hinaus sollten die Entwürfe adaptierbar sein für den Katalogeinband, geeignet für die Schaltung von Anzeigen und in die Homepage des Museums integrierbar sein. Schließlich sollten Give-aways oder kleine Produkte zum Verkauf im Museumsshop entwickelt werden. Dem Einfallsreichtum waren keine Grenzen gesetzt, um die Ausstellung auch auf unkonventionelle Weise zu bewerben. Die Arbeitsresultate veranschaulichen die Vielfalt der Herangehensweisen und kreativen Lösungen. Das Spektrum reicht von historisierenden Motiven über illustrative Ansätze bis hin zur Einbindung fotografischer und abstrakter Elemente.  

Der Auftraggeber hatte am Ende die Qual der Wahl, doch fiel das Feedback für alle Beteiligten überaus positiv aus. Überhaupt konnte mit diesem Institutionen übergreifenden Projekt eine innovative und äußerst fruchtbare allein, dass sich so viele junge Menschen mit historischen, musealen Inhalten auseinandersetzen, wirbt ja schon für die Sache selbst – ganz im Sinne des Ausstellungstitels. Für die Fachhochschule Potsdam ist es nicht ungewöhnlich mit Kooperationspartnern aus Kultur oder Wirtschaft zusammen zu arbeiten, denn diese Form der praxisorientierten Arbeit bildet ein wesentliches Ausbildungselement im Fachbereich Design. Im Gegensatz zu den andernorts mitunter auftretenden zeitlichen und inhaltlich teils abweichenden Vorstellungen und Ansprüchen unterschiedlicher Parteien gelang die Kooperation im vorliegenden Fall jedoch in idealer Weise. So kann – auf den Inhalt der Ausstellung bezogen – diese Zusammenarbeit selbst als Werbestrategie begriffen werden. Allen Beteiligten, sowohl der Fachhochschule Potsdam, namentlich den Studentinnen Nadja Buhr, Julia Nagel, Henrike Noetzold und Dorothea Opitz (Ausstellungsplakat) sowie Uta Volkmann und Simone Latzko (Katalogcover), als auch des Deutschen Historischen Museums, namentlich Herrn Prof. Dr. Ottomeyer und Herrn Meißner, sei daher an dieser Stelle ausdrücklich für ihre aufgeschlossene, kompetente und stets kollegiale Mitarbeit am Projekt herzlich gedankt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.


Prof. Betina Müller
Fachhochschule Potsdam

 

   
       
       
 

1. Reihe, von links:
Daniela Jordan; Martin Mierendorf, Nicole Ernst; Katja Borgis, Christiane Eckhardt, Tamara Klein, Annett Achtzehn; Jessica Sturm, Ulrike Thalmann.

2. Reihe, von links:
Jan Fromm; Florian Mewes; Simone Latzko, Uta Volkmann; Carina Hinze; Jan von Ingersleben; Katharina Heyden.

3. Reihe, von links:
José Montero, Niklas Boockhoff, Thorben Jäger; Dennis Ratzlaff; Julia Nagel, Dorothea Opitz, Nadja Buhr, Henrike Noetzold; Diana Steffens; Maria Moneva; Svetla Pencheva, Kristina Balkanska.

4. Reihe, von links:
Julián Rueda; Evelyn Findeisen; Ludmil Tchorenev; Botio Nikoltchev; Thomas Rudolph; Judit Bachman.

   
       
       
       
       
 

Zur Ausstellung "Strategien der Werbekunst von 1850 - 1933"

JOHANN C. LINDENBERG, PRÄSIDENT DES MARKENVERBANDES


   
 

Die Geschichte erfolgreicher Marken ist sehr häufug auch die Geschichte intelligenter Werbung. Denkt man an Pelikan, Maggi, Persil oder aber an Rama, so wird einem bewusst, dass viele dieser Produkte schon
seit dem 19. Jahrhundert beworben werden und bei den Konsumenten bis heute nichts von ihrer Faszination eingebüßt haben.

Werbung als konzentrierteste Form der Kommunikation begegnet uns in praktisch allen Lebensbereichen: in Tageszeitungen und Zeitschriften, an Litfaßsäulen und Plakatwänden, als modernes Citylightposter oder aber weithin strahlend an den Fassaden unserer Innenstädte. Werbung ist in unserem Alltag ein akzeptiertes und unentbehrliches
Hilfsmittel geworden, um Menschen auf
originelle Weise in kompakter Form zu informieren, zum Konsum zu animieren, als Kunden zu akquirieren bzw. zu binden und durch Umsatzsausweitung einen Beitrag
zur wirtschaftlichen Entwicklung zu leisten. An diesem Grundsatz hat sich vom Wilhelmini-schen Zeitalter über die Trümmerland-schaften der 1950er Jahre bis in die Erlebnisgesellschaft des 21. Jahrhunderts nichts geändert.

Der Zeitraum zwischen1850 und 1933 war dabei eine der bedeutenden Phasen in der deutschen Werbegeschichte. Die durch entsprechende Gesetzgebungsmaßnahmen des preußischen Landtages eingeleitete Liberalisierung des Anzeigenwesens stellte die Grundlage für einen gewaltigen Auf-schwung des Presse- und damit einhergehend natürlich auch des Anzeigen-wesens in den Jahrzehnten bis zur Jahrhundertwende dar. Allerdings war die Werbebranche schon damals mit Restriktionen konfrontiert: ein Anzeigenverbot, das auch nach 1918 noch bestehen blieb und teilweise erst Mitte der 1920er Jahre wieder aufgehoben wurde.

Nichtsdestotrotz wurde in dieser zum Teil politisch sehr unruhigen Epoche unter streng ästhetischen Gesichtspunkten gestaltete Werbekunst geschaffen, man denke
nur an die Ideen eines Ludwig Hohlwein, welche die Werbeschaffenden bis in die Neuzeit ständig weiterentwickelt haben und die sich auf diese Weise ihren Zauber
und vor allem ihre Markenwirkung bewahrt hat – z.B. bei Erdal-Schuhcreme oder Odol-Mundwasser. Auf Grund solch kreativer Werbeideen weisen viele Markennamen
heutzutage einen höheren Bekanntheitsgrad auf, als viele historische oder aktuelle Repräsentanten des öffentlichen
Lebens und werden teilweise sogar unabhängig vom ursprünglichen Produkt zur Bezeichnung einer ganzen Produktart herangezogen.

 

Und Werbung heute? Fast dramatisch gewandelt haben sich die Bedingungen für Werbestrategien. Sie sind vielschichtiger
geworden. Nicht nur der Konsum ist demokratisiert, sondern die gesamte Gesellschaft. Das ausgeprägt individuelle Leben spiegelt sich im temperamentvollen
Wachstum der Markenvielfalt wider.
Demografische Daten sind deshalb für den Werbenden heute zwar nach wie vor wichtig, Lebensstile in der Markt-Kommunikation aber entscheidender. Durch die komplizierten Marktverhältnisse ist in Deutschland
gleichfalls ein weltweit einzigartiges Medienparadies entstanden. Werbenden Firmen steht damit eine zeitgemäße
komplexe Struktur von Werbeträgern zur Verfügung. Mit ihrer Werbung treffen sie auf einen werbegeübten Bürger als Kunden, der nachfühlbar lebenskompetent seine Investitionen in Waren und Dienstleistungen vollzieht. Die meisten Firmen sehen darin eine Herausforderung für ihre Werbestrategie.

Doch auch das ist ein Zeitzeichen: Die Politik streichelt den »souveränen Wähler«, kehrt aber zu verstaubten Strategien der Entmündigung zurück, wenn es um den Bürger als Konsumenten geht. Die
Neigung insbesondere europäischer Bürokraten wächst, die Anbieter von Marken über die Verantwortung für die Qualität ihrer
Erzeugnisse hinaus auch für deren individuelle Verwendung haftbar zu machen.

Neben effizienten und effektiven Werbestrategien müssen heute also auch erfolgreiche politische Konzepte stehen, damit die Marktwirtschaft nicht von ihrem Wesenselement entkernt wird – der Werbung.

Gerne unterstützen der Markenverband und seine Mitgliedsfirmen daher dieses Ausstellungsereignis als Sponsoren. Die repräsentativen Sammlungsbestände des Deutschen Historischen Museums,
ergänzt um zahlreiche Exponate aus den Archiven traditionsreicher Konsumgüterunternehmen, erhellen dank sorgfältiger Recherche die Vergangenheit der Werbung, erklären auf dieser Basis deren
gegenwärtige Bedeutung und ermöglichen dem sorgfältigen, nachdenklichen
Betrachter die Skizzierung der Zukunft.


Johann C. Lindenberg
Markenverband, Präsident