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18.01.2013
11:20

Geschichten von der Reise, Part V

In der fünften Geschichte von der Reise erzählt unsere Co-Kuratorin Ulrike Schmiegelt von der Reise nach Moskau, die sie 2010 zusammen mit unserer Kuratorin Monika Flacke unternahm, um weitere Objekte für die Ausstellung zu finden. Einer der weiteren Protagonisten: Ein Sperling auf Stalins Kopf gegen die Sowjet-Nostalgie.       

Eine Reise nach Moskau

Im Juni 2010 ist es soweit: Wir reisen nach Moskau, Monika Flacke und ich.

Untergebracht sind wir in einem am Gartenring verkehrsgünstig gelegenen Hotel mit dem etwas anrüchig klingenden Namen „Club 27“. Es stellt sich als ein kleines Stadtpalais heraus, mit einem rot-plüschigen Foyer, einem pompösen runden, säulengestützten Speisesaal und recht originellen Zimmern, in denen Wandmalereien von südlichen Küstenlandschaften etwas von der russischen Sehnsucht nach dem Mittelmeer ahnen lassen, und deren Fenster so hoch liegen, dass sie uns keinen Blick auf die grauen Moskauer Straßen gestatten.

Hauptprogrammpunkte sind eine ganztägige Zusammenkunft mit den Kollegen des Staatlichen Zentrums für zeitgenössische Kunst, bei der wir unser Konzept vorstellen und die Möglichkeiten der Umsetzung in Bezug auf russische Künstler diskutieren wollen, ein Treffen mit einer freischaffenden Kuratorin, einige Museumsbesuche, und natürlich darf auch etwas Sightseeing nicht fehlen.

Der erste Tag allerdings vergeht beinahe vollständig mit der Anreise, denn die Wege in Moskau sind lang und umständlich, das Einchecken im Hotel ebenso und allein die Zeitverschiebung kostet uns zwei Stunden. Es bleibt nur Zeit für einen ersten Erkundungsgang, der sich allerdings zu einer mehrstündigen Wanderung durch die Stadt ausweitet – auch die Fußwege sind länger als der Stadtplan ahnen lässt.

Es ist beeindruckend, wie sehr die Stadt sich in den letzten Jahren verändert hat – die Straßen scheinen heller, ebener und sauberer, überall sind vielgeschossige Neubauten mit Fassaden aus Glas oder poliertem Naturstein entstanden, manches alte Haus musste der Modernisierung weichen.

  • Treffen mit den russischen Kuratoren
  • Treffen mit den russischen Kuratoren
  • Treffen mit den russischen Kuratoren

Am nächsten Tag ist unsere Konferenz. Im Zentrum erwarten uns nicht weniger als sieben Kollegen, eine Mitarbeiterin ist eigens aus der Filiale in Kaliningrad nach Moskau gekommen. Alle sind ausgezeichnet auf unseren Besuch vorbereitet und so können wir nach einer kleinen Vorstellungsrunde direkt in die Diskussion einsteigen. Diese ist ertragreicher als wir je zu hoffen gewagt hätten, und spätnachmittags, nach einer abschließenden Führung durch die aktuelle Ausstellung, verlassen wir das Zentrum in der Überzeugung, dass allein dieser Besuch die Reise rechtfertigt.

Der Besuch der Tretjakow-Galerie am folgenden Tag verschafft uns dann eine gründliche Anschauung der am Vortag besprochenen Künstler und Kunstwerke. Das Gespräch mit dem Kurator dieser Sammlung scheitert zwar an einer unerwartet angesetzten Dienstbesprechung, doch unsere Favoriten haben wir gefunden. Und unser Rundgang durch den Skulpturenpark der Galerie, der die zahlreichen Werken des Sozialistischen Realismus eine neue Heimat bietet, sowie das Essen in einem sehr traditionellen „Bufet“, dem russischen Imbiss, verhilft uns zum Schluss noch zu etwas Sowjet-Nostalgie – ironisch gebrochen durch einen Sperling, der auf Stalins Kopf Platz genommen hat.

Leider zeigte sich der Moskauer Sommer von seiner unfreundlichsten Seite. Es regnete die meiste Zeit in Strömen und die Schuhe sind am Ende der Reise ruiniert – so eben wie sie schienen, waren die Gehwege eben doch nicht.

- Ulrike Schmiegelt

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Wer die anderen "Geschichten von der Reise" verpasst hat, findet sie hier!

Wiebke Hauschildt(hauschildt[at]dhm.de)Trackback-Link
Tags: die reise, moskau, russland, geschichten von der reise
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