Deutsches Historisches Museum - Verf�hrung Freiheit. Kunst in Europa seit 1945 - Blog

26.10.2012
16:27

Tjebbe Beekman: Auf gar keinen Fall Grenzen!

„I wanted to create a painting that you could not enter. You need to stay on the surface.”

Tjebbe Beekman hat sein Atelier in Berlin-Hohenschönhausen. Wer bei Hohenschönhausen sofort an die Gedenkstätte des Stasi-Gefängnisses denkt, liegt richtig. Sein Atelier befindet sich direkt daneben. Das industrielle Gebäude, in dem heute viele Künstler arbeiten, versprüht einen eher bedrohlichen Charme. Die schon besuchte Gedenkstätte wirkt mit. Das großformatige Foto „Stasi City“ von Jane und Louise Wilson aus unserer Ausstellung auch.  

Die Architektur ist der rote Faden bei unserem Besuch bei Beekman. In „Verführung Freiheit“ zeigen wir sein Bild „Palast“ (2005), welches er inspiriert von dem Berliner „Sozialpalast“ (nun „Pallasseum“) in Schöneberg malte. Es befindet sich im neunten Raum Lebenswelten und zeigt die Kritik an einer Architektur, „die den öffentlichen Raum unzugänglich macht und die menschliche Dimension schon längst aus den Augen verloren hat“. Es erscheint uns nur folgerichtig nach der gesellschaftlichen Verantwortung von Architektur zu fragen.

Eingang Ateliergebäude

Sozialpalast Ansicht von Potsdamer Straße
A.Savin - CC BY-SA 3.0
Tjebbe Beekman Palast (2005) in Ausstellungshalle
Tjebbe Beekman, Palast (2005), Wassenaar// Collectie Caldic, Niederlande

„Es gibt diese vorgefertigte Architektur, die man gerade überall sieht. Menschen fühlen sich darin nicht mehr zugehörig, sie haben keine Beziehung mehr zu dem Gebäude und der Gegend, in der sie leben.“ Angesprochen, ob er eine Verbindung zu dem Atelier und dem Gebäude hat, in dem es sich befindet, antwortet er: „Irgendwie schon. Es ist so ein merkwürdiges Gebäude. Es ist ein altes Stasi-Gebäude und anfänglich dachte ich: „Hier ziehe ich garantiert nicht hin, das ist mir zu unheimlich“, aber die Atmosphäre des Ateliers ist tatsächlich schön und entspannt. Es geht mir gut in diesem Gebäude. Auf eine merkwürdige Art und Weise.“

  • Ansicht Atelier
  • Fenster Atelier
  • Atelier Materialeimer

Im Interview erzählt er uns davon, wie er den Sozialpalast entdeckte. Wie er von Amsterdam nach Berlin kam und auf gar keinen Fall etwas mit Grenzen machen wollte. Wie er dann dieses Gebäude als realsten Ausdruck sozialer Grenzen fand. Und warum man Bilder erst ruinieren muss, um sie wiederzubekommen.

-->

_________________________________________

Was wir nicht gefragt haben:

Zu welchem Gebäude er die stärkste Bindung fühlt und warum.

Wo er in der Ausstellung ist:

Raum 9, „Lebenswelten“, hintere Wand

Was er noch erzählt hat:

Dass Redefreiheit auch bedeutet zuzuhören.

Wann er sich am Freiesten fühlt:

-->

Übersetzung: „Es ist einfach zu sagen „Wenn ich male..“ oder sowas, aber vielleicht ist es sogar... du fühlst dich freier, wenn du an einer Tankstelle wartest. Dieses Gefühl mag ich sehr. Ja, unterwegs sein und an der Tankstelle warten, stellt für mich Freiheit dar.“

http://www.tjebbebeekman.com/

Wiebke Hauschildt(hauschildt[at]dhm.de)Trackback-Link
Tags: die kunst, raum 9, lebenswelten, video, architektur
Anzahl Aufrufe: 1352
  •  
  • 0 Kommentar(e)
  •  

Sie müssen zum Kommentieren angemeldet sein. Bitte anmelden oder registrieren.

Zurück

Archiv