C. Die Fürstbischöfe und ihr Wild


1. Wildbestand und Pflege des Wildes im Tiergarten Wolbeck

Alle Unterlagen bekunden, dass der bischöfliche Jagd- und Hegebezirk des Tiergartens stets einen reichen Wildbestand aufzuweisen gehabt hat. 1670 wird insbesondere auf die in großer Zahl vorhandenen Hirsche verwiesen. 1678 stattete man das Schutzgebiet mit einem Fasanengehege aus. Ausdrücklich wird 1684 erklärt, dass der Tiergarten "von alterß hero mit allerhandt wildt"1 besetzt gewesen sei. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts soll der Wildbestand im Tiergarten u. a. 500 Stück Schwarzwild und 100 Stück Rotwild umfaßt haben. Die den Tiergarten nördlich begrenzende Angel wies im 17. und 18. Jahrhundert reichen Fischbestand auf.
Aus alten Quellen geht hervor, dass auch Wild von außerhalb zugekauft wurde, um den Tierbestand zu ergänzen. So ist aus einem uns vorliegenden Gesuch2 bekannt, dass eine Witwe des Jägers Fritz Elberfeld um Erstattung für Fang und Transportkosten von lebendem Schwarzwild zum Tiergarten Wolbeck durch einen gewissen Freiherr von Weichs beim Fürstbischof hat nachsuchen lassen , oder es wie berichtet, dass bei der Schließung eines Tiergartens in Sassenberg (bei Warendorf) Rehe nach Wolbeck transportiert worden sind.3
Im Zuge der Ereignisse während der Säkularisierung konnte der 1803 von Cleve nach Wolbeck berufene Oberförster Hollweg es aber nicht verhindern, dass der reiche Wildbestand von preußischen Offizieren aus Münster, unter ihnen der General von Blücher, fast völlig vernichtet wurde. Anfang des 20. Jahrhunderts war wieder ein guter Rehbestand, "darunter schwarz gefärbte Stücke", zu verzeichnen.


Zur Pflege des Wildes war ein besonderer Wildhüter angestellt, der den sogenannten Wildhüterskotten, der ebenfalls Eigentum des Bischofs war, bewohnte. Der Wildhüter hatte das Rot- und Schwarzwild zu füttern, Futterstellen oder auch Brunnen anzulegen. Interessant ist auch, dass schon 1776 Jagd und Schonzeiten festgelegt worden sind.4
Mit der Aufsicht im Tiergarten waren bischöfliche Wildschützen betraut, in deren Bereich hauptsächlich die Abwehr von Jagdübergriffen fiel. Einige Namen sind noch heute bekannt: So beantragte ein bischöfliche Wildschütz namens Schaeff im Jahre 1630,inmitten des Tiergartens ein Haus als Amts- und Wohnsitz zu erstellen , um seinen Aufsichtsaufgaben besser gerecht werden zu können. Vermutlich wurde dieser Antrag aber nicht genehmigt, denn ein solches Haus ist nie gebaut worden.
Aus dem 18. Jahrhundert sind noch die Namen von zwei Wildschützen bekannt. Es sind die bei der fürst-bischöflichen Hofkammer stationierten Oberjägermeister Schaff und Elberfeld.1 Schaff war der Eigentümer des jetzigen, weithin bekannten ersten Gasthofs Thier (heute Thier-Hülsmann) in Wolbeck und erbaute (der Torinschrift zufolge) 1676 das jetzt noch vorhandene Gebäude.
Neben der Berufsbezeichnung "Oberjägermeister" wird auch die Berufsbezeichnung "Oberholzförster" des Johann Hermann Schaff genannt. Daraus ist ersichtlich, dass Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts die Arbeit der bischöflichen Bediensteten im Tiergarten nicht mehr ausschließlich der Wildhege gewidmet war, sondern auch eine geregelte Holzwirtschaft umfasste. Dazu gehörte die Entnahme von Holz für den Eigenbedarf, wie 1705, als der Holzförster für Bauarbeiten am münsterischen Dom zehn Fuder starker Eichen-und Buchenpfosten aus dem Wolbecker Tiergarten zu liefern hatte. Daneben wird aber auch von ständigen Holzverkäufen aus dem Tiergarten berichtet, nicht nur an heimische Holzschuhmacher und Holzhandwerker, sondern auch an Schiffsbauer im Emsland, insbesondere in Papenburg.
Mit den Wildhütern bzw. Jägern wurden Arbeitsverträge abgeschlossen, in denen ganz detailiert ihre Aufgaben und ihre Bezahlung festgelegt wurde. In einem uns vorliegenden Vertrag vom 1. Mai 19512 wurde sogar ganz genau festgelegt, wieviel Geld für den Abschuß eines bestimmten Wilds jeweils gezahlt wurde.So bekam der betreffende Jäger z. B. für den Abschuss eines Hirschen 1 Thaler und 14 Schillinge oder für 12 Enten 1 Thaler, usw.

1Werner Dobelmann: In unseres Fürsten und Herrn Tiergarten. In Westfälischer Heimatkalender 1979, Münster, 1979, S.99

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