Das Gedicht Thors Hammerwurf von Felix Dahn, das in den davorliegenden Jahren in verschiedenen völkischen Zeitschriften veröffentlicht wurde, könnte man als Kommentar neben Kaulbachs Gemälde stellen: »Thor stand am Mitternacht-Ende der Welt,/ Die Streitaxt warf er, die schwere:/ ›Soweit der sausende Hammer fällt,/ Sind mein das Land und die Meere!‹/ Und es flog der Hammer aus seiner Hand,/ Flog über die ganze Erde,/ Fiel nieder an fernsten Südens Rand,/ Daß alles sein eigen werde./ Seitdem ist’s freudig Germanenrecht,/ Mit dem Hammer Land zu erwerben:/ Wir sind von des Hammergottes Geschlecht/ Und wollen sein Weltreich erben.«

Im Gegensatz zum angriffslustigen Tenor des Gedichtes ist die Germania mit erhobenem Schild jedoch im Begriff, ihr Schwert zu heben, um sich zu verteidigen. – Und während die Krone der grimmig entschlossen blickenden Germania an die ottonische Reichsinsignie denken läßt, sind die Rüstung und ihr gesamter Habitus der Bildwelt von Richard Wagners Opern verpflichtet: der flammende Himmel als Bild des Krieges erinnert an die Götterdämmerung.

Kat.-Nr.734: Friedrich August von Kaulbach, Germania, 1914, Öl auf Leinwand, 192 x 148,8 cm (Berlin, Deutsches Historisches Museum)