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    FILM POLSKA: DEKALOG

 

FILM POLSKA: DEKALOG

Die Ausrufung des Kriegsrechts am 13. Dezember 1981 zerschlägt in Polen abrupt die edlen Hoffnungen auf eine neue polnische Gesellschaft. Soldaten und Polizisten bestimmen mit einem Mal das Straßenbild, die wirtschaftliche Kraft versiegt und ein moralischer Katzenjammer setzt ein. Polen trägt in den 1980er Jahren die Symptome eines Post-Solidarność-Traumas. In dieser Zeit kommen Krzysztof Kieślowski, ein Mitbegründer des „Kinos der moralischen Unruhe”, und der Rechtsanwalt Krzysztof Piesiewicz auf den sonderbaren Gedanken, den Dekalog – den Basisverhaltenskodex der jüdischen Religion und des christlichen Glaubens – filmisch umzusetzen. Die zunächst absurd erscheinende Idee wird zu einem spektakulären internationalen Erfolg.

 

 

FILM POLSKA: DEKALOG
Dekalog, Jeden
Dekalog, Eins
PL/BRD 1989, R: Krzysztof Kieslowski, K: Wieslaw Zdort, M: Zbigniew Preisner, D: Henryk Baranowski, Wojciech Klata, Maja Komorowska, Artur Barcis, 53’ 35 mm, OmeU

„Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben. Du sollst keinen Götzen dienen. Du sollst Dir kein Gottesbild machen.“ Der etwa dreizehnjährige Pawel lebt mit seinen Eltern in einem tristen Neubauviertel. Weihnachten steht vor der Tür. Sein Vater ist Wissenschaftler, von der Computertechnologie überzeugt. Mithilfe meteorologischer Daten berechnen Vater und Sohn die Dicke des Eises auf dem Teich in der Nachbarschaft. Sie glauben beweisen zu können, dass das Eis das Mehrfache von Pawels Körpergewicht zu tragen vermag. Am nächsten Tag kommt Pawel nicht aus der Schule zurück... Dekalog, Jeden reduziert den Computer keineswegs zum Sinnbild eines neuen Götzendienstes, vielmehr stellt er elementare Fragen, die sich aus dem Spannungsfeld von Glauben und Wissenschaft ergeben. (cl)

Dekalog, Dwa
Dekalog, Zwei
PL/BRD 1989, R: Krzysztof Kieslowski, K: Edward Klosinski, M: Zbigniew Preisner, D: Krystyna Janda, Aleksander Bardini, Olgierd Lukaszewicz, Artur Barcis, 58’ 35 mm, OmeU

„Du sollst den Namen deines Herrn nicht missbrauchen.“ Dorata, Violinistin in einem Sinfonieorchester, steht zwischen zwei Männern. Während ihr Ehemann, schwer an Krebs erkrankt, dem Tod entgegen sieht, erwartet sie von ihrem Geliebten ein Kind. Kategorisch fordert sie vom behandelnden Arzt eine Aussage darüber ein, ob ihr Mann überleben wird oder nicht: Wenn ja, will sie das Kind abtreiben lassen, wenn nicht, will sie es austragen und mit ihrem Freund in den Westen gehen. Der Arzt verweigert sich jedoch einer verbindlichen Aussage. Dorata vermag schließlich doch noch einen Ausweg aus ihrem Dilemma zu finden. (cl)

Einführung am 14.4.: Claus Löser
am 14.4.2011 um 18.30 Uhr: Dekalog, Eins und Dekalog, Zwei
am 17.4.2011 um 16.00 Uhr: Dekalog, Eins und Dekalog, Zwei

 

 

FILM POLSKA: DEKALOG
Dekalog, Trzy
Dekalog, Drei
PL/BRD 1989, R: Krzysztof Kieslowski, K: Piotr Sobocinski, M: Zbigniew Preisner, D: Daniel Olbrychski, Maria Pakulnis, Joanna Szczepkowska, Artur Barcis , Dorota Stalinska, 55’ 35 mm, OmeU

„Du sollst den Feiertag heiligen.“ Ein Warschauer Familienvater bereitet sich Heiligabend auf eine Feier im Kreise seiner Angehörigen vor. Ausgerechnet kurz vor der Bescherung wird er von seiner einstigen Geliebten aufgesucht, die ihn bittet, ihr bei der Suche nach ihrem verschwundenen Mann zu helfen. Stundenlang kurvt das Paar mit dem Auto durch die nächtliche Großstadt, ergebnislos trennen sich die beiden am nächsten Morgen wieder. Kieślowski erzählt die personelle Verquickung aus zwei Perspektiven glaubwürdig: Während die Frau hofft, an die gemeinsame Zeit anzuknüpfen und den Mann aus seiner familiären Bindung zu lösen, fühlt dieser sich moralisch zwar noch verantwortlich, kann und will aber keine emotionale Verbindung mehr herstellen. (cl)

Dekalog, Cztery
Dekalog, Vier
PL/BRD 1989, R: Krzysztof Kieslowski, K: Krzysztof Pakulski, M: Zbigniew Preisner, D: Adriana Biedrzynska, Janusz Gajos, Artur Barcis, 55’ 35 mm, OmeU

„Du sollst Vater und Mutter ehren.“ Zu Ostern konfrontiert eine Schauspielstudentin ihren Vater mit einem Brief der verstorbenen Mutter. Daraus geht hervor, dass sie aus einem Seitensprung hervorgegangen ist, der vermeintliche Vater also gar nicht mit ihr verwandt ist. In einer langen Aussprache klären die beiden ihr Verhältnis zueinander. Am nächsten Morgen gesteht das Mädchen, dass sie die Zeilen gefälscht hat. Vater und Tochter verbrennen gemeinsam den echten, ungeöffneten Brief der Mutter. Der Film spielt fast durchweg in einem geschlossenen Raum, betont dadurch seine modellhafte Konstellation, mit der die Beziehungen zwischen den Generationen ausgelotet werden. (cl)

am 14.4.2011 um 21.00 Uhr: Dekalog, Drei und Dekalog, Vier
am 17.4.2011 um 18.30 Uhr: Dekalog, Drei und Dekalog, Vier

 

 

FILM POLSKA: DEKALOG
Dekalog, Pięć, Krótki Film o zabijaniu
Dekalog, Fünf, Ein kurzer Film über das Töten
PL/BRD 1989, R: Krzysztof Kieslowski, K: Slawomir Idziak, M: Zbigniew Preisner, D: Miroslaw Baka, Krzysztof Globisz, Jan Tesarz, Artur Barcis, Zbigniew Zapasiewicz, 84’ 35 mm, OmU

„Du sollst nicht töten.“ Aus einem irrationalen Impuls heraus wird der 20-jährige Jacek zum Mörder an einem Taxifahrer. Er wird schnell gefasst, zum Tode verurteilt und hingerichtet. Die Tat verändert auch das Leben eines jungen Anwalts, dem es nicht gelingt, das Urteil abzuwenden. „Die Geschichte, die der Film erzählt, ist so einfach wie ein anatomisches Präparat. Es ist die Geschichte vom Strick, der die Menschen verbindet. Einen Film wie diesen gibt es alle zehn Jahre einmal.“ (Andreas Kilb, Die Zeit, 5/1989). Das wohl bekannteste Kapitel des Dekalogs kam unter dem Titel Ein kurzer Film über das Töten in die Kinos und machte Kieślowski weltweit bekannt (Großer Preis der Jury 1988 in Cannes). (cl)

am 17.4. in Anwesenheit von Miroslaw Baka
am 15.4.2011 um 19.00 Uhr
am 17.4.2011 um 21.00 Uhr

 

 

FILM POLSKA: DEKALOG
Dekalog, Sześć, Krótki film o miłości
Dekalog, Sechs, Ein kurzer Film über die Liebe
PL/BRD 1989, R: Krzysztof Kieslowski, K: Witold Adamek, M: Zbigniew Preisner, D: Grazyna Szapolowska, Olaf Lubaszenko, Stefania Iwinska, Piotr Machalica, Artur Barcis, Stanislaw Gawlik, 83’ 35 mm, OmU

„Du sollst nicht ehebrechen.“ Auch vom sechsten Teil des Dekalogs existiert eine Kinofassung (Kurzer Film über die Liebe): Ein junger, unauffälliger Postangestellter beobachtet Nacht für Nacht eine Frau im Nachbarhaus und verliebt sich in sie. Als er seinen voyeuristischen Kokon durchbricht und die Unbekannte anspricht, weist diese ihn grob zurück. Für ihn bricht mit der realen auch die imaginäre Welt zusammen, er unternimmt einen Selbstmordversuch. „Eine Erforschung unserer Vorstellungen von Liebe, Sexualität, Treue und Keuschheit, wobei der Film durch die gleichzeitige Bestätigung und Verneinung der Möglichkeit einer uneigennützigen Liebe provoziert.“ (Lexikon des Internationalen Films). (cl)

am 15.4.2011 um 21.00 Uhr
am 18.4.2011 um 20.00 Uhr

 

 

FILM POLSKA: DEKALOG
Dekalog, Siedem
Dekalog, Sieben
PL/BRD 1989, R: Krzysztof Kieslowski, K: Dariusz Kuc, M: Zbigniew Preisner, D: Anna Polony, Maja Barelkowska, Wladyslaw Kowalski, Boguslaw Linda, Bozena Dykiel, 55’ 35 mm, OmeU

„Du sollst nicht stehlen.“ Eine komplizierte Geschichte um leibliche und angenommene Mutterschaft: Die fünfjährige Anja wächst bei Ewa auf, die sie für ihre Mutter hält. Ihre eigentliche Mutter ist jedoch Majka – wiederum die Tochter Ewas. Um den Skandal zu vertuschen, dass Majka als minderjährige Schülerin von ihrem Lehrer ein Kind erwartete, hatte sich Ewa als Mutter ausgegeben und jahrelang glaubhaft diese Rolle gespielt. Nun will sich Majka nicht länger damit abfinden und entführt ihre Tochter, um mit ihr nach Kanada auszureisen. Der Versuch, den (Kreide-)Kreis aus Liebe, Liebesentzug und Doppelmoral zu durchbrechen, endet ausweglos. Alle Beteiligten müssen sich die Frage nach ihrer Verantwortung neu stellen. (cl)

Dekalog, Osiem
Dekalog, Acht
PL/BRD 1989, R: Krzysztof Kieslowski, K: Andrzej J. Jaroszewicz, M: Zbigniew Preisner, D: Maria Koscialkowska, Teresa Marczewska, Artur Barcis, Tadeusz Lomnicki, Marian Opania, 54’ 35 mm, OmeU

„Du sollst kein falsches Zeugnis ablegen wider deinen Nächsten.“ Zofia, Ethik-Professorin an der Warschauer Universität, liebt es, ihre Thesen mit konkreten Fallbeispielen zu belegen. Eines Tages sitzt in der Vorlesung Elzbieta – eine Frau, die Zofia mit ihrer eigenen Vergangenheit und einer fragwürdigen moralischen Entscheidung konfrontiert: Während der deutschen Okkupation hatte sich Zofia als Taufpatin geweigert, ein jüdisches Mädchen zur Katholikin zu erklären und damit vor der Deportation zu retten. Das gegen alle Wahrscheinlichkeit gerettete Mädchen ist niemand anderes als Elzbieta. Aus der Konfrontation der beiden Frauen entspinnt sich eine Neuverhandlung der damaligen Situation, zahlreiche Bezüge zur Gegenwart ergeben sich. (cl)

am 16.4.2011 um 18.30 Uhr: Dekalog, Sieben und Dekalog, Acht
am 19.4.2011 um 20.00 Uhr: Dekalog, Sieben und Dekalog, Acht

 

 

FILM POLSKA: DEKALOG
Dekalog, Dziewięć
Dekalog, Neun
PL/BRD 1989, R: Krzysztof Kieslowski, K: Piotr Sobocinski, M: Zbigniew Preisner, D: Ewa Blaszczyk, Piotr Machalica, Artur Barcis, Jan Jankowski, Jolanta Pietek-Górecka, 58’ 35 mm, OmeU

„Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau.“ Nachdem ein Mediziner von seinem Kollegen erfährt, dass er für immer impotent sein wird, entwickelt er gegenüber seiner Ehefrau ein wahnhaftes Misstrauen. Davon überzeugt, dass sie ihn betrügen wird, spioniert er ihr nach, versteckt sich sogar in einem Wandschrank, um sie in flagranti zu ertappen. Obwohl sie ihm immer wieder beteuert, dass „die Liebe im Herzen liegt und nicht zwischen den Beinen“, kann er seine Eifersucht nicht bezähmen und beschließt, aus dem Leben zu scheiden. „Kieślowski inszeniert die Geschichte der unangebrachten, übersteigerten Emotionen als Melodram, das bisweilen komische Akzente erhält, ohne dass der ernste Grundton gestört würde.“ (Peter Hasenberg, film-dienst, 12/1990) (cl)

Dekalog, Dziesięć
Dekalog, Zehn
PL/BRD 1989, R: Krzysztof Kieslowski, K: Jacek Blawut, M: Zbigniew Preisner, D: Jerzy Stuhr, Zbigniew Zamachowski, Henryk Bista, Olaf Lubaszenko, Maciej Stuhr, 57’ 35 mm, OmeU

„Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.“ Nach dem Tod ihres Vaters stellen die Brüder Artur und Jerzy fest, dass die Erbschaft in einer offensichtlich sehr wertvollen Briefmarkensammlung besteht. Sie entwickeln ehrgeizige Pläne, um die Sammlung mit weiteren Marken zu komplettieren und dadurch noch wertvoller zu machen. Ihr bisheriges Leben vernachlässigend, verlieren sie sich in Spekulationen, was mit dem Erlös alles gekauft werden könne. Zuletzt werden sie jedoch Opfer eines Diebstahls und haben weniger als zuvor. Im letzten Teil seines Zyklus schlägt Kieślowski überraschend heitere, auch versöhnliche Töne an: Die von Gier zerfressenen Brüder finden sich durch den Verlust auf einer menschlichen Verständigungsebene wieder. (cl)

am 16.4.2011 um 21.00 Uhr: Dekalog, Neun und Dekalog, Zehn
am 20.4.2011 um 20.00 Uhr: Dekalog, Neun und Dekalog, Zehn

 

 

 

 

 

 

 
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