Deutsches Historisches Museum - Verf�hrung Freiheit. Kunst in Europa seit 1945 - Blog

30.10.2012
15:06

Die Dienstagsfrage

Mit der Dienstagsfrage möchten wir eine wöchentliche Blogrubrik einführen, die sich den häufigsten Besucherfragen widmet. Diese Fragen erfahren wir von unseren Museumswächtern und über das Gästebuch. Wir freuen uns aber auch über direkten Kontakt via Facebook oder Twitter (#dhmfrage)!

Vergangenes Wochenende haben wir Museumsfest gefeiert und die Frage, welche unserer Kuratorin Monika Flacke bei ihren Führungen am häufigsten gestellt wurde, ist:

Wie trifft man bei einer Ausstellung die Auswahl der Werke?  

Und so antwortet sie:

Flash is required!
Frau Flacke im Gespräch

Transkription:

"Zunächst haben wir die Auswahl für Deutschland gemacht, die Kuratorin Ulrike Schmiegelt und ich, da wir die Bildende Kunst hier gut kannten. Aber für Länder wie Aserbaidschan oder Ukraine und Russland brauchten wir Rechercheure vor Ort. Wir haben unsere Kolleginnen und Kollegen dort gebeten, die Auswahl zu treffen. Wir sind dann dort gewesen und haben die Auswahl mit ihnen abgesprochen. Anschließend haben wir Autoren beauftragt, die Werke zu beschreiben. Dies war sozusagen die ganz und gar handwerkliche Methode.


Aber man braucht natürlich eine Idee von dem, was man möchte und was man ausstellen will. Es ist uns jedenfalls nicht schwer gefallen – mit den zwölf Kapiteln im Kopf – die Auswahl zu treffen. Wir hatten auch gar nicht so das Problem zwischen Ost und West. Wir sind ja in vielen europäischen Ländern gewesen und haben die Werke gesehen. Am Schluss haben wir glücklicherweise festgestellt, dass es ein richtig gutes Gleichgewicht zwischen West, Ost, Süd und Nord gab. Eine große Anstrengung war das jetzt nicht.


Die Anstrengung selber liegt im Konzept. Bevor man nicht weiß, wie die Richtung wird, wie die Räume aussehen, kann man gar nichts entscheiden. Man braucht eine Entscheidungsgrundlage und die kann sich nur durch das Konzept ergeben, sonst ist man verloren.


Es gibt sicher eine Million Bilder in Europa. Aus diesem Grunde braucht man vor Ort Kenner der Szene, mit denen dann das Konzept besprochen wird, was man sich denkt und wie die Richtung sein könnte. Nur auf dieser Grundlage kann es eine Auswahl geben und am Ende waren es pro Land ca. 100 Werke aus denen dann noch mal 90 ausgesiebt wurden."


Gab es denn ein Werk, welches für Sie überraschend dazugekommen ist, was Sie vielleicht in einem Museum gesehen haben und gesagt haben, davon wusste ich bis jetzt noch gar nichts, aber das muss auf jeden Fall dazu?


„Das ist zwei, drei Mal passiert. Das betraf den Fangor zum Beispiel. Das ist ein Bild, das ich im Museum gesehen habe und sofort dachte „Das ist genau das Bild“. Das gibt es sonst nicht, ein Bild, das die Brüchigkeit der Utopie beschreibt und das in einem sozialistisch-realistischen Malstil.


Das war ein tolles Bild und ist ein tolles Bild und ich bin froh, dass es in der Ausstellung ist. Überhaupt gab es ganz viele Überraschungen, was Osteuropa anbetraf. Was dann auch unsere Idee bestätigt hat, dass wir dort Werke finden, die vielleicht im Westen nicht bekannt sind, die aber gleiche Augenhöhe haben. Aber dies hat der Westen ignoriert, weil es über lange Zeit gar keine oder nicht so viele Informationen gab.“

Wo Ihr den Fangor findet:

Raum 2 „Die Revolution sind wir“

Wojciech Fangor

Postaci/Figuren, 1950

Wiebke Hauschildt(hauschildt[at]dhm.de)Trackback-Link
Tags: die besucher, dienstagsfrage, audio, 42
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