Kino im Zeughaus

Aktuelles Kinoprogramm


   

 

Filminhalte / Dezember 2004 / Januar 2005 / Februar 2005 / März 2005

 

         

KINEMATOGRAPHIE HEUTE – KOREA

Das Zeughauskino widmet im Januar und Februar dem erstaunlichen Phänomen des »neuen koreanischen Films« ein Überblicksprogramm. Für den Auftakt der Reihe »Kinematographie heute«, die mit anderen Schwerpunkten fortgesetzt werden wird, bietet sich Korea wie von selbst an. Denn kaum ein Land hat im letzten Jahrzehnt mit derart vielen innovativen und herausfordernden Werken aufwarten können – die Filme von Kim Ki-Duk, Im Kwon-Taek, Park Chan-Wook und vielen anderen Regisseuren haben nicht nur auf internationalen Filmfestivals eine bemerkenswerte Anzahl von Preisen gewinnen können, sie sind zugleich auch für das interessierte Publikum weltweit zum Inbegriff einer spezifisch koreanischen »Neuen Welle« geworden. Dabei zeichnet viele Filme die kritische Aufmerksamkeit gegenüber der sozialen Realität Koreas aus, ebenso die starke Beachtung der schwierigen politischen und historischen Situation eines geteilten Landes und die weit in die Traditionen eingreifenden Veränderungen im Prozess der gesellschaftlichen Modernisierung. Zugleich beweisen auch die Genrefilme, die seltener den Weg in die Programmkinos der Welt finden, filmisch höchstes Niveau. Beide Facetten des neuen koreanischen Films werden mit herausragenden Beispielen im Programm vertreten sein.
Mit Unterstützung der Botschaft der Republik Korea, Korean Film Commission, Korea Overseas Information Service

 

NUREMBERG AND ITS LESSON

Sechzig Jahre nach der Befreiung der Konzentrationslager widmet sich die Jahrestagung der Arbeitsgruppe Kinematographie des Holocaustden filmischen Reflexionen der nach Kriegsende angestrengten Prozesse gegen Kriegsverbrecher. Mit ihnen wurde erstmals versucht, juristische Standards in der Ächtung von Massenmord und Genozid zu etablieren. Das Wochenende vom 20. bis 23. Januar zeigt Beispiele der entsprechenden filmischen Auseinandersetzung.
In Zusammenarbeit mit dem Bundesarchiv-Filmarchiv, dem Deutschen Filminstitut und dem deutschen Filmmuseum Frankfurt a. M., Fritz-Bauer-Institut, Frankfurt a. M.

 

NAMIBIA
Die Geschichte des deutschen Kolonialismus ging mit dem Ersten Weltkrieg zu Ende, nicht aber die Geschichte der Auseinandersetzung mit diesem Kapitel der eigenen Geschichte. Als Begleitprogramm zur Ausstellung »Namibia – Deutschland« zeigen wir acht Filme, meist Dokumentationen, die das Nachwirken der Kolonialgeschichte besonders eindrücklich belegen.

 

 

Januar

The Isle Seom
Südkorea 2000, R: Kim Ki-Duk, D: Suh Jung, Yoosuk Kim, Sung-hee Park, Jae Hyun-Cho, 89’ | OmU

Versteckt in den Wäldern Südkoreas liegt ein See von atemberaubender Schönheit. Nur wenige Farbtupfer durchdringen den märchenhaften Dunstschleier über dem Wasser. Es sind die bunt bemalten Flöße der hier angelnden Urlauber. Das Paradies ist offensichtlich auf die Erde zurückgekehrt... Doch der Schein trügt. Die Bilderbuchlandschaft ist vor allem ein Anziehungspunkt für das Licht scheuende Gestalten: Liebespaare, Abenteurer, Prostituierte, Mörder. Die schweigsame Hee-Jin versorgt alle mit dem Notwendigen und bleibt für Geld auch mal über Nacht. Der junge Hyun-Shik ist nicht gekommen, um zu angeln. Er mietet ein Floß und versucht sich umzubringen. Zweimal rettet Hee-Jin ihm in letzter Sekunde das Leben. Zwischen den beiden entspinnt sich ein Verhältnis voller gewaltsamer Leidenschaft und besitzergreifender Besessenheit. Hee- Jin beseitigt ohne Hemmungen alles, was ihre Beziehung zu Hyun-Shik gefährden könnte. Als Hyun-Shik vor der Intensität der selbst zerstörerischen Verbindung fliehen möchte, ist es schon zu spät. Wie Fische zappeln sie am Haken des jeweils anderen… »Der intensivste Liebesfilm der letzten Jahre.« (Süddeutsche Zeitung) »Kein Zweifel, dass der Autodidakt Kim Ki-Duk zu den faszinierendsten jungen Filmemachern Ostasiens gehört.« (Der Spiegel)

am 06.01.2005 um 18.00 Uhr,
am 08.01.2005 um 20.30 Uhr

 

 

Joint Security Area
Gong Dong Kyung Bi Gu Yuk JSA
Südkorea 2000, R: Park Chan-Wook, D: Lee Young-Ae, Lee Byung-Heon, Song Kang-Ho, Kim Tae-Woo, 110’ | OmU

Die JSA (Gemeinsame Sicherheitszone) ist ein Landstreifen entlang der Grenze zwischen Nord- und Südkorea; dieser Teil der Entmilitarisierten Zone steht unter der Kontrolle der NNSC (Aufsichtsbehörde der neutralen Nationen). Das bekannteste und berüchtigte Bauwerk innerhalb der JSA ist die »Brücke ohne Wiederkehr«, Schauplatz für gelegentlichen Gefangenenaustausch sowie einer der unmittelbarsten Reibungspunkte zwischen den beiden Staaten und Systemen. Auf dieser Brücke kommt es eines Tages zu einem Zwischenfall: Ein nordkoreanischer Soldat wird erschossen aufgefunden, der mutmaßliche Täter, ein Soldat der Gegenseite, liegt schwer verwundet im Krankenhaus. Sophie Jean, eine Schweizer Soldatin koreanischer Abstammung, soll die Hintergründe dieser Tat ermitteln. Bald entdeckt sie, dass mehr im Spiel ist als fehlgeleiteter Parolengehorsam, und dass die beiden mehr gemeinsam haben, als sie nach außen hin je zugegeben hätten.
Diesen Zwischenfall in der langen Geschichte eines Kalten Krieges inszenierte der südkoreanische Regisseur Park Chan Wook als packendes Polit-Melodram der wechselnden Perspektiven und unerwarteten Wendungen – und brach damit in seinem Heimatland Kassenrekorde. (Der Spiegel , 27/2002) in Anwesenheit von S. E. Youngmin Kwon, Botschafter der Republik Korea Eröffnungsveranstaltung

 

am 06.01.2005 um 20.00 Uhr, Eintritt frei
am 08.01.2005 um 18.15 Uhr

 

 

 

Motel Cactus
Motel Seoninjang
Südkorea 1997, R: Park Ki-Yong, D: Jung Woo-Sung, Jin Hee-Kyeong, Park Shin-Yang, Lee Mi-Yeon, 91’ OmeU

Vier melancholische Geschichten in einem Liebes-Hotel, die der Zuschauer selbst zusammensetzen muß. Choi will ihren Geburtstag mit ihrem Freund Lee im Zimmer 407 der Absteige verbringen, weil es der einzige Platz ist, wo sie sich sicher fühlt. Sun Joon-Ki mietet dasselbe Zimmer, um mit seinem Kameramann und einer Schauspielerin Videoaufnahmen für ein Schulprojekt zu machen. Der Angestellte Kim Suk-Tae kommt mit der einzigen Besucherin einer Bar ins Gespräch und bald völlig betrunken ebenfalls in Zimmer 407 an. Und schließlich trifft er hier eine frühere Freundin in der Hoffnung, die alte Beziehung wieder aufleben zu lassen. Diese traurig-komischen Geschichten taucht die farb-delirierende Kamera Christopher Doyles in ein expressionistisches Licht.

am 07.01.2005 um 18.15 Uhr
am 09.01.2005 um 20.30 Uhr

 



Wenn die Abendglocken läuten

D 1930, R: Hanns Beck-Gaden, D: Franz Loscarn, Emmy Kronberg, Hanns Beck-Gaden, Maria Mindszemti, ca. 80’

Ein auf den ersten Blick eher harmlos anmutender Film. Vor dem Zuschauerblick entfaltet sich ein Bayerisches Dorf mit Bergen, Kühen, Abendsonne und zu Herzen gehendem Glockengeläut. Die Welt ist hier noch in Ordnung. Die Frauen sind züchtig und blond, die Mannsbilder gestanden. Man weiß noch, was Heimat ist. Doch schon naht das Unheil in Gestalt eines „Zigeunerkarren“, an dem ein Rad bricht.
„Ein Film aus den Bergen, ein Film voll Echtheit und harmlosen Liebesspiels der Sensationen und des Humors...“ ( Film-Kurier 17.11.1930)

Einführung: Evelyn Hampicke
Klavierbegleitung: Peter Gotthardt


Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit CineGraph Babelsberg und dem Bundesarchiv-Filmarchiv.
am 07.01.2005 um 20.30 Uhr

 


Old Boy
Südkorea 2003, R: Park Chan-Wook, D: Choi Min-Sik, Yoo Ji-Tae, Gang Hye-Jung, 119’ dt. Fass.

15 Jahre. So lange wird Oh Dae-Su, ein ganz durchschnittlicher Geschäftsmann und Familienmensch, in einem Ein-Zimmer-Appartment ohne Fenster eingesperrt, nachdem er von unbekannten Gangstern überwältigt und entführt wurde. 15 Jahre ohne jeden menschlichen Kontakt und in völliger Unklarheit darüber, warum und wie lange er festgehalten wird. Aus den Fernsehnachrichten erfährt er vom Mord an seiner Ehefrau, den die Täter ihm in die Schuhe schieben. Als er ebenso unvermittelt, wie er seiner Freiheit beraubt wurde, wieder in diese entlassen wird, stellt ihm sein Entführer die Aufgabe, den Grund für die unaussprechliche Tortur herauszufinden. Doch Oh Dae-Su kennt nur ein Ziel: Er will Rache üben. Rache an denen, die sein Leben zerstört, seine Frau getötet und seinen Seelenfrieden für immer auf dem Gewissen haben…
„Old Boy erzählt eine Geschichte über Rache. … mir war es wichtig, mit Old Boy einen anderen Aspekt der Rache zu beleuchten: die positive Seite, die Menschen in der Rache eine Katharsis spüren lässt. Für mich ist Rache das dramatischste Thema überhaupt. Wir empfinden heute mehr Zorn als es in der Vergangenheit der Fall war. Allerdings leben wir in einer Welt, in der wir daran gehindert werden, unseren Emotionen freien Lauf zu lassen. Wenn wir in der Gesellschaft, in der wir leben, keine Gelegenheit bekommen, unseren Hass und unsere Animositäten aus der Welt zu schaffen, dann entwickelt sich Rache ganz automatisch zu einem Thema, das uns mehr und mehr beschäftigt und interessiert.“ (Park Chan-Wook)

am 09.01.2005 um 18.15 Uhr

 

 

Chunhyang
Chunhyang Dong
Südkorea 2000, R: Im Kwon-Taek, D: Lee Hyo-Jeong, Lee Jung-Hyun, Cho Seung-Woo, Kim Sung Nyu, 116’ OmU

Am Ende des 18. Jahrhunderts verliebt sich der junge Mongryong in Chunhyang. Er stammt aus einer Prinzenfamilie, sie ist bürgerlich, aber stolz und gebildet, obwohl ihre Mutter eine Kurtisane war. Als Mongryong mit seinen Eltern nach Seoul zieht, bleibt Chunhyang zurück. Der neue Gouverneur, vom Charme der jungen Frau angetan, will sie zu seiner Kurtisane machen. Aus Treue lehnt sie ab und muss eine harte Zeit durchmachen.
Die Legende von Chunhyang ist das wohl beliebteste Märchen in Korea, vergleichbar mit Shakespeares „Romeo und Julia“ bei uns. Das Schicksal der beiden Verliebten, Mongryong und Chunhyang, die den Graben zwischen ihrer unterschiedlichen sozialen Herkunft überwinden wollen, wurde in der klassischen koreanischen Musikform entwickelt, in dem in ländlichen Regionen noch heute sehr beliebten Pansori. Dieser wird von einem Sänger in Begleitung eines einzigen Tamburins vorgetragen. Man erinnert sich an den Film „Die Pansorisängerin“, den Koreas bekanntester Regisseur Im Kwon-taek einst gestaltet hatte. Die Legende der Chunhyang gehört so zum kulturellen Humus des Landes, dass sie bereits 17mal verfilmt wurde.

am 13.01.2005 um 18.15 Uhr

 

 


Flower Island
Got Seom
Südkorea 2001, R: Song Ilgon, D: Seo Joo-Hee, Im Yoo-Jin, Kim Hye-Nah, 126’ OmU

Im südkoreanischen Film Flower Island ist es, anders als der Titel vermuten lässt, in erster Linie kalt. Auf einem winterlich verschneiten Berg begegnen sich drei Frauen, die traumatische Erlebnisse hinter sich haben: Die siebzehnjährige Hye-Na hatte allein auf einer Toilette eine Fehlgeburt, Ok-Nam prostituierte sich, um ihrer Tochter ein Klavier zu kaufen, doch der Freier starb in ihrem Bett, und die Sängerin Yoo-Jin hat soeben erfahren, dass sie todkrank ist und die einzige Rettung darin bestehen könnte, ihre Zunge herauszuoperieren.
Seltsam wie ein Traum oder eine langsame Halluzination zeigt Flower Island drei Frauen, die sich am Rande ihrer Illusionen bewegen und um ihr gemeinsames Überleben kämpfen. Die Jüngste (Hye-Na) filmt mit einer Digitalvideokamera, wodurch das Publikum unwiderstehbar in eine grosse Intimität und eine verwirrende Nähe gezogen wird.
„Wir alle haben unheilbare innere Verletzungen. Sie kommen vom Schicksal. Wir können nie aus unserer Geschichte entfliehen. (...) Bis zum Schluss unseres Lebens verfügen wir nicht frei über unser Schicksal. Was ich als Erwachsener zuerst entdeckte, waren meine Verletzungen und die der Menschen um mich herum. Es schien, als ob diese Verletzungen nicht heilen könnten. Deshalb begann ich, Filme zu drehen. Der Film handelt von den Mitteln und den Wegen, die wir einsetzen und wählen können, um unsere verwundeten Seelen zu heilen.“ (Song Ilgon)

am 13.01.2005 um 20.30 Uhr

 


Take Care of My Cat

Goyang-Irul Bootak-Hae
Südkorea 2001, R: Jeong Jae-Eun, D: Bae Du-Na, Lee Yu-Won, Ok Ji-Young, Lee Eung-Sil, 112’ OmeU

Im Hafen von Icheon treffen sich fünf Freundinnen, die nach Abschluss der High School versuchen, Kontakt zu halten. Als die besonders „mobile” Hye-Ju nach Seoul zieht, werden die anderen vier damit ganz unterschiedlich fertig. Die schüchterne Ji-Young lehnt sich zunehmend an die rebellische Tae-Hie an. Dieser Film über die Handy-Generation, der auch mal einen Blick in großstädtische Slums riskiert, wurde auf zahlreichen Festivals ausgezeichnet. Gelobt wurden neben den glaubhaften darstellerischen Leistungen insbesondere die elegante Erzählweise, die graziöse Kamera und der dynamische Soundtrack.
„Wichtige und dramatische Dinge geschehen in diesen Leben, doch die Regisseurin vermeidet klug, sie einem zielgerichteten Plot zu unterwerfen. Stattdessen richtet der Film seine Aufmerksamkeit auf das lebendige Geflecht der Mädchenfreundschaften mit allem, was an Überschwang und Leid, Konkurrieren und Wiederzusammenfinden dazugehört. Das Kätzchen ist dabei ein Bindeglied. Und die Telefone, mobil natürlich, sind immer parat. Eines ist sogar für ein paar Momente Filmmusik gut. Vielleicht ist Take Care of My Cat ja der erste Handy-Film der Filmgeschichte, mit SMS und allem. Denn hier bekommen auch geschriebene Worte auf der Leinwand materielle Präsenz, wenn auch die ästhetischen Feinheiten dieser Umsetzung im Übermittlungsprozess von den kunstvollen koreanischen Schriftzeichen in englische Untertitel verloren gehen. Auch sonst dürfte Take Care of My Cat in Europa anders wahrgenommen werden als in seinem Ursprungsland, aus dessen harschem sozialen Klima der Film seine vitale Energie bezieht. Fremd aber ist es uns ganz und gar nicht.“ (Silvia Hallensleben)

am 14.01.2005 um 18.15 Uhr
am 05.02.2005 um 18.15 Uhr

 

 


Spring, Summer, Fall, Winter,… and Spring
Südkorea 2003, R: Kim Ki-Duk, D: Kim Ki-Duk, Oh Young-Soo, Kim Young-Min, Seo Jae-Kyung, 102’ OmeU

Die (Kreis-)Struktur ist so einfach wie der Titel. Die Jahreszeiten bestimmen die Kapitel, die immer gleich eingeleitet werden: Ein Tor am Ufer eines Sees in den Bergen öffnet sich und gibt den Blick frei auf malerische Landschaft mit einem schwimmenden Tempel in der Mitte des Sees. Die Bäume leuchten in Frühlingsgrün, Herbstgold oder Winterweiß. Im Tempel-Haus wohnen ein Mönch und sein Schüler. Im Frühling ist der Schüler ein Kind, das mit drastischer, einfacher Lehrmethode das Leben zu ehren lernt.
Die Kamera folgt dem Jungen im Ruderboot über den See, folgt ihm durch den Wald, auf einen Felsen, zu einer Quelle. Die Orte wird er in den folgenden Kapiteln auch wieder in dieser Reihenfolge aufsuchen.
Im Sommer tritt eine junge Frau in das beschauliche Leben von Mönch und Schüler, der inzwischen ein junger Mann ist und sich für das unbekannte Geschlecht zu interessieren beginnt. Seine Annäherungsversuche sorgen für Komik, die von leisem Humor bis zu Slapstick reicht. Im Herbst kommt der Schüler, wegen Mordes gesucht, zurück zu seinem Lehrer. Im Winter, inzwischen als älterer Mann, gespielt vom Regisseur, aus dem Gefängnis entlassen, tut er Buße.
Wieder im Frühling, lehrt er, inzwischen selbst Mönch geworden, einen Schüler. Die Geschichte, Kreislauf des Lebens, Wechsel der Jahreszeiten, ist einfach, steht aber mit seiner Symbolfülle für Interpretationen offen.

am 14.01.2005 um 20.30 Uhr

 


Schöne Jahreszeit
Areumdaun sijeol
Südkorea 1999, R: Lee Kwang-Mo, D: Lee In, Kim Jung-Woo, Ahn Sung-Ki, Bae Yu-Jeong, 113' OmU

1952: Der Korea-Krieg aus der Sicht zweier kleiner Jungen. Sie leben in einem Dorf, das von der Versorgung durch die Amerikaner abhängt. Während die Jungen den Soldaten heimlich bei ihren Liebesspielen in der Scheune zuschauen, versuchen sich ihre Eltern mit unterschiedlichem Erfolg durchzuschlagen. So schafft es Chang-Hees Mutter kaum noch, sich und die Kinder durchzubringen, da wird ihr ein Job als Wäscherin bei den Gis angeboten, den sie annimmt. Eines Tages werden ihr Kleider gestohlen; ihr bleibt nur der Ausweg, das Stillschweigen des verantwortlichen amerikanischen Offiziers mit Sex zu erkaufen. Doch das Geschäft zwischen dem ungleichen Paar bleibt nicht geheim...
Schöne Jahreszeit lief auf den Filmfestspielen in Cannes und wurde von der Kritik gut aufgenommen: beweist er doch nicht zuletzt, wie man mit vielen Totalen und dem Nicht-Zeigen von Gewalt eine bewegende Geschichte erzählen kann, ohne den Kinogänger heftig zu manipulieren. Lee Kwang-Mos Ansatz ist poetisch: “Stellen Sie sich frische Knospen an einem Baum vor. Einige Menschen werden achtlos daran vorbeigehen, andere die Schönheit der Knospen bewundern. Wieder andere machen sich freilich Gedanken über die Mühsal, mit der der Baum nach einem kalten Winter Blüten an seinen kahlen Ästen hervorbrachte. Ich möchte, dass dieser Film die Zuschauer so erreicht wie jene Knospen, damit jeder sein eigenes Drama daraus erschaffen kann.” (Lee Kwang-Mo)

am 15.01.2005 um 18.15 Uhr

 


Der Kontakt

Jeobsok
Südkorea 1997, R: Jang Yun-Hyeon, D: Han Suk-kyu, Jeon Do-Youn, Kim Tae-Woo, Chu Sang-Mi, 106' OmU

Kwon Dong-Hyun ist Radiojournalist und hängt noch sehr an seiner Ex-Freundin. Seit dem Scheitern ihrer Beziehung, hat Dong-Hyun Probleme, auf neue Menschen zuzugehen und sie kennen zu lernen. Er verbringt seine Zeit lieber damit, im Internet zu surfen und sich hin und wieder mit ein paar Fremden im Chatroom zu treffen, um Belanglosigkeiten auszutauschen. Auf diesem Weg lernt er auch Soo-Hyun kennen, die Verkäuferin in einem Online-Shopping-Center ist, wo er sich eine Schallplatte kaufen will, die ihn an die guten Zeiten mit seiner Ex erinnern soll. Soo-Hyun hat auch eine Menge schlechter Erfahrungen gemacht und ist seit einer Weile in den Freund ihrer Zimmergenossin verliebt, was die Sache nicht gerade erleichtert. In der Angst, ihre Liebe zu gestehen und dabei eine Freundschaft aufs Spiel zu setzen, zieht sie sich immer weiter in sich selbst zurück. Als sie Dong-Hyun im Netz kennenlernt, beginnt sich ein immer regerer Austausch von Gedanken und Gefühlen zu entwickeln, bald schreiben sie einander wie gute Freunde. Und irgendwann stellt sich die Frage, ob ein Treffen im realen Leben die Nähe im Netz zerstören wird.
Jeobsok ist Yun-Hyeons Debütfilm, für den er mehrere Preise bekommen hat.

am 15.01.2005 um 20.30 Uhr

 


My Heart
Jeong
Südkorea 1999, R: Bae Chang-Ho, D: Kim Yu-mi, Kim Myeong-Kon, Yun Yu-Son, 116' OmeU

Sun-Mi blickt auf ihr Leben zurück. Als 16-jährige wird sie mit dem 10-Jährigen Sohn eines koreanischen Landarztes verheiratet. Da sie noch ein Kind ist, muss sie sich den strengen Regeln unterwerfen, die für eine Schwiegertochter gelten. Zehn Jahre vergehen, in denen ihr Mann seine Ausbildung in einer anderen Stadt absolviert. Er kehrt mit einer sich ganz modern gebenden Frau zurück. Als Sun-Mi herausfindet, dass diese Frau ein Kind von ihrem Mann erwartet, packt sie ihre Sachen und verlässt das Haus. Sie lebt jahrelang in einem kleinen Dorf, wo man sie für eine Witwe hält. Duk-Sun, ein Töpfer, lädt sie eines Tages zu sich nach Hause ein und gesteht ihr, dass er sie liebt. Sun-Mi ist von seiner ehrlichen, reinen Liebe angetan. Die beiden leben viele Jahre lang glücklich zusammen. Doch dann passiert ein Unfall...
Regisseur und Autor Bae Chang-Ho ist ein Meister des Krimigenres. Die komplizierten Verwicklungen der Kripo-Recherchen im Land der Morgenstille sind gespickt mit schnellen Action-Szenen und fesselnden Verfolgungsjagden, und die leidenschaftliche Liebesgeschichte entwickelt sich in Momenten großer Poesie.

am 16.01.2005 um 18.15 Uhr

 



Tears
Südkorea 2001, R: Im Sang-Soo, D: Yu Ji-Tae, Kim Tae-Woo, Seong Hyeon-A, 105’ OmeU

Mit digitalen Videobildern eingefangenes Doku-Drama um vier koreanische Jugendliche, die von zu Hause ausreißen und in Garibong-dong, einem Seouler Stadtviertel, eine eigenständige, von vielen Schwierigkeiten gesäumte Existenz aufbauen wollen. Im Sang-Soo thematisiert in seinem Film Jugendliche, die mit Gewalt protzen, und deren junges Leben von Prostitution geprägt ist, obwohl sie sich im Grunde nach Liebe und Glück sehnen. Um über ihr Leben besser recherchieren zu können, lebte er sechs Monate mit den Jugendlichen in dem bekannten Rotlicht- Milieu in Seoul. Dieses Viertel ist der Ort, der eine unwiderstehliche Anziehungskraft für gestrandete Jugendliche ausübt. Man lebt dort billig und trifft auf Gleichgesinnte, jedoch auch auf profitgierige und rücksichtslose Barbesitzer. Hier zu sein ist für die Jugendlichen erträglicher als mit der Familie zusammen zu leben.
Tears lebt von seiner Natürlichkeit, Regisseur Im Sang-Soo lässt den Laiendarstellern freien Lauf und gewährt so einen realistischen Einblick in die Jugendszene von Korea.

am 16.01.2005 um 20.30 Uhr

 

 


Nürnberg und seine Lehre
USA/ BRD 1947/48, R: Stuart Schulberg, 78' dt. Fass.

Nuremberg and its Lesson ist ein Dokumentarfilm über den Prozeß des Internationalen Militärgerichtshofs in Nürnberg vom 14. November 1945 bis zum 1. Oktober 1946 gegen die Hauptkriegsverbrecher. Der Film dokumentiert in Ausschnitten den Prozeßverlauf von der Anklageeröffnung bis zur Urteilsverkündung. Während der Verhandlung war im Gerichtssaal eine großformatige Leinwand aufgebaut, damit die Ankläger Filme über die Greueltaten der Nazis vorführen konnten. Dabei handelte es sich meist um Filmmaterial der Nationalsozialisten selbst, das von einer Spezialeinheit (unter dem Kommando John Fords und der Mitarbeit von Budd und Stuart Schulberg) konfisziert worden war. Ausschnitte dieser filmischen Beweismittel sind mit Aufzeichnungen der Gerichtsverhandlung unterschnitten, um die vier wesentlichen Vorwürfe gegen die Angeklagten vorzustellen. Aus 300.000 Meter Filmmaterial montierten die Filmemacher eine fesselnde, historische Erzählung. Obwohl der Film bereits 1947 fertig gestellt war, wurde er wegen der erwarteten Publikumsreaktionen erst ein Jahr später freigegeben und lief danach zwei Jahre lang in den deutschen Kinos.
Einführung: Sandra Schulberg

am 20.01.2005 um 17.30 Uhr

 

 


Judgement at Nuremberg
Das Urteil von Nürnberg
USA 1961, R: Stanley Kramer, D: Spencer Tracy, Burt Lancaster, Marlene Dietrich, Maximilian Schell, 190' OF

"Dan Haywood, ein amerikanischer Richter, trifft in Nürnberg ein, um in einem Prozess gegen deutsche Richter den Vorsitz zu übernehmen. Die Richter sind angeklagt, Recht und Gesetz zerstört zu haben, um Hitlers schändliche Befehle zu unterstützen, die 6 Millionen unschuldige Menschen das Leben gekostet haben. Als der Ankläger Colonel Tad Lawson seine emotionsgeladenen Eröffnungsstatements macht, ist klar, dass er entschlossen ist, die Höchststrafe für die Richter zu erreichen. Wenn diese Männer schuldig sind, weil sie die Gesetze ihres Landes einhielten, wendet der Verteidiger Hans Rolfe dagegen ein, dann müssen alle Deutschen vor Gericht gestellt werden. Um die Anklage wegen Unmenschlichkeit zu belegen, ruft Lawson Rudolf Petersen, ein Opfer der Sterilisationen, in den Zeugenstand, der wegen geistiger Behinderung kastriert wurde. (...) Der Prozess erreicht seinen Höhepunkt, als eine Frau namens Irene Hoffman in den Zeugenstand gerufen wird. Sie sagt aus, dass ein früherer Freund, ein älterer Jude, fälschlich beschuldigt wurde, eine intime Beziehung mit ihr gehabt zu haben und deshalb hingerichtet wurde. Rolfe versucht ihre Aussage zu widerlegen, indem er sie wütend beschuldigt, die Tatsachen zu verdrehen. Als die bestürzte Frau das verzweifelt abstreitet, unterbricht einer der Angeklagten, Ernst Janning, die Aussage und bittet darum, eine Erklärung abgeben zu dürfen. Vorher war er schweigend dem Prozess gefolgt, aber jetzt geht er freiwillig in den Zeugenstand und bekennt sich schuldig, die Naziverbrechen sowohl ignoriert wie auch rationalisiert zu haben, weil er meinte, dass sie dem Wohl des Landes dienten." (www.cine-holocaust.de)
"Differenziert argumentierend, konfrontiert der Spielfilm unterschiedliche Standpunkte, ohne eine eindeutige Wertung vorzunehmen." (Lexikon des internationalen Films)
Einführung: Cornelia Vismann

am 20.01.2005 um 20.30 Uhr

 

 


The Memory of Justice
Nicht schuldig?
Teil 1: Nuremberg and the Germans
Teil 2: Nuremberg and other Places
USA/ BRD/ GB 1973-1976, R: Marcel Ophüls, 278' OmU

Der Film wird als philosophische Betrachtung beschrieben. Er untersucht die Beziehungen zwischen der Geschichte moderner Gesellschaften und ihren jeweiligen Konzepten von Gerechtigkeit. "Die Notwendigkeit, Urteile über Menschen und ihre Handlungen zu fällen, wird im Film ständig mit dem Problem konfrontiert, über andere zu urteilen. Die Verbrechen der Nazis sind entsetzlich - in ihrem Ausmaß, in ihren verabscheuungswürdigen Motiven und in der Präzision der Ausführung; doch sind die Deutschen, ob zu unserem Glück oder Unglück, letztlich auch nicht anders als andere. Und gerade deshalb können wir vielleicht aus den Urteilen von Nürnberg lernen." So ist Nürnberg der Ort, "an dem sich individuelle und kollektive Schicksale kreuzen. Von diesem Punkt aus sind analytische Rückblenden möglich, hier können Betrachtungen zur Gegenwart und zur Zukunft ansetzen. Vietnam, Algerien, die Atombombe, der Stalinismus, CIA, Folter in Lateinamerika und anderswo. Hitler erscheint letztlich zugleich als der große Verlierer und der große Sieger des Zwanzigsten Jahrhunderts." (Marcel Ophüls)
Einführung: Ralph Eue

am 21.01.2005 um 18.00 Uhr

 


Jetzt und in der Stunde meines Todes

DDR 1963, R: Konrad Petzold, D: Inge Keller, Ulrich Thein, Hannes Fischer, Bruno Carstens, 98'

Jetzt und in der Stunde meines Todes, von Konrad Petzold inszeniert und Egon Günther geschrieben, ist die Geschichte einer erfolgreichen, kritischen Journalistin, die am Eichmann-Prozess in Israel teilnimmt, verzweifelt wegfährt, weil sie das nicht aushalten kann und nun in (West)Deutschland von ihrem Magazin den Auftrag erhält, einen zweifachen Mord mit rechtsradikalem Hintergrund zu recherchieren, dessen ein junger Mann angeklagt wird. Sie ist mutig und einfallsreich, findet in einem Kriminalisten einen verständnisvollen, demokratisch intendierten Partner, entdeckt die Unschuld des Angeklagten im ersten Mordfall. Damit bricht das Beweismaterial der Anklage zusammen, der junge Mann wird freigelassen. Aber für die Frau ist der Fall nicht zu Ende: sie interessiert sich für die Verquickung von Politik, Wirtschaft und ehemaligen Nazis und spürt dem zweiten Mord nach, durch den offenbar ein zum Sicherheitsrisiko gewordener ehemaliger hoher Nazi-Offizier beseitigt wurde. Schließlich wird sie von dem jungen Mann, der ihr die Freiheit verdankt, ermordet.
"Dies sind Aufklärungsfilme, Darstellungen von Systemen der Korruption und der Geschäftemacherei, interessant, richtig, aber begrenzt in ihrer (emotionalen) Wirkung", schreibt Erika Richter.

am 22.01.2005 um 18.15 Uhr

 

 


ZUM 60. JAHRESTAG DER BEFREIUNG VON AUSCHWITZ
MIT ÜBERLEBENDEN AUF DEM WEG NACH PALÄSTINA –
EINE HOMMAGE AN TERESKA TORRES UND MEYER LEVIN

Mit freundlicher Unterstützung des Israel Film Archive, Jerusalem.

Buchpräsentation “Unerschrocken – Auf dem Weg nach Palästina. Tereska Torres Filmtagebuch von 1947
In Anwesenheit von Tereska Torres Levin
Es sprechen:
Dr. Rainer Rother, Leiter des Zeughauskinos
Cilly Kugelmann, stellvertretende Direktorin des Jüdischen Museums Berlin
Ronny Loewy, Filmhistoriker und Herausgeber des vorgestellten Buches

anschließend Filmvorführung:

The Illegals
USA/ Israel (Palästina) 1947-1948, R: Meyer Levin, D: Tereska Torres, Yankel Mikalowitz, 72' OF

Zur Geschichte der Schoa gehört auch die Geschichte der Überlebenden der Konzentrationslager, der „Displaced Persons“.
Die Jahre zwischen der Befreiung der Vernichtungslager und der Staatsgründung Israels sind die Zeit der organisierten Fluchtbewegung Richtung Palästina, der „Bricha“. Auf illegalen Schiffen, wie der „Exodus 47“, hoffen die Überlebenden, ihr Ziel zu erreichen.
In dieses Spannungsfeld begeben sich im September 1947 Meyer Levin und Tereska Torres. Als Regisseur und Schauspielerin begleiten sie auf Routen der Bricha Gruppen von Flüchtlingen. Der Film The Illegals und das Tagebuch von Tereska Torres, erstmals veröffentlicht in der Buchreihe „Zeitzeugnisse aus dem Jüdischen Museum Berlin“, halten die Bilder und Hoffnungen dieser Reise fest.
Eine Veranstaltung des Jüdischen Museums und des Zeughauskinos.

am 22.01.2005 um 20.30 Uhr

 


Un Spécialiste
Ein Spezialist
F/ D/ Bel/ A 1998, R: Eyal Sivan,128' OmU

"Wer es nicht erträgt, soll hinausgehen." Diese Worte, gesprochen vom Gerichtspräsidenten nach einem Zwischenruf, machen zwei Dinge klar: Hier wird etwas verhandelt, das selbst im Gerichtssaal, über zehn Jahre später, unerträglich ist; dies soll ausserdem mit der grösstmöglichen Neutralität geschehen. Hochfliegende Emotionen sind nicht erwünscht. Die Rede ist vom Prozess gegen Adolf Eichmann in Jerusalem 1961.
Rony Braumann (Buch) und Eyal Sivan (Buch und Regie) komponierten aus den 350 Stunden langen Aufzeichnungen des Prozesses den Film Un spécialiste. Sich jeglichen Kommentars enthaltend, haben sie das Porträt eines Naziverbrechers gezeichnet, das von den Zuschauern sehr viel Mitarbeit verlangt. Nicht ein Ungeheuer, ein Hüne und Inbegriff eines Nazioffiziers steht vor dem Gericht, sondern ein unspektakulärer Mensch mit schütterem Haar und Hornbrille, der dem Staatsanwalt ziemlich ähnlich sieht.
Angeregt von Hannah Arendts Begriff der "Banalität des Bösen" sind die Filmemacher der Argumentation des "Spezialisten" gefolgt. Fasziniert und abgeschreckt zugleich hört man den emotionslosen Eichmann von seinem absoluten Gehorsam reden, von seinen inneren Zweifeln, die keinen Platz in der Nazimaschinerie fanden. Unbegreiflich ist es, was in diesem Gerichtssaal so nüchtern besprochen wird, und doch kommt es so normal daher. Das angeklagte "Monster", wie der Staatsanwalt Gideon Hausner Eichmann in seinem Eröffnungsplädoyer nennt, sitzt als distinguierter, manchmal fast bemitleidenswerter Herr in seiner Kabine und beantwortet höflich alle Fragen.

am 23.01.2005 um 18.15 Uhr

 



My Father's House
Palästina/ USA 1947, R: Herbert Kline, B: Meyer Levin, unter Mitarbeit von Tereska Torres, D: Ronnie Cohen, Irene Broza, Yitzhak Danziger, Michael Cohen, 85' OF

Ein zehnjähriger Holocaust-Überlebender erreicht mit Hilfe der Untergrund-Organisation „Hagana“ Palästina. Dort macht er sich auf die Suche nach seinem Vater, der ihm bei ihrer Trennung in Krakau ein Wiedersehen in Erez Israel versprochen hatte. In einem Kibbuz findet David Halevi drei Freunde: Miriam, ebenfalls eine Überlebende, Shulamith, ein Mädchen aus dem Kibbuz, und ein arabischer Junge aus der Nachbarschaft. In einem Internat bei Haifa nimmt er an Therapiestunden teil, in denen Kinder von ihren Erlebnissen im Krieg erzählen. Doch David setzt seine verzweifelte Suche nach dem Vater fort.
In Anwesenheit von Tereska Torres.
Eine Veranstaltung des Jüdischen Museums und des Zeughauskinos.

am 23.01.2005 um 20.45 Uhr

 

 

The Colonial Misunderstanding
Das koloniale Mißverständnis
D/ F 2004, R: Jean Marie Teno, 79' OmeU

„Als die ersten Missionare nach Afrika kamen, besaßen sie die Bibel und wir das Land. Sie forderten uns auf zu beten. Und wir schlossen die Augen. Als wir sie wieder öffneten, war die Lage genau umgekehrt: Wir hatten die Bibel und sie das Land“ , bemerkte der frühere Erzbischof von Kapstadt und Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu einmal und deutet damit die Verwobenheit von Mission und Kolonialismus an.
Als die „Rheinische Missionsgesellschaft“ 1828 im heutigen Wuppertal gegründet wurde, geschah dies in der hehren Absicht, die christliche Botschaft zu verbreiten. Mit Briefen, Zeichnungen, Photos und seit den 1920er Jahren auch mit Filmen, berichteten die Missionare den Gemeinden in der Heimat vom Leben der „Heiden“ und deren seltsamen Bräuchen. Sie leisteten hiermit einen wichtigen Beitrag zum Bild Europas vom „schwarzen Kontinent“.
Die Geschichte der Rheinischen Mission und ihr widersprüchliches Engagement, vor allem in Deutsch-Südwest, erkundet der Kameruner Filmemacher Jean-Marie Teno auf seiner Reise durch die ehemaligen deutschen Kolonien. Sie führt ihn von Wuppertal nach Namibia, Südafrika, Togo und in sein Heimatland Kamerun. Sein Film rekonstruiert Geschichte in ihrer Dialektik zwischen christlichem „Ethos“, kaufmännisch-kolonialen Interessen und den traumatischen Erlebnissen der Missionierten. Wie konnte es zu jenem „kolonialen Missverständnis“ kommen und wie virulent ist es bis heute? Die Ergebnisse afrikanischer und europäischer Wissenschaftler, Missionsmitarbeiter und Historiker werden ergänzt durch persönliche Erlebnisse dieser Geschichte bis in unsere postkoloniale Gegenwart.
The Colonial Misunderstanding ist die längere Kinoversion von Gehet hin in alle Welt... Die deutsche Mission in Afrika.

am 27.01.2005 um 18.15 Uhr

 


Namibia- Für uns immer noch Südwest

BRD 1985, R: Norbert Bunge, 86'

Für die meisten der deutschsprachigen Einwohner in Namibia, die hauptsächlich Farmer sind, ist es auch heute noch "Deutsch-Südwest"; so auch für die Familie Metzger, die Norbert Bunge in seinem Dokumenatarfilm porträtiert.
"Mit seiner sensiblen Beobachtung alltäglicher Szenen auf der Farm – sei es beim morgendlichen Arbeitsanfang, sei es bei der Entlohnung der schwarzen Arbeiter am Samstag oder beim Mittagessen der weißen Familie mit den Nachrichten des >Südafrikanischen Rundfunks< in deutscher Sprache im Hintergrund – ist Bunge eine unaufdringliche, aber eindrucksvolle Vermittlung politisch/sozialer Verhältnisse gelungen, die auf jeden Kommentar verzichten kann. >Kommentiert< werden die intensiven Kameraeinstellungen allein von den Aussagen der verschiedenen Familienmitglieder, die Bunge unter die Bilder montiert hat." (Heinz Günther Clobes)

am 27.01.2005 um 20.30 Uhr

 

 


Wir hatten eine Dora in Südwest

D 1991, R: Christina Tink Diaz, 70’

Der Dokumentarfilm Wir hatten eine Dora in Südwest von Tink Diaz greift einen bisher wenig beachteten, aber hochinteressanten Aspekt der deutschen Kolonialgeschichte und ihrer Folgen auf. 1907 wird der Deutschkoloniale Frauenbund gegründet, mit dessen Hilfe u.a. die "Zufuhr" von deutschen Bräuten an die Schutztruppen und Siedler gefördert werden soll, um der vermeintlich drohenden "Verkafferung der Männer in Deutsch Südwest und Deutsch Ostafrika" entgegenzuwirken. Auch noch nach 1918, als Deutschland gar keine Kolonien mehr hatte, vermittelt der Frauenbund ausreisewillige junge Frauen als "Trägerinnen deutscher Zucht und Sitte" nach Windhoek, Swakopmund oder Tanga.
Der Film kompiliert historisches Archivmaterial, zeitgenössische Fotos, Lieder, Zitate aus Theaterstücken oder Kolonialromanen und er kontrastiert diese collagenartige Zusammenschau mit den aktuellen Aussagen einiger Frauen, die in den dreißiger oder vierziger Jahren mit dem Frauenbund nach Namibia gingen und die noch heute dort leben. Dadurch ist der Film auch nicht nur von historischem Interesse, sondern er thematisiert auch die politische Einstellung und die Verhaltensweisen deutschstämmiger Namibier gegenüber den Schwarzen in dem nun von Südafrika unabhängig gewordenen Namibia.

am 28.01.2005 um 18.15 Uhr

 


Morenga
BRD 1985, R: Egon Günther, D: Jacques Breuer, Edwin Noël, Jürgen Holtz, Manfred Seipold, Teil I: 87', Teil II: 92', Teil III: 76'

Jacob Morenga, 1885 als Sohn eines Nama-Vaters und einer Herero-Mutter geboren, gehört zu den wichtigen Gestalten aus der Geschichte Namibias. In Europa erzogen, später Arbeiter in den Goldminen seiner Heimat, steigt er bald auf zum Anführer des Aufstands in "Deutsch Süd-West". Er bildet kleine Einheiten Aufständischer, die nach Guerillataktik zuschlagen. 1905 fügt er den Kolonialtruppen eine gewaltige Niederlage zu, die auch andere Kolonialmächte verunsichert. Morenga, auf den der deutsche Kaiser zuletzt ein Kopfgeld von 20.000 Mark ausgesetzt hatte, wird am 19. September 1907 von englischer Polizei in Südafrika erschossen.
Morenga war die achte Filmarbeit Egon Günthers nach seiner Übersiedlung in die Bundesrepublik und der zweite Roman des Autoren und Mitherausgebers der "Literarischen Hefte", Uwe Timm. Beide, Timm und Günther, sammelten für ihre Werke dokumentarisches Material, das die Struktur des fiktionalen Stoffes maßgeblich beeinflusste.

am 28.01.2005 um 20.30 Uhr Teil I
Anschließend Podiumsdiskussion mit Egon Günther
am 30.01.2005 um 18.15 Uhr Teil II
am 30.01.2005 um 20.30 Uhr Teil III

Der Eintritt zu allen drei Teilen ist frei.

 

 


Lange Nacht der Museen

Das Salz, die Wüste und ein stürmisches Leben
D 1997, R: Norbert Bunge und Arpad Bondy, 44’

Dort, wo die eisigen Winde des atlantischen Ozeans auf die Wüste Namib prallen, schuftet Philipp Metzger als Vorarbeiter in einer Saline. Mit seiner Familie haust er in einer dürftigen Betriebswohnung inmitten der Salzberge. Noch vor zehn Jahren sah sein Leben ganz anders aus: er hatte gerade die väterliche Farm - einen 8000 Hektar großen Besitz - übernommen und schmiedete große Zukunftspläne. Doch das Glück war nicht auf seiner Seite, was auch immer er anpackte. Schließlich ging die Farm verloren, und jedes seiner neuen Abenteuer endete fatal. Nur eines hat Philipp in all den Jahren bewahrt: seinen Optimismus und seine Träume, so verrückt sie auch sein mögen.

am 29.01.2005 um 19.00 Uhr

 


Noras Namibia
BRD 1986, R: Norbert Bunge, Caroline Goldie, 44’

Noch vor der Unabhängigkeit Namibias gedreht (1989), porträtiert der Film Nora Chase, Führungsmitglied im namibischen Kirchenrat und in der Befreiungsbewegung. Nach dem Besuch der Oberschule und der Universität in Kapstadt floh Nora Chase nach Tanzania. Sie erhielt ein Stipendium und studierte ab 1963 an der Freien Universität Berlin Germanistik und Politologie. Dort lernte sie den westindischen Industriestudenten Chase kennen, den sie später heiratete. Die Familie Chase kehrte 1978 nach Namibia zurück. Im Film berichtet Nora von ihrer Arbeit als Direktorin für Erziehung im Kirchenrat in Namibia. Sie erzählt aus ihrem Leben und von ihren weiteren und vielfältigen Aufgaben. Frau Chase erweist sich als moderne Namibierin, die in ihrer Person die Tradition der Damara und Herero vereint, aber auch ein Stück ihrer weißen (deutschen) Großväter mütterlicher- und väterlicherseits und damit ein Stück deutscher Kolonialgeschichte in der ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika (1885 – 1915). Noras Engagement gilt der Fürsorge ihrer Landsleute und dem Kampf gegen jedwede Rassendiskriminierung.

am 29.01.2005 um 20.15 Uhr

 


Omulaule heißt schwarz
D 2003, R: Beatrice Möller, Nicola Hens, Susanne Radelhof, 66’

"Für die Weißen sind wir schwarz und für die Schwarzen sind wir deutsch", sinnieren die jungen Namibier. Sie kennen noch den Pioniergruß und erinnern sich an "Leckermäulchen". Die mittlerweile erwachsenen "DDR-Kinder von Namibia" blicken auf 11 Jahre Kindheit in der DDR zurück, von der sie 1979 als Flüchtlinge aufgenommen wurden. Kurz nach der politischen Wende in der DDR, die zeitlich in etwa mit der Unabhängigkeit Namibias zusammenfiel, mussten sie zurück in das ihnen fremd gewordene Land. Noch heute suchen sie nach der inneren Heimat und einem Halt in ihrer zerrissenen Biographie, die sie selbst als Experiment betrachten.
Wie sie heute leben und wo sie ihre Heimat sehen, zeigt dieser Dokumentarfilm.

am 29.01.2005 um 21.30 Uhr

 


Weiße Geister – der Kolonialkrieg gegen die Herero

D 2004, R: Martin Baer, 70’

In Martin Baers Dokumentarfilm machen sich der Regisseur und sein Protagonist Israel Kaunatjike auf eine gemeinsame Reise nach Namibia. Israel, ein Herero, wurde in Okahandja, dem Hauptort der Herero geboren. Er hat über zwei Drittel seines Lebens im Exil verbracht. Viele Jahre hat er gegen die Apartheid gekämpft und ist immer noch politisch engagiert. Nun möchten die beiden herausfinden, wie die Herero die Erinnerung an die Katastrophe ihrer Niederlage verarbeitet, überliefert und wachgehalten haben, und welches Verhältnis die Deutschen zu ihrer zunächst als Sieg gefeierten, dann als verbrecherisch verdammten Geschichte entwickelt haben. Im Laufe der Recherchen zum Film, muss Israel erfahren, dass er auf sehr persönliche Weise weit mehr in diese Vergangenheit verstrickt ist, als er bislang wusste. Denn bei seinen Nachforschungen und während der Drehreisen hat sich bestätigt, was über Jahrzehnte ein gut gehütetes Familiengeheimnis war, und worüber er in den Gesprächen mit Martin Baer erst nach einer Weile reden konnte. Israel Kaunatjike hat zwei deutsche Grossväter. Beide seiner Großmütter bekamen Kinder von deutschen Soldaten der „Schutztruppen“. Ob diese Schwangerschaften aufgrund von Vergewaltigungen zustande gekommen sind, wird sich im Einzelnen nicht mehr herausfinden lassen. Ähnlich wie während anderer militärischer Auseinandersetzungen gab es auch in diesem Kolonialkrieg so genannte „comfort women“. Ein heikles Thema für tausende von Namibiern, denn diese von den deutschen Herren offiziell verbotenen und verpönten „Verbindungen“ mit den „Eingeborenen“ waren eine gängige Praxis des Kolonialismus: „Sexsklaverei“. Andererseits hat es auch andere, wie immer geartete Beziehungen zwischen den Menschen gegeben, auch wenn das offiziell verboten war.

am 29.01.2005 um 23.00 Uhr

 

Februar 2005

 

FILMEN NACH AUSCHWITZ –
AUFGABEN UND GRENZEN FILMISCHER ERINNERUNG

Ein Podiumsgespräch
mit Romuald Karmakar, Hans-Dieter Grabe, Harald Welzer und Christoph Heubner
Moderation: Jörg Frieß
anschließend:

Nacht und Nebel
Nuit et brouillard
F 1955, R: Alain Resnais, B: Jean Cayrol (dt. Bearbeitung: Paul Celan), M: Hanns Eisler, 32' westdt. Fass.

Auschwitz, zehn Jahre nach der Befreiung. Die Kamera folgt den mittlerweile von Gras überwachsenen Gleisen, auf denen unzählige Züge mit Menschen ins Todeslager fuhren, von Hitler zur Vernichtung bestimmt. Sie durchmisst in langsamen Vorwärtsfahrten das Gelände und erkundet die Blocks, in denen das Unfassliche geschah. Diese fast immer bewegte Kamera ist auf der Suche nach den Zeugnissen der Vergangenheit wie der französische Regisseur Alain Resnais, dessen Œuvre wie kein Zweites um das komplizierte Verhältnis von Vergangenheit und Gegenwart, Erinnern und Vergessen kreist.
Nacht und Nebel entstand als Auftragsproduktion für das "Comité d'Histoire de la Deuxième Guerre Mondiale", eine offizielle französische Organisation, die dem Ministerpräsidenten unterstellt war. Resnais hatte Zugang zum Filmmaterial der Archive des Komitees, zu Kriegsarchiven der Niederlande und Polens, zu jüdischen und Deportierten-Dokumentationszentren sowie zu den Museen von Auschwitz und Majdanek und machte von den Alliierten aufgezeichnete Dokumente aus den Konzentrationslagern erstmals einem großen Publikum zugänglich.
Mit Hilfe von Fotos und Filmaufnahmen rekonstruiert Resnais den Alltag des Schreckens und das industrielle Funktionieren der nationalsozialistischen Todesmaschinerie. Dem französischen Regisseur gelingt das Paradox, nicht nur einen politisch und gesellschaftlich eminent wichtigen, sondern auch einen ästhetisch gelungenen Dokumentarfilm über das nicht schilderbare Grauen zu machen, indem er die farbigen Bilder der trostlosen Gegenwart achronologisch mit den schwarzweißen Aufnahmen der furchtbaren Vergangenheit zusammenmontiert.
Eine Veranstaltung des Internationalen Auschwitz Komitee in Zusammenarbeit mit den Internationalen Filmfestspielen Berlin und dem Friedensfilmpreis.

Eintritt frei
am 0102.2005 um 20.00 Uhr

 



Miss Unerhört
Yeopgijeokin geunyeo
Südkorea 2001, R: Kwak Jae-Yong, D: Cha Tae-hyun, Jeon Ji-hyun, Yang Geum-Yong, 123' OmU

Miss Unerhört: "Ich habe sie in der U-Bahn zum ersten Mal gesehen. Sie war stockbetrunken, aber ansonsten genau mein Typ. Sie mußte sich übergeben – ausgerechnet auf die Perücke eines älteren Herren! Als sie sich umdrehte und mich "Schatz" nannte, waren die Leute in der U-Bahn baff. Sie ist nicht immer so. Ihr Freund ist gestorben, und dieser Verlust macht ihr das Leben schwer. Ich habe mich entschlossen, ihr über diesen Verlust und die bodenlose Traurigkeit hinwegzuhelfen. Sie ist wirklich rauh, kapriziös und impertinent. Wenn sie wissen will, wie tief der Fluß ist, wirft sie Sie ohne mit der Wimper zu zucken ins Wasser. Aber wenn Sie nicht schwimmen können, wird sie mutig ins Wasser springen, um Sie zu retten. Sie dürfen ihren Geburtstag nicht vergessen! Sonst bringt sie Sie um." So beschreibt der Student Gyun-woo seine Begegnung mit dem Mädchen, das von nun an sein Leben bestimmt.
Es ist schon ein sehr eigener Humor, der den koreanischen Kassenknüller (er war 2001 der dritterfolgreichste koreanische Film) auszeichnet: derbe Slapstick, heftige Dialoge, ein bisschen Eastern, viel burlesker Nonsense, versetzt mit reichlich Teenie-Romantik. Der Film erinnert zumindest in der Art, wie seine beiden Hauptdarsteller ständig an ihrer Liebe vorbeiagieren und immer neu das Schicksal befragen, ein bisschen an die melancholisch-sehnsüchtigen Helden des japanischen Erfolgsautors Haruki Murakami.

am 03.02.2005 um 18.15 Uhr

 


Peppermint Candy
Bakha Satang
Südkorea 2000, R: Lee Chang-Dong, D: Sol Kyung-Gu, Moon So-Ri, Kim Yeo-Jin, 129' OmeU

Zwanzig Jahre im Leben eines Mannes, umgekehrt chronologisch erzählt. Ein Polizist wird zum Folterexperten für Linksgerichtete. 1980 war er zum Militärdienst einberufen worden und hatte das Pech, bei der Niederschlagung des "Kwangju-Aufstands" eingesetzt zu werden, der für Koreaner eine größere Bedeutung hat als für Chinesen das "Tiananmen-Massaker". Eines Tages bringt ihm seine Jugendliebe Pfefferminz-Bonbons.
Lee Chang-Dong, der nicht nur einer der besten Regisseure Koreas ist, sondern heute auch Kultusminister, verlangt dem Zuschauer wieder einiges ab. (Lee Chang-Dong wurde 2003 unter der neu gewählten Regierung Roh Moo-Hyun zum Minister für Kultur und Tourismus ernannt.) Wer bei einem Klassentreffen so ausflippt wie sein Protagonist Young-Ho, dem dürften Todeswunsch und unerfüllte Liebe nicht fremd sein. Die inneren Risse Young-Hos spiegeln die äußeren der koreanischen Gesellschaft wider. Vielfach ausgezeichnet, doch von der deutschsprachigen Kritik fast übersehen.

am 03.02.2005 um 20.30 Uhr

 

 

 

Der Tag, an dem ein Schwein in den Brunnen fiel
Daijiga Umule Pajinnal
Südkorea 1996, R: Hong Sang-Soo, D: Kim Eui-Sung, Lee Eung-kyung, Cho Eun-sook, Park Jin-sung, 115' OmU

Seoul, Korea, 1996. Hyo-sop, ein nicht besonders vielversprechender Schriftsteller, liebt Bo-gyung, eine verheiratete Frau. Min-jae, die an der Kasse eines Kinos arbeitet, liebt Hyo-sop. Neben ihrer Arbeit nimmt sie alle möglichen Jobs an, um Hyo-sop, den sie für einen großartigen Autor hält, finanziell zu unterstützen. Bo-gyung ist mit Tong-woo verheiratet, liebt jedoch Hyo-sop, den sie trotz seines Mißerfolgs akzeptiert. Tong-woo arbeitet für ein Klärwerk und scheint recht erfolgreich zu sein. Er zweifelt allerdings an der Treue seiner Frau. - Der Film begleitet die vier Hauptpersonen und beschreibt ihren teils mondänen, teils banalen Alltag.
"Die detaillierte Schilderung des eintönigen Alltagseinerleis an sich ständig ändernden Orten verleiht dem Film Der Tag, an dem ein Schwein in den Brunnen fiel den Charakter einer soziologischen Studie über das Leben in Seoul im Jahre 1996. Anstatt sich auf eine einzelne Figur zu konzentrieren, verläuft die Geschichte des Films auf vier verschiedenen, jedoch miteinander verbundenen Erzählebenen. Mit vielen Aufnahmen, die bei Tageslicht gedreht wurden, und einer Kamera, die sich in Augenhöhe bewegt, dokumentiert der Regisseur das zusammengewürfelte und schäbige Stadtbild und die Lebensart im heutigen Seoul. Der Zuschauer übernimmt so die Perspektive der Menschen, die tatsächlich in Seoul wohnen, und durchlebt damit die verunsichernde Vision eines Alltagslebens, dessen vertraute Routine immer ungewöhnlichere und erschreckendere Züge annimmt." (27. Internationales Forum des Jungen Films)

am 04.02.2005 und 06.02.2005, jeweils um 18.15 Uhr

 

 

Luny als Chinese
D 1916, R: Gerhard Dammann, ca. 15’ holländische Zwt.

Die Sonne Asiens
D 1921, R: Edmund Heuberger, D: Henry Sze, Nien Sön Ling, Irena Marga, Paul Otto, ca. 90’ franz. Zwt.

"China ist in vieler Hinsicht das Ideal des Films", erklärte "Das große Bilderbuch des Films" 1921 seinen Lesern. Im selben Jahr feierte Edmund Heubergers populärer Sensationsfilm Die Sonne Asiens (1921) seine Premiere, und zu seinen Produktionswerten zählte ganz sicher sein vor wackeligen heimischen Kulissen inszeniertes exotisches Ambiente. Chinesische und indische Themen florierten in den unmittelbaren Nachkriegsjahren als Teil einer ganzen Welle von exotischen Abenteuerfilmen (Opium, Die Spinnen, Das indische Grabmal), die dem am Reisen gehinderten Publikum zumindest imaginäre Fluchtlinien aus dem "abgeschnittenen und verstümmelten Vaterland" (Siegfried Kracauer) eröffneten. Neben seiner für westliche Zuschauer unterhaltenden Funktion reflektierte ein Teil dieses Film-Zyklus zugleich auch das durch den Ersten Weltkrieg massiv veränderte politische Verhältnis zwischen Deutschland und der außereuropäischen Welt. In Die Sonne Asiens wird dies ganz deutlich: Er griff spätestens seit der Niederschlagung des "Boxer-Aufstands" auch in Deutschland verbreitete rassistische Ängste vor einer drohenden "Gelben Gefahr" offen auf und vermengte sie mit einer melodramatischen und abenteuerlichen Kriminalhandlung aus dem Reservoir der zeitgenössischen Kolportageliteratur.
Der in Europa ausgebildete, chinesische Chemiker Dr. Kuen-Li versucht, künstliches Gold herzustellen, um sein Vaterland mit friedlichen Mitteln von der wirtschaftlichen Bevormundung durch den Westen zu befreien. Sein Vater hingegen ist der Anführer einer sagenumwobenen Geheimgesellschaft, die im Verborgenen den bewaffneten Aufstand gegen die europäischen Ausbeuter plant. Zu diesen fremden Geschäftsleuten zählt auch der Faktorei-Besitzer Van der Loo (Paul Otto), dessen Tochter Ethel (Irena Marga) mit Dr. Kuen-Li verheiratet ist. Nach einer Reihe von Abenteuern und Stunts bricht die Revolte aus, und Ethel gerät zwischen die Fronten.
Ungewöhnlich an Die Sonne Asiens ist nicht nur, dass mit Henry Sze (Die Herrin der Welt) ein asiatischer Darsteller die Hauptrolle spielte, sondern auch, dass der Film schließlich mit einem patriotischen Appell zur "Völkerverständigung" endet.

Einführung: Tobias Nagl
Klavierbegleitung: Peter Gotthardt
Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit CineGraph Babelsberg und dem Bundesarchiv-Filmarchiv.

am 04.02.2005 um 20.30 Uhr

 

 


Take Care of My Cat

Text siehe 14. Januar

am 14.01.2005 und 05.02.2005, jeweils um 18.15 Uhr


301 302
Samgongil, Samgongyi

Südkorea 1995, R: Park Chul-Soo, D. Bang Eun-jin, Hwang Sin-hye, Kim Chu-ryun, 101' OmU

Kommissar Choi ist ratlos: Die schüchterne Schriftstellerin von Appartment Nr. 302 eines sterilen Wohnsilos in Seoul ist verschwunden. Wird ihm die Nachbarin aus Wohnung 301, eine obsessive Meisterköchin, die den Tag am Herd zubringt, weiterhelfen können? Bald schon stellt sich heraus, dass die Frau aus 302 keine feste Nahrung mehr zu sich nehmen konnte und nur noch von Vitaminpillen lebte. Ihre Nachbarin aus 301 versuchte vergeblich, ihr Köstlichkeiten anzubieten.

"Ein hochstilisierter Versuch über die Pervertierung kulinarischer Genüsse mit den Mitteln visueller Reize: In verlockenden Neonfarben reflektiert der Film über den Ekel inmitten der Schönheit, wenn eine fanatische Köchin erst ihren Mann und dann ihre Nachbarin mit ihrer Kunst quält." (Filmdienst)
1996 wurde 301 302 als bester koreanischer Film ausgezeichnet und ins Rennen um den Auslands-Oscar geschickt.

am 05.02.2005 um 20.30 Uhr


 

Birdcage Inn
Paran daemun
Südkorea 1998, R: Kim Ki-Duk, D: Lee Hye-Eun, Lee Jee-Eun, Jang Dong-Jik, Ahn Jae-Mo, 105' OmeU

Zerknirscht beobachtet die heranwachsende Butch Hye-Mi, wie ihre Eltern die attraktive Jin-Ah ins Haus holen. Hatte sie die letzte Femme doch gerade erst mittels massiver Unfreundlichkeit in die Flucht geschlagen. Hye-Mis Familie betreibt das "Birdcage Inn", in dem als besonderer Service eine junge Prostituierte angeboten wird. Der Tochter ist dieses Unternehmen sichtlich unangenehm. Es ist ihr peinlich, Schulfreunde nach Hause einzuladen und so mancher Hotelgast wird ihr gegenüber auch zudringlich. Dabei hat sie an Sex sowieso kein Interesse und gibt sich nach außen unnahbar. Oder verbergen sich hinter der coolen Fassade etwa bestimmte Sehnsüchte. Als sich die sexistischen Ereignisse im "Birdcage Inn" dramatisch zuspitzen und die bildschöne Jin-Ah zunehmend von sämtlichen Männern ausgebeutet und misshandelt wird, beginnt sich Hye-Mi plötzlich um das Mädchen zu kümmern. Die anfängliche Feindseligkeit entpuppt sich als heimliches Begehren. Verschämt holt sie ein zusammengeknülltes Foto ihrer Angebeteten hervor und wagt alsbald zu ihren Gefühlen zu stehen...
Birdcage Inn interpretiert das Sprichwort “Was sich liebt, das neckt sich” als Extremvariante. Der harte Kampf zwischen den Frauen wirkt durch die Präsenz männlicher Gewalt um so vehementer – und verwandelt sich gegen Ende in eine Welle zartschmelzender Romantik, wie sie nur das koreanische Kino dramaturgisch aufzubereiten versteht.

am 06.02.2005 um 20.30 Uhr

 

 

 

55. INTERNATIONALE FILMFESTSPIELE BERLIN
Vom 11. – 20.02.2005 ist das Zeughauskino wieder Spielstätte der Berlinale mit ausgewählten Filmen der Retrospektive „Stanley Kubrick“ sowie einem täglich wechselnden Sonderprogramm zum Thema "Marshall Plan Filme: Selling Democracy II – Winning the Peace". Nähere Angaben entnehmen Sie bitte dem offiziellen Filmfestival-Programm. Es gelten die Eintrittspreise der Berlinale.


 

RETROSPEKTIVE STANLEY KUBRICK

Stanley Kubrick: A Life in Pictures

GB 2000, R: Jan Harlan, 144’ OF

Filmproduzent Jan Harlan ist der Schwager von Stanley Kubrick und war seit Clockwork Orange als ausführender Produzent für Kubrick tätig. Harlan zeigt unveröffentlichte Amateuraufnahmen aus dem Privatarchiv des öffentlichkeitsscheuen und zurückgezogen lebenden Regisseurs, der in seinem Leben nur äußerst selten Interviews gab. Eine kleine Sensation sind die von Kubricks Vater auf 16 Millimeter gedrehten Filmaufnahmen, die den zehnjährigen Stanley beim Tanzen zeigen. Ein witziges Dossier, in dem Kubrick seinen Familienmitgliedern Anweisungen gab, wie ein Streit zwischen seinen zwei Lieblingskatzen zu schlichten sei, geben Einblicke in das Denken des Perfektionisten, der selbst sein Privatleben wie ein Schachspiel durchdachte. Kein geringerer als Tom Cruise begleitet als Conferencier und Offsprecher den Zuschauer durch diese überaus gekonnt zusammengestellte Mischung aus Nachruf und filmischer Biografie. Die Filmografie Kubricks wird fachkundig kommentiert von Regiekollegen, Autoren und Komponisten. Bislang unveröffentlichte Archivaufnahmen von den Dreharbeiten sowie interessante Statements von prominenten Regiekollegen wie Steven Spielberg, Woody Allen und Martin Scorsese geben faszinierende Einblicke in die einzelnen Etappen der künstlerischen Entwicklung dieses visionären Filmemachers, der sich neben Chaplin, Welles, Lubitsch, Huston und Altman in die Ehrengalerie derjenigen einreiht, die nie einen Oscar erhielten. Der Zuschauer erhält auch erstmals Einblicke in unrealisierte Projekte wie die "Aryan Papers", ein Film über den Holocaust, den Kubrick verwarf, weil Steven Spielberg kurz zuvor mit den Dreharbeiten zu Schindler’s List begann.

am 23.02.2005 um 20.00 Uhr


 

Day of the Fight
USA 1950, R: Stanley Kubrick, 16' OF

Ein Tag im Leben des Boxers Walter Cartier. Der Kurzfilm war ursprünglich als Teil der "March of Time"-Serie konzipiert worden, allerdings wurde die Serie eingestellt, bevor der Film fertig war. RKO kaufte den Film für etwa den Preis, den er gekostet hat (ca. 3.900 Dollar), und zeigte ihn im Paramount-Filmtheater in New York. Kubrick hatte über den Boxer bereits eine Fotoserie in der Zeitschrift Look gemacht. In Day of the Fight beobachtet man die Brüder Cartier bei der Frühmesse, bei den Vorbereitungen des Kampfes, der offiziellen Gewichtsabnahme und der Fahrt zur Arena. Walter Cartier gewinnt den Kampf in der zweiten Runde durch K.O.

Flying Padre
USA 1951, R: Stanley Kubrick, 9' OF

Dieser Kurzfilm zeigt, wie der katholische Priester Fred Stadtmueller seine Gemeinde in New Mexico betreut. Da seine Gemeinde über 650 Quadratkilometer verstreut lebt, benutzt er zu diesem Zweck ein Flugzeug. Der Film beobachtet seine Arbeit zwei Tage lang, u.a. eine Beerdigung und wie der Priester eine Mutter mit ihrem kranken Kind ins Krankenhaus fliegt.

The Seafarers
USA 1952, Stanley Kubrick, 30' OF

Im Auftrag der Internationalen Seemannsgewerkschaft entstand Kubricks erster Farbfilm The Seafarers, eine Dokumentation über die Arbeit von Seeleuten.

Killer’s Kiss
Der Tiger von New York
USA 1955, R: Stanley Kubrick, D: Frank Silvera, Jamie Smith, Irene Kane, Jerry Jarret, 67' OmfranzU

Der zweite Langspielfilm, den Kubrick drehte, war Killer's Kiss. Er stellte den Film mit einem geringen Budget vorwiegend in den Straßen New Yorks her. Dabei fungierte Kubrick als Autor, Regisseur, Kameramann, Produzent und Cutter zugleich. Das Ergebnis ist ein überraschendes kleines Meisterwerk des "Film noir", das geschickt Elemente des Melodrams und des Thrillers miteinander kombiniert.
Die Geschichte: Der alternde Killer und Unterwelt-Geschäftsmann Vincent Rapallo nennt das Mädchen Gloria sein eigen. Eines Tages verliebt sich der unbekannte Boxer Davy in Gloria. Dies kann Rapallo nicht dulden – er verschleppt Gloria und versucht, Davy aus dem Weg zu räumen. Nach einer dramatischen Jagd tötet Davy in einer menschenleeren Schaufensterpuppenfabrik den Gangster im Kampf.

am 25.02.2005 um 18.15 Uhr


 

Spartacus
USA 1960, Regie: Stanley Kubrick, D: Kirk Douglas, Laurence Olivier, Jean Simmons, Tony Curtis, 198' OmU

Als Vorlage zum Film diente ein Roman vom Erfolgsromancier Howard Fast; er schrieb mit der Geschichte des Sklavenaufstands (74 v. Chr.) eine Parabel auf die Notwendigkeit, die persönliche Freiheit zu behaupten. Dass dieser moralische Anspruch in den aufwendigen Dekors nicht zu pathetisch ausfällt, ist vor allem das Verdienst von Stanley Kubrick, der erst kurz vor Drehgebinn auf persönlichen Wunsch von Produzent und Hauptdarsteller Kirk Douglas zum Regisseur des Films bestimmt wurde.
Kubrick zeigt die Ereignisse um den Kampf des thrakischen Sklaven und Gladiators Spartacus gegen seinen Widersacher, den Patrizier Crassus. Geschildert werden die Gladiatorenkämpfe des Helden, seine Liebe zu einer Sklavin, seine großen Erfolge als Anführer der Rebellion und sein letztliches Scheitern an der Übermacht des römischen Reiches.
Es ist "... kein Wunder, wenn das Urteil über Spartacus anders ausfällt, je nachdem, ob er als ein Kubrick-Film oder als eine Genre-Produktion bewertet wird. Im ersten Fall gilt heute, dass sich Kubrick in späteren Jahren von dem Film distanzierte. Im zweiten aber verschiebt sich der Kontext der Bewertung, dann steht Spartacus in der Reihe der Antikfilme, die Hollywood in den fünfziger und sechziger Jahren produzierte. Und in diesem Kontext ragt der Film als eines der besten Beispiele des monumentalen und spektakulären Genres heraus." (Rainer Rother)

am 25.02.2005 um 20.30 Uhr

 

 


Lolita
USA 1962, R: Stanley Kubrick, D: James Mason, Shelley Winters, Sue Lyon, Peter Sellers, 152' OF

Acht Jahre nach dem Skandalerfolg seines Romans "Lolita" schreibt Vladimir Nabokov das Drehbuch zu Kubricks Film über eine minderjährige Nymphe. Hier ist sie mit 15 Jahren drei Jahre älter als im Buch. Die Basics der Geschichte bleiben gleich, trotzdem unterscheidet sich Lolita, der Film, grundlegend von "Lolita", dem Roman. Zwar besitzt Nabokov den Leinwandcredit als Drehbuchautor, doch von seinem Script ließen Kubrick und Co-Produzent Harris in ihrer Bearbeitung nicht viel übrig: "Humbert, der Stiefvater und Liebhaber Lolitas – in Nabokovs Roman Täter und Opfer, diabolisches Monster und kläglicher Wicht gleichermaßen – wird bei Kubrick zum alleinigen tragikomischen Opfer. Ein Spielball der Interessen anderer Figuren, kaum mehr als ein Trottel..." (Lars Penning)
Wie im Buch verletzt die Story auch im Kino Tabuthemen. Der Film behandelt erstmals im großen Publikumskino das Thema sexueller Hörigkeit in relativ unverschlüsselter Form.

am 26.02.2005 um 18.15 Uhr

 

 


A Clockwork Orange
GB 1971, R: Stanley Kubrick, D: Malcolm McDowell, Patrick Magee, Michael Bates, Warren Clarke, 135' OF

Eigentlich wollte Kubrick nach 2001: A Space Odyssey ein monumentales Epos über Napoleon drehen, doch kein Studio war bereit, das ökonomische Risiko einer solchen Großproduktion zu übernehmen. So suchte Kubrick nach einem Stoff für einen "kleinen" Film und verfiel schließlich auf Anthony Burgess' Roman "A Clockwork Orange", den er während der Dreharbeiten zu Dr. Strangelove gelesen hatte: "Der erzählerische Erfindungsreichtum des Buchs war magisch. Die Charaktere waren bizarr und aufregend, die Ideen brilliant, und die Story hatte – was ebenso wichtig war – die richtige Länge und Dichte, um für den Film adaptiert zu werden, ohne sie vereinfachen oder bis aufs nackte Gerüst reduzieren zu müssen." (Stanley Kubrick) Die Veränderungen, die Kubrick in seinem Drehbuch gegenüber dem Roman vornahm, sind daher auch minimal. "Allerdings berücksichtigte Kubrick bei seiner Adaption das letzte Romankapitel nicht, das in der amerikanischen Ausgabe, die er las, fehlte. Erst kurz vor Fertigstellung des Drehbuchs erfuhr der Regisseur von dessen Existenz" (Andrea Hanke und Annette Kilzer), entschied sich dann aber doch für ein anderes, weniger optimistisches Ende als im Roman.

am 26.02.2005 um 21.00 Uhr

 

 


Dr. Strangelove or: How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb
Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben
GB 1964, R: Stanley Kubrick, D: Peter Sellers, George C. Scott, Sterling Hayden, Keenan Wynn, 95’ OF

Der wahnsinnige US-General Jack D. Ripper verschanzt sich in seinem Luftwaffenstützpunkt und setzt die atomare Vernichtungsmaschinerie gegen Sowjetrussland in Gang. Während der Präsident der USA vollkommen hilflos ist, wirkt der sowjetische Parteichef am anderen Ende des heissen Drahts leicht alkoholisiert. Der nukleare Gegenschlag rollt an. Da erscheint Dr. Strangelove aus der Versenkung, ein deutscher Wissenschaftler, dessen Arm immer wieder zwanghaft zum Hitlergruss emporschnellt.
„Das Drehbuch zum Film verfasste Stanley Kubrick gemeinsam mit dem ausgewiesenen Satiriker Terry Southern und einem ehemaligen Offizier der Royal Air Force, Peter George. So grotesk überzeichnet und absurd einzelne Details des Filmes sind, so präzise und realistisch ist zugleich die Beschreibung der militärischen Eskalationslogik. Der gesamte Film ist eine treffsichere Fiktion. So auch der berühmte, von Ken Adam gestaltete >war room< des Pentagons, der so glaubhaft wirkte, dass später viele Besucher des amerikanischen Verteidigungsministeriums in eben diesen, in Wirklichkeit nicht existenten, Raum geführt werden wollten.“ (www.arte-tv.com)

am 27.02.2005 um 18.15 Uhr

 

 


2001: A Space Odyssey
2001: Odyssee im Weltraum
GB 1968, R: Stanley Kubrick, D: Keir Dullea, Gary Lockwood, William Sylvester, Leonard Rossiter, Vivian Kubrick, 141’ OF

Ein Jahr vor dem ersten bemannten Mondflug drehte Stanley Kubrick nach einer Novelle von Arthur C. Clarke aus dem Jahre 1950 den Science-Fiction-Klassiker, der für viele Kultcharakter besitzt. Auf dem Mond wird ein vier Millionen Jahre alter Monolith gefunden, der Signale in Richtung Jupiter sendet. Eine Expedition wird ausgerüstet, um das Rätsel zu lösen. An Bord des Raumschiffs "Discovery“ sind die Astronauten Bowman und Pool, drei Wissenschaftler im Tiefschlaf und der superintelligente Computer HAL 9000. Kurz vor dem Ziel spielt HAL 9000 verrückt und bringt die Besatzung um, nur der Astronaut Bowman überlebt. In einer kleinen Raumfähre folgt er dem riesigen Monolithen. Bowman erlebt seine Wiedergeburt ...
"Kubricks fantastisches Kinoabenteuer vereint technische Utopie und kulturphilosophische Spekulation zu einer Weltraumoper von überwältigendem Ausmaß. Der kühne gedankliche Entwurf des Films (eine Entwicklungsgeschichte der Menschheit voller Skepsis und bitterer Ironie) wird mit nicht minder kühnen optischen Effekten und einer revolutionären Tricktechnik realisiert, die das Genre des Science-Fiction-Films in den folgenden Jahren entscheidend prägten.“ (Lexikon des Internationalen Films)
Der Film wurde von Dezember 1965 bis Mai 1966 in Studios in England gedreht. Die Herstellung der Spezialeffekte dauerte von Mitte 1966 bis Ende 1967. Nach der New Yorker Premiere wurde der Film von Kubrick in zwei Tagen von 160 auf 141 Minuten gekürzt. Er erhielt 1968 einen Oscar für die besten Spezialeffekte.

am 27.02.2005 um 20.30 Uhr

 

 

 

 

MÄRZ 2005

RETROSPEKTIVE STANLEY KUBRICK

Paths of Glory
Wege zum Ruhm
USA 1957, R: Stanley Kubrick, D: Kirk Douglas, Ralph Meeker, Adolphe Menjou, George Macready, 86’ OF

Im Jahr 1916 ist der Erste Weltkrieg zur blutigen Stellungsschlacht geworden. Man hat sich eingegraben in die labyrinthischen Stellungen, jede Bewegung der Front ist mit enormen Verlusten verbunden. In dieser Situation erteilt General Broulard den selbstmörderischen Befehl, eine deutsche Hügelstellung zu stürmen und innerhalb 48 Stunden einzunehmen. Divisionskommandeur Mireau versucht, seinem Vorgesetzten klar zu machen, dass dieser Angriff nicht nur selbstmörderisch, sondern auch von keinerlei militärischem Wert ist. Als Broulard mit einer Beförderung winkt, beginnt Mireau die Lage optimistischer zu beurteilen. Seinem Untergebenen Colonel Dax rechnet er vor, dass ihm nach den üblichen Verlusten im Niemandsland durch eigenes Sperrfeuer noch ca. 65 Prozent seiner Männer zur Erstürmung des Hügels bleiben werden. Dax wehrt sich vehement gegen das unsinnige Unternehmen, muss sich aber schließlich dem militärischen Befehl beugen…
„Die Intensität, die Kubrick in Paths of Glory herzustellen versteht, verdankt sich nicht der Identifikation des Zuschauers mit den Figuren: weder seinem Mitleid mit den unschuldigen Opfern noch seiner Sympathie mit dem aufrechten, scheiternden Dax. Sie verdankt sich nicht einmal der Abscheu, die der Regisseur auf die Generäle und ihre willigen Handlanger lenkt. Die Intensität von Paths of Glory ist eine spezifisch filmische Intensität: Sie resultiert aus dem Umgang mit der Kamera, dem genauen Timing, dem Blick für Details.“ (Christoph Haas)

am 03.03.2005 um 18.15 Uhr

 

 


The Killing
Die Rechnung ging nicht auf
USA 1956, R: Stanley Kubrick, D: Sterling Hayden, Coleen Gray, Vince Edwards, Jay C. Flippen, 83’ OmU

The Killing ist das Resultat glücklicher und schicksalshafter Fügungen: „Alexander Singer, ein Freund aus High-School-Tagen, machte Kubrick mit James B. Harris bekannt. Dieser schlug dem gleichaltrigen Kubrick nach einer Vorführung von Killer’s Kiss vor, seinen nächsten Film zu produzieren. Die beiden gründeten die Firma Harris-Kubrick Pictures, mieteten Büroräume an und hielten nach einem geeigneten Projekt Ausschau. In einem Buchladen stieß Harris auf den 1950 veröffentlichten Kriminalroman >Clean Break< von Lionel White. Kubrick gefiel der Stoff und Harris erwarb für 10.000 Dollar die Filmrechte.“ (Robert Müller)
Dieser Film, den Kubrick „… später selbst seine >erste wirklich professionelle Arbeit< genannt haben soll, erzählt ganz ähnlich wie Rififi von Jules Dassin einen Raub, in diesem Fall auf der Pferderennbahn. Das Besondere dabei ist die Detailgenauigkeit und Ausführlichkeit, mit der sich der Film der Tat widmet. Tatsächlich besteht er ausschließlich aus den Vorbereitungen, dem Raub und dem anschließenden Beuteteilen. The Killing entstand ein Jahr später als Rififi, setzt sich aber vom Vorläufer einerseits ab durch die enorm hohe Erzählgeschwindigkeit, die ihn viel mehr als >Actionfilm<, denn als >Film Noir< klassifiziert, andererseits durch überlappende Zeitebenen, in denen die eine Woche erzählter Zeit verschachtelt ist.“ (Achim Wiegand)

am 03.03.2005 um 20.30 Uhr

 


WIEDERENTDECKT


Der Augenzeuge
DDR 1958 (aus der gleichen Woche wie der Hauptfilm)

Geschwader Fledermaus
DDR 1958, R: Erich Engel, D: Wolfgang Heinz, Christine Laszar, Otto Stark, Günther Simon, Kurd Pieritz, 98 ’

Neun Jahre nach seinem Biberpelz kehrte Regisseur Erich Engel zur DEFA zurück, um hier seinen letzten Kinofilm zu inszenieren. Als Vorlage diente ihm ein Bühnenstück von Rolf Honold, das ins Vietnam des Jahres 1954 führt. Hier unterstützt ein privates US-amerikanisches Transportgeschwader unter Leitung des ehemaligen Generals Lee die französische Kolonialarmee. Obwohl man eigentlich nur Verwundete aus der Kampfzone herausfliegen soll, wird bald auch Munition transportiert. Dabei kommt ein Pilot nach dem anderen ums Leben... – Eine DEFA-Variante des französischen Klassikers Lohn der Angst.
„Erich Engel (...) hat den Film als Reißer konzipiert und als Reißer verwirklicht. Das war künstlerische Absicht. Und es erhebt sich die Frage: Hätte man an diesen Film überhaupt anders herangehen können? Dann wäre niemals diese Wirkung erzielt worden! Die künstlerischen Mittel waren also nicht nur zulässig und tauglich. Sie waren in diesem Falle unumgänglich.“ (Filmspiegel, 2/1959)
„Nicht oft waren wir in der letzten Zeit so gepackt, so bis zum Atemanhalten gefesselt wie hier. Diese nicht abreißende Spannung wird nicht durch billige dramatische Effekte erreicht, sondern durch die Sache selbst, d.h. durch die lebensechte Darstellung jenes runden Dutzends von Piloten und Soldaten.“ (Sonntag, 52/1958)

Einführung: Ralf Schenk
Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit CineGraph Babelsberg und dem Bundesarchiv-Filmarchiv.

am 04.03.2005 um 21.00 Uhr

 



RETROSPEKTIVE STANLEY KUBRICK

The Shining
Shining
USA 1980, R: Stanley Kubrick, D: Jack Nicholson, Shelley Duvall, Danny Lloyd, Scatman Crothers, Barry Nelson, 119’ OF

Jack Torrance, ein Schriftsteller in einer Schreibkrise, verbringt mit seiner Frau Wendy und seinem hellseherisch begabten Sohn Danny den Winter als Hausmeister in einem riesigen, eingeschneiten Berghotel und verfällt in dessen labyrinthischen Räumen allmählich dem Wahnsinn. Das labyrinthische Haus provoziert Halluzinationen und Angstträume, stürzt den Mann in eine Identitätskrise und treibt ihn zur zwanghaften Wiederholung einer Bluttat, die vor Jahren im Hotel geschah: Er attackiert seine Frau und seinen Sohn, die mit knapper Not dem Mordanschlag entgehen.
„Vom Dialog über die metaphorische Umsetzung bis zur konkreten Zuspitzung, von der Kameraoperation über die Inszenierung des Raumes bis zur furiosen physischen Konfrontation: The Shining strotzt geradzu vor solchen sämtliche Möglichkeiten der filmischen Darstellung nutzenden Motivketten. Kubrick spielt mit Andeutungen und Fingerzeigen, mit Quer- und Rückverweisen, mit Variationen und Entwicklungen, wobei dies mal mehr, mal weniger versteckt geschieht.“ (Frank Schnelle)
Der Titel des Romans basiert übrigens laut Stephen King auf dem Lied "Instant Karma!" von John Lennon, das den Refrain "And we all shine on" enthält.

am 05.03.2005 um 18.15 Uhr

 


Barry Lyndon
GB 1975, R: Stanley Kubrick, D: Ryan O'Neal, Marisa Berenson, Hardy Krüger, Patrick Magee, Steven Berkoff, 184’ OF


Barry Lyndon erzählt die Geschichte des irischen Abenteurers Redmond Barry, der Mitte des 18. Jahrhunderts auszieht, um sich einen besseren Platz in der Gesellschaft zu erkämpfen. Barry duelliert sich aus Liebe zu seiner Cousine, muss fliehen, wird beraubt, verdingt sich beim englischen Heer, desertiert von dort, wird dazu gezwungen, in die preussische Armee einzutreten, wird Assistent eines professionellen Falschspielers und lernt in dieser Funktion die reiche Lady Lyndon kennen, die er schliesslich heiratet.
„Kubricks Ziel war es, den Film ganz im Stil zeitgenössischer Malerei zu inszenieren, und so wirken die Bilder denn auch wie Gemälde. Jedes Detail ist hier gesetzt, die Darsteller spielen nicht, sondern sind Teil der minutiösen Arrangements. Alles, von der Gürtelschnalle, über das Laub, die Möbel und die Wolken scheint hier exakt positioniert. Legendär sind die Innenaufnahmen bei Kerzenlicht, für die ein ursprünglich für die NASA entwickeltes Photoobjektiv zum Einsatz kam. Aus diesen Bildern ist jeglicher Zufall verbannt, die kleinste Handbewegung, der dezenteste Augenaufschlag ist ein präzis gesetzter Teil einer grossen Bildersymphonie. Die Kamera unterstützt den gemäldehaften Charakter des Filmes noch zusätzlich. Immer wieder kommen lange Rückwärtszooms zum Einsatz, die die tableauartigen Bilder langsam enthüllen.“ (Simon Spiegel)

am 05.03.2005 um 20.30 Uhr

 


Full Metal Jacket
GB/ USA 1987, R: Stanley Kubrick, D: Matthew Modine, Adam Baldwin, Vincent D¹Onofrio, R. Lee Ermey, 116’ OF

Wir befinden uns in einem Ausbildungslager der 'US-Marines' während des Vietnamkrieges. Den neuen Rekruten werden Kahlköpfe geschoren, sie werden in Uniformen gesteckt und erhalten neue Namen: Private Joker, Private Cowboy, Private Pyle etc. Sie werden einer physischen und psychischen Tortur unterzogen, werden gedemütigt, beschimpft und mit Hass aufgeladen. Harter Schnitt: Ortswechsel. Wir folgen dem Soldaten Joker nach Vietnam, wo er als Kriegsberichtserstatter eingesetzt ist. Zusammen mit einem Kollegen wartet er auf den nächsten Fronteinsatz.
„Full Metal Jacket ist die Quintessenz und Umkehrung des Kriegsfilmgenres: (Anti-) Kriegsfilme versehen die Bilder der Gewalt gängigerweise mit moralischen Botschaften. Und sie zeigen (oft gebrochene) Helden, die der Prüfung des Krieges meist entkommen. Bei Kubrick hingegen gibt es keine ethischen Haltegriffe mehr. Die Radikalität von Full Metal Jacket erweist sich in dem kompletten Verzicht, die Verhältnisse, die gezeigt werden, rhetorisch, dramaturgisch oder bildsprachlich zu kritisieren.“ (Stefan Reinecke)

am 06.03.2005 um 18.15 Uhr

 


Eyes Wide Shut
USA/ GB 1999, R: Stanley Kubrick, D: Tom Cruise, Nicole Kidman, Madison Eginton, Jackie Sawiris, 154’ OmU

Nach einem heißen Flirt mit einem Unbekannten offenbart Alice Harford ihrem Ehemann William ihre tiefsten sexuellen Fantasien. Verstört flieht William in die Nacht hinaus, wo er durch verschiedene Begegnungen mit dem weiblichen Geschlecht in Versuchung gebracht wird.
Die Geschichte dieses Films begann vor 30 Jahren, als Stanley Kubrick nach Fertigstellung von 2001: Odyssee im Weltraum über einen Strohmann die Rechte an Arthur Schnitzlers „Traumnovelle“ (1926) kaufte. Mit den ersten Drehbuchentwürfen des Autors Frederic Raphael war er jedoch unzufrieden, so daß das Projekt zunächst auf Eis gelegt wurde. Kubrick sprach erstmals 1973 öffentlich darüber, seit längerem eine Verfilmung der „Traumnovelle“ zu planen. Doch erst 20 Jahre später begannen die konkreteren Vorbereitungen des Projekts - nachdem Kubricks Ehefrau Christiane jahrelang strikt dagegen gewesen war.
„Man braucht keine blühende Phantasie, um sich vorzustellen, was Stanley Kubrick über 30 Jahre lang an Schnitzlers Novelle gereizt hat. Da ist das dichte Geflecht aus Leitmotiven (>Dänemark<), das die ganze Erzählung durchzieht. Da ist die innige Verbindung von Sexualität und Tod, Nacktheit und Geheimnis, Lust und Betrug, die mit gespenstischer Zweideutigkeit aufgeladene Atmosphäre einer Welt im Übergang vom bürgerlichen zum industriellen Zeitalter. Da sind die Verschiebungen zwischen Innen und Außen, die Sprünge zwischen Wachsein und Traum, die das Geschehen bestimmen.“ (Andreas Kilb)

am 06.03.2005 um 20.30 Uhr

 

 


EIN DEUTSCHER FILMSTIL? – LENI RIEFENSTAHL u.a.

Olympia – Fest der Völker (Teil 1)
Olympia – Fest der Schönheit (Teil 2)

D 1936-38, R: Leni Riefenstahl, Teil 1: 126’, Teil 2: 100'

Olympia ist der zweite großangelegte Dokumentarfilm Leni Riefenstahls im Auftrag des nationalsozialistischen Regimes. Die Olympischen Spiele 1936 in Berlin werden als ästhetisches Schauspiel von mythischer Dimension dargestellt. Ein Prolog führt ins antike Griechenland, verfolgt den Weg des olympischen Feuers bis nach Berlin und leitet über zu einer Chronologie der Wettkämpfe, die mit großem Aufwand und ausgefeiltem technischen Raffinement wiedergegeben werden.
In einer wiederum beispiellosen Gründlichkeit wurde die Arbeit bereits lange vor Beginn der Spiele aufgenommen: Im August 1935 erhielt Leni Riefenstahl den Auftrag zum Olympia-Film, im Oktober wurde der Vertrag geschlossen, im November die Olympiade-Film GmbH gegründet. Bis zum Beginn der Spiele waren in der Vorbereitungsphase die besten Kamerapositionen festgelegt worden, hatte es Tests mit verschiedenen Filmmaterialien gegeben und war ein Team verpflichtet worden, groß genug, um die zu erwartende Menge belichteten Filmmaterials zu ordnen.
Die verschiedenen Sportarten wurden, soweit es die Lichtverhältnisse und die Vorgaben der Kampfrichter erlaubten, umfassend dokumentiert. Am Ende waren 400.000 Meter Film belichtet -- mehr als 200 Stunden. In über einem Jahr Arbeit wurde der Film auf eine Länge von gut 4 Stunden gebracht, vertont und mit synchronisierten Geräuschen unterlegt. Am 20. April 1938 - dem 49. Geburtstag Hitlers und in seiner Anwesenheit - wurde der Film uraufgeführt. Die logistische Leistung, die hinter den Aufnahmen und der Postproduktion stand, mußte sich nun dem Urteil stellen, ob die 1,5 Millionen Reichsmark, die der Film mindestens gekostet hatte, im Sinne der nationalsozialistischen Propaganda gut angelegt waren. Die Premiere und die weiteren Vorstellungen in Deutschland gerieten zu enthusiastischen Feiern. Der Erfolg und die publizierte Zustimmung hätten größer nicht sein können.
Die Konzentration auf die "reine" Schönheit von Körpern und Bewegungen, die "zeitlose" Sinnlichkeit der Bilder, die künstlerischen Ambitionen in Fotografie und Montage wurden von der Regisseurin später als unpolitische Ausdrucksmittel verteidigt.

am 10.03.2005 um 18.15 Uhr Teil 1
um 20.30 Uhr Teil 2
und
am 02.04.. um 20.30 Uhr Teil 1
und am 03.04. um 18.15 Uhr Teil 2

 

 


Kulturfilme: Olympische Spiele

Kleine Weltreise durch Berlin
R: Hans Barkhausen, 1936, ca. 13’
Ausländische Baustile in einer großen Stadt: Ein Filmfeuilleton.


Olympiastadt Berlin
P: Boehner Film Dresden, 1937, 11'

Die KDF-Stadt
Untertitel: Eine Frohe Erinnerung an die 11. Olympiade in Berlin
R: Otto Geiger, 1936, 12'

In Berlin sollte die "KdF-Stadt" (Kraft durch Freude) 1936 jedem "deutschen Volksgenossen" den Besuch der Olympischen Spielen ermöglichen. In den eigens erbauten Häusern in der Nähe des Berliner Olympiastadions wurden günstige Unterkünfte und Verpflegung angeboten.

Die Jugend der Welt
R: Carl Junghans, 1936, 31'

Die Jugend der Welt versucht in impressionistischer Manier, die stark mit Montagen arbeitet, unterstützt von einer dynamischen Musik ein Bild der olympischen Winterspiele von 1936 zu geben, wobei auf die Herausarbeitung von Einzelheiten vielfach verzichtet wurde. Die Sieger werden oftmals nur durch die Flagge des Landes und das Aufspielen der Nationalhymne gekennzeichnet. Die Fotographie arbeitet mit künstlerischen Effekten, Gegenlicht und Bewegungseffekten, in dem man z.B. die Kamera auf Skiern montiert mitfahren lässt.

am 11.03.2005 um 18.15 Uhr

 

 


Der heilige Berg
D 1925/ 26, R: Arnold Fanck, D: Leni Riefenstahl, Luis Trenker, Ernst Petersen, Hannes Schneider, 90'

In dieser tragische Dreiecksgeschichte zwischen Diotima (Leni Riefenstahl) und ihren rivalisierenden Verehrern Vigo und dessen älterem Freund erzählt, tritt Riefenstahl erstmals im Spielfilm auch – und gleich in der Hauptrolle. Fanck baut seinen Film auf die Kontraste Natur-Kultur, Meer-Gebirge und Tanz-Skilauf. Die perfektionierten Bestandteile seiner Bergfilme – phantastische Naturaufnahmen, atemberaubende Skifahrten und Kletterkünste – wird um einen neuen Aspekt ergänzt: die starke, verführerische Frau.
Von Arnold Fanck (1889-1974) für den Film entdeckt, gibt Riefenstahl in Der heilige Berg ihr Schauspielerdebüt. Damit beginnt eine langjährige Zusammenarbeit mit Fanck, der ihr in seinen Abenteuer- und Bergfilmen wichtige Rollen gibt.
Die hier gezeigte Kopie wurde in Zusammenarbeit der Friedrich Wilhelm Murnau Stiftung, dem Bundesarchiv Filmarchiv und der Fondacione Cineteca Italiana rekonstruiert. Die Rekonstruktion erfolgte aus zwei verfügbaren Nitrokopien: einer Sepia-colorierten Kopie aus dem Bundesarchiv Filmarchiv und einer Schwarz/Weiss-Kopie der Fondacione Cineteca Italiana. Die Texttafeln stammen von der Bundesarchiv-Kopie oder wurden anhand der Zensurkarte von 1926 des deutschen Filminstituts rekonstruiert.
Musikalische Begleitung: Aljoscha Zimmermann mit Ensemble

am 11.03.2005 um 20.30 Uhr

 

 


Nacht und Nebel
Nuit et bruillard
nähere Angaben siehe im Text zum 01.2005 Februar 05

am 12.03.2005 um 18.15 Uhr

 

 


Panzerkreuzer Potemkin
UdSSR 1925, R: Sergej M. Eisenstein, D: Alexander Antonow, Wladimir Barski, Grigori Alexandrow, 75'

Eisensteins berühmter Revolutionsfilm entstand zum 20. Jahrestag der Meuterei auf dem zaristischen Kriegsschiff im Hafen von Odessa. Der genau durchkomponierte Film folgt dem Schema einer antiken fünfaktigen Tragödie: den Elementen Exposition – Entwicklung der Handlung – Höhepunkt – Katastrophe – Lösung – werden jeweils eigene Zwischentitel zugeordnet. Die bekannteste Szene des Films ist das Massaker auf den Stufen der "Treppe von Odessa": Zaristische Soldaten marschieren in rhythmischem, maschinenhaften Schritt eine endlos lang erscheinende Treppe hinunter, während sie in eine Menschenmenge feuern, die vor den Soldaten die Treppe nach unten zu fliehen versucht. Diese Szene wurde später unzählige Male in Filmen imitiert.
Riefenstahl gab dem „Film-Kurier“ 1926 ein Interview und darin ihrer Begeisterung für „Potemkin“ Ausdruck – ohne sich dessen bewusst zu sein, dass der Film gerade von der Zensur verboten worden war. Später wurden ihre eigenen Propagandafilme oft mit dem russischen Revolutionsfilm verglichen, nicht zuletzt, um ihre Filme zu rechtfertigen. Eion schiefer Vergleich. Das entscheidende politische Kriterium für die Nicht-Vergleichbarkeit liegt darin, dass die russischen Revolutionsfilmer nie behaupteten, keine Propaganda gemacht zu haben. Im Gegenteil: Gerade das haben sie betont – daher auch ihre andere >Fallhöhe<.
Musikalische Begleitung: Aljoscha Zimmermann mit Ensemble

am 12.03.2005 um 20.30 Uhr

 

 


Kulturfilme: Walter Ruttmann

Metall des Himmels
R: Walter Ruttmann, 1935, 14'
Mannesmann
R: Walter Ruttmann, 1937, 14'
Henkel, ein deutsches Werk in seiner Arbeit
R: Walter Ruttmann, 1938, 26'
Deutsche Waffenschmieden
R: Walter Ruttmann, 1940, 12'

Nachdem der Kulturfilm im Dritten Reich lange Zeit als Bruch mit der Moderne, als regressiv, idyllisierend oder platt propagandistisch charakterisiert worden ist, hat die Kontroverse um Riefenstahls und Ruttmanns Filme der unter Historikern seit langem geführten Debatte über Faschismus und Moderne auch in der Filmwissenschaft neue Impulse gegeben.
Walter Ruttmann entwickelte sich vom Film-Avantgardisten der 20er Jahre mit dokumentarischen Werbefilmen wie Metall des Himmels, Mannesmann und Deutsche Waffenschmieden im Dritten Reich zum Propagandisten der Stahl- und Rüstungsindustrie, ohne seinen avantgardistischen Filmstil ganz aufzugeben. Dieser diente ihm im Gegenteil nunmehr dazu, Modernität und Dynamik der deutschen Schwerindustrie visuell eindrucksvoll umzusetzen. Goebbels und sein Reichsfilmintendant Fritz Hippler waren avantgardistischen Experimenten, solange sie systemkonform blieben, durchaus aufgeschlossen.
Der Kamerastil der Freiburger Bergfilm-Schule um Arnold Fanck und einzelne Filme von Wilfried Basse, Carl Junghans und Willy Zielke waren neben Riefenstahls und Ruttmanns Filmen schon von der Zeitschrift der Reichsfilmkammer "Der deutsche Film" als neuer deutscher Dokumentarfilmstil hervorgehoben und diskutiert worden. Sie wollten weg von der biederen semidokumenatrischen Kulturfilmerei im Stile des idyllisierenden Kulturfilms Ewiger Wald (R: Hanns Springer, Rolf von Sonjewski-Jamrowski) und forderten einen neuen nationalsozialistischen Dokumentarfilm-Stil, wie ihn etwa Leni Riefenstahl in ihren "heroischen Reportagefilmen" entwickelt hatte.

am 13.03.2005 um 18.15 Uhr

 

 


Berlin. Die Sinfonie der Großstadt

D 1927, R: Walter Ruttmann, 69'

„Der Film Berlin. Die Sinfonie der Großstadt hat unsere Sicht auf die moderne Großstadt und ihre filmische Darstellung radikal verändert. Er ist kein populärwissenschaftlicher Kulturfilm, kein Städteporträt mit Postkartenansichten – eher ein Dokument denn ein Dokumentarfilm, den es als Genre noch nicht gab. Nach der Uraufführung am 23. September 1927 lobte die Kritik vor allem seine neuartige Form: der einer Sinfonie nachempfundene Querschnitt durch den Ablauf eines Tages, die den Rhythmus betonende Montage, der Verzicht auf eine Spielhandlung und auf Zwischentitel. Anhand präzise beobachteter Einzelerscheinungen erforscht Ruttmann das Wesen der Stadt. Er verzichtet dabei auf eingefahrene Ansichten und Wiedererkennbarkeit und verweigert sich vor allem der >Belehrungstaktik< des zeitgenössischen Kulturfilms." (www.fdk-berlin.de)
"Ruttmann hatte die Möglichkeiten der Montage, die seit Eisensteins Panzerkreuzer Potemkin als vor allem politisch motivierte Erzählweise begriffen wurde, in einen neuen Rahmen gestellt. Daß er mit seiner rhythmisierten Darstellung >den Dokumentarfilm der Nazis vorwegnehme< (Goergen), ist deshalb ein weiterer Vorwurf. Doch mit einer nationalsozialistischen Asthetik hat der Film nichts zu tun, auch wenn die Nazis an diese Tradition des Films der neuen Sachlichkeit anknüpften." (Knut Hickethier)
Musikalische Begleitung: Aljoscha Zimmermann mit Ensemble

am 13.03.2005 um 20.30 Uhr

 

 


Mein Kampf
Schweden 1960, R: Erwin Leiser, 122'

Erwin Leiser, der seit seiner Emigration 1939 aus dem Dritten Reich in Schweden lebte, erregte 1960 mit seinem Film Mein Kampf großes Aufsehen. Es ist ein Kompilationsfilm, zusammengestellt aus mehr als 20.000 Metern Dokumentar- und Wochenschauaufnahmen aus französischen, sowjetischen, englischen, polnischen und österreichischen Archiven sowie aus der Filmsammlung des ehemaligen Propagandaministeriums Babelsberg. Leiser hat darin auch rund 340 Meter Material aus Riefenstahls Triumph des Willens verwendet. Die Produktionsfirma Minerva hatte die Rechte daran aus dem Staatlichen Filmarchiv der DDR erworben. Riefenstahl klagte wegen Urheberrechtsverletzung und forderte Gewinnbeteiligung. Erwin Leiser schrieb zu dieser Konfrontation mit Leni Riefenstahl: "Da Triumph des Willens von der Reichsparteitagstelle der NSDAP produziert wurde, ist der Film heute Eigentum der beiden deutschen Staaten, als Rechtsnachfolger der Partei. Für den von mir gestalteten Film Mein Kampf erwarb die Herstellerin, Minerva International Films AB in Stockholm, 1960 die Weltrechte an 337,67 Metern aus Triumph des Willens. Leni Riefenstahl verlangte eine Beteiligung an den Einnahmen aus meinem Film ... und verlor den Prozeß in drei Instanzen, zuletzt 1969 beim Bundesgericht in Karlsruhe."
Die damaligen Pressekommentare zu Riefenstahls Ansprüchen ähnelten sich bemerkenswert. "Problematisch schien den Kommentatoren insbesondere, dass die Regisseurin dreier Parteitagsfilme aus einem Werk finanziellen Nutzen ziehen wollte, das sich als Aufklärung über die nationalsozialistischen Verbrechen verstand. Unterschwellig oder ganz offen warfen sie Riefenstahl vor, vom Nationalsozialismus profitiert zu haben, was ihre jetzigen Ansprüche moralisch diskreditiere." (Rainer Rother)

am 17.03.2005 um 18.15 Uhr

 

 


Die Macht der Bilder
D/ GB/ F 1993, R: Ray Müller, 181'

Leni Riefenstahl zu porträtieren ist ein "mehr oder weniger unmögliches Unterfangen; der Mut von Ray Müller besteht vielleicht darin, daß er sich dieser Unmöglichkeit bis zu einem gewissen Grad bewußt ist. Was wir indes zu sehen bekommen, ist ein Spiel von Macht und Verführung. Ein Objekt der Beobachtung namens Leni Riefenstahl widersetzt sich der Befragung, das eine Mal mit Gewalt, das andere Mal mit Verstellung, sie versucht hier, den Film für sich zu benutzen, dort, ihn zu zerstören, wo sie die Kontrolle zu verlieren droht. Der Filmemacher versucht es mit Beharrlichkeit, mit Freundlichkeit, mit dem Rollenspiel eines aufmerksamen >Sohnes< oder Schülers; er will sozusagen mit allen Mitteln Leni Riefenstahl zum Sprechen bringen, aber ihr Panzer ist nicht zu knacken. (...) Ein wenig weich und offen wird sie nur, wenn sie vom technischen und ästhetischen Gelingen ihrer Aufnahmen spricht, aber selbst in den Bewegungen in solchen Situationen spüren wir noch die Selbstinszenierung." (Georg Seeßlen)
Ray Müller hat in einem Interview seine Position und das Dilemma des Films so beschrieben: "Sie erwartete immer, wir machten eine Hommage – und ich habe immer gesagt: Wenn wir eine Hommage machen, dann würde das nicht gesendet. Bis zum Schluss hat sie das wohl nicht verstanden. Ich wollte so fair, aber auch so kritisch wie möglich sein. Die Auseinandersetzung darüber zwischen Macher und Star zieht sich durch den ganzen Film."

am 17.03.2005 um 20.30 Uhr

 

 


Hände am Werk
D 1935, R: Walter Frentz, 53'

Der Regisseur Walter Frentz war 1934 Kameramann bei Leni Riefenstahls NS - Reichsparteitagsfilm Triumph des Willens und drehte danach selbst den NS - Auftragsfilm über die deutsche Arbeitswelt. Hände am Werk ist Walter Frentz' filmische Sinfonie der Arbeit.
In einem von Peter Zander aufgezeichneten Gespräch mit dem Sohn Hanns-Peter Frentz erzählt er über die Entstehung des Films Folgendes: "Mein Vater bekam also 1934 den Auftrag für einen Film über die deutsche Arbeitswelt: Hände am Werk. Es gab schon reichlich Material. Er sichtete es und sagte: >Damit kann ich keinen vernünftigen Film machen.< Er schlug dem Propagandaministerium vor, ein Jahr durch Deutschland zu fahren, verschiedenste Bereiche der Arbeitswelt aufzunehmen und am Schluss eine Sequenz mit Hitler, am 1. Mai redend, anzuhängen. Das ist wohl der ungewöhnlichste Film, den er je gemacht hat - geschnitten nach einer expressiven Musik von Walter Gronostay, und der war Kommunist.
Der Film war so avantgardistisch und hatte formal so starke Bezüge zum sowjetischen Film, dass er sehr schnell in den Archiven verschwand. Goebbels immerhin soll gesagt haben: >Der Frentz ist ein halbes Genie.< Das hat meinen Vater getröstet: Lieber ein halbes Genie als gar keins. Das Aufbauen von Frentz gegen Riefenstahl scheiterte auch daran, dass er keine Lust hatte, im Rampenlicht zu stehen, zumal gegen seine Auftraggeberin Riefenstahl. So wurde er ein Jahr später einer der vier Chefkameramänner der Olympia-Filme.“

am 18.03.2005 um 18.15 Uhr

 

 


Die weiße Hölle vom Piz Palü
D 1929, R: Arnold Fanck, Georg Wilhelm Pabst, D: Gustav Diessl, Leni Riefenstahl, Ernst Petersen, Ernst Udet, 133'

Ein deutscher Stummfilmklassiker, der seinerzeit für Aufsehen sorgte: Nach der Deutschlandpremiere am 15. November 1929 stürmten mehr als 100.000 Besucher innerhalb von vier Wochen in den Berliner UFA-Palast. Allein in Deutschland spielte der Film über eine Million Reichsmark ein, weltweit mehr als 2,2 Millionen Reichsmark. Auch international war das Werk ein großer Erfolg. 1930 wurde die amerikanische Tonfassung The White Hell Of Piz Palu produziert und als erster deutscher Film überhaupt im riesigen Roxy-Kino in New York gezeigt. Über Jahrzehnte hinweg war die stumme Originalfassung nicht mehr zugänglich. Schon 1930 erschien in den USA eine für den amerikanischen Markt stark gekürzte Tonfassung mit einer Musik von Heinz Roemheld. Einige Jahre später schnitt Fanck auch die deutsche Fassung um und verkürzte sie erheblich. Mit nachsynchronisierten Dialogen und einer Musik von Giuseppe Becce versehen, kam der Film so 1935 noch einmal in die deutschen Kinos. Von der ursprünglich atemberaubenden Bildqualität der Naturaufnahmen ist bei den Bearbeitungen viel verlorengegangen. Durch die Kürzungen wurde außerdem die anfangs eher nebensächliche Spielhandlung gegenüber der Darstellung der Bergwelt viel stärker in den Vordergrund gestellt. Die Originalfassung von 1929 war - über die Kriegsjahre und die Jahre der Teilung Deutschlands - verschollen. Erst 1996 wurde die Kopie wiederentdeckt und restauriert.
Klavierbegleitung: Peter Gotthardt

am 18.03.2005 um 20.30 Uhr

 

 


Seminar: Die Parteitagsfilme der NSDAP im Film

1933 erhielt Leni Riefenstahl den Auftrag zu ihrem ersten Parteitagsfilm, der seinen Titel Sieg des Glaubens gemäß dem Motto des 5. Reichsparteitages der NSDAP erhielt. Er wurde der erste Film, den die Partei nicht nur als Bericht über einen Parteitag, sondern als sein filmisches Äquivalent pries. Der Film erlaubte demnach, das Massen-Erlebnis aus Nürnberg im Film-Erlebnis zu wiederholen; er richtete sich zudem erstmals an das >ganze Volk< - so wie die Partei zum Staat geworden sei, so sei die Nation insgesamt zur Gefolgschaft Hitlers geworden.
Die Demonstration militärischer Stärke steht im Zentrum von Riefenstahls Wehrmachtsfilm Tag der Freiheit. Die mit den früheren Parteitagsfilmen gewonnenen Erfahrungen schlugen sich in einer sehr konzentrierten Arbeit nieder.
Mit Triumph des Willens stellte Leni Riefenstahl dann den definitiven Film des nationalsozialistischen Führerkults her. Den Akzent legte sie dabei auf das Verhältnis zwischen Hitler, der Partei in ihren Gliederungen und der Bevölkerung Nürnbergs. Darin vor allem bestand ihr originärer Beitrag zur nationalsozialistischen Mythologie; sie nahm den Parteitag zum Anlass, seine in Sieg des Glaubens nur angedeuteten emotionalen Potenzen hervorzuheben. Riefenstahls später immer wiederholte Behauptung, der Film sei rein dokumentarisch oder historisch, nimmt in einer Art gewollter Naivität einen Rückzugsstandpunkt ein, der ihre Verantwortung sogar für die ästhetische Gestaltung minimieren sollte. Da jede Entscheidung über das, was die Kameras wie aufnehmen und was sie vernachlässigen sollten, über die Art der Einstellung, die Montage und die Musik unweigerlich eine bestimmte Perspektive mit sich bringt, in der das Ereignis präsentiert wird, ist die bloße Reklamation des >Dokumentarischen< wenig aussagekräftig."

Leitung: Jeanpaul Goergen, Martin Loiperdinger, Rainer Rother
am 19.03.2005 um 16.00 Uhr

 

 


Tokio 1964
Tokyo Olympiad
Japan 1964, R: Kon Ichikawa, 87´ OmeU

Das Internationale Olympische Komitee gab diesen Film über die Olympischen Spiele in Tokyo in Auftrag. Mit Kon Ichikawa realisierte ihn einer der bedeutendsten japanischen Regisseure. Das Resultat überzeugte seinerzeit das Publikum und ist auch heute noch sehr sehenswert. Taylor Downing etwa schrieb in seiner Studie über Riefenstahls Olympia-Film, erst das Werk über die Spiele in Tokyo habe wieder vergleichbares Format und künstlerische Geschlossenheit erreicht. „Der ungewöhnliche technisch-organisatorische Aufwand und Ichikawas konsequenter Gestaltungswille ergeben zusammen ein exemplarisches Bild vom Menschen in der sportlichen Leistungsgesellschaft.“ (Lexikon des Internationale Films)

am 20.03.2005 um 18.15 Uhr

 

 


Das blaue Licht
D 1932/1952, R: Leni Riefenstahl, D: Leni Riefenstahl, Mathias Wieman, Beni Führer, Max Holzboer, 86'

Mit dem mystisch-romantischen Bergfilm Das blaue Licht gibt Leni Riefenstahl ihr Debüt als Regisseurin und übernimmt darin selbst die Hauptrolle. Der Film wird auf dem Filmfestival in Venedig mit der Silbermedaille ausgezeichnet. In Deutschland wird er ein Publikumserfolg und erregt die Aufmerksamkeit von Adolf Hitler.
"Riefenstahls erste Regiearbeit ist jedoch in jeder Hinsicht ungewöhnlich. Ein Film, der Elemente des Märchens, des Horrorfilms und Symbole der Romantik aufgriff, war 1932 ein Unikum der Filmproduktion. Man sieht dem Blauen Licht an, wie stark das Werk vom Stilwillen bestimmt war, wie konsequent es auf einen einheitlichen Eindruck zielte. Der Einsatz von Laiendarstellern, die Dreharbeiten fast ausschließlich on location, die Beschränkung auf wenige Schauplätze – das alles resultierte aus den kargen Finanzen, war aber zugleich auch stilistisch begründet. Das blaue Licht hatte nichts Dilettantisches, Unbeholfenes, sondern war den Einschränkungen zum Trotz genau so geworden wie einmal >erträumt<. Der Eindruck des Märchenhaften, der Unwirklichkeit dieser >Berglegende< dominierte in einer gegenüber den zeitgenössischen Filmen durchaus selbständigen Weise." (Rainer Rother)

am 20.03.2005 um 20.30 Uhr
am 31.03.2005 um 20.30 Uhr

 

 


Kulturfilme: Organisierte Moderne?

Schiff 754
R: Die Deutsche Arbeitsfront (DAF), 1938, 14’
Der Film zeigt den Bau des Urlaubsschiffes 754 und dessen Einweihung Taufe auf den Namen „Wilhelm Gustloff“. Danach wird der Film zu einer Symphonie aus Bildern, Geräuschen und Musik. Eine moderne Ästhetik und Montage, die an Traditionen der Avantgarde in den 20er Jahren anknüpft.

Rüstungsarbeiter
R: Hart Wolf, 1943, 15’
Der Film begleitet einen Rüstungsarbeiter durch dessen Arbeitstag. Geschildert wird insbesondere das Versagen einer Maschine, die durch den Einsatz des Arbeiters wieder funktionsfähig wird.

Schiff ohne Klassen
R: E.H. Albrecht, L.O. Geller, H. Heinrich, K.-L. Ruppel, 1938, 21’
Erste Atlantikfahrt des „Kraft durch Freude“-Schiffes „Wilhelm Gustloff“. Hier testen die DAF-Filmer ausführlich die Möglichkeit von O-Tönen, die damals nur mit erheblichem Aufwand produziert werden konnten. Nach militärischer Nutzung im Zweiten Weltkrieg wurde die „Gustloff“ im Januar 1945 versenkt; fast 9000 Flüchtlinge starben.

Glaube und Schönheit
R: Hans Ertl, 1940, 16’
Im Jahre 1940 schuf Hans Ertl, Kameramann Leni Riefenstahls, den Film Glaube und Schönheit. Er zeichnet mit seinen Filmaufnahmen ein eindrucksvolles Bild vom Wirken im BDM-Werk. Kurz vor der geplanten Erstaufführung im Oktober 1939 verbot Reichsminister Goebbels den Film, da er zu sehr im Widerspruch zu der inzwischen angebrochenen Kriegswirklichkeit stand. Es kam nie zu einer öffentlichen Aufführung.

Deutsche Arbeitsstätten
R: Svend Noldan/ Amt Schönheit der Arbeit, 1940, 10’
Im Mittelpunkt Svend Noldans Propagandafilm steht die angeblich neue Arbeitsauffassung und –organisation, aber auch der allgemeine Leistungszwang der deutschen Arbeitsfront: „Deutschlands Reichtum liegt in der Schaffenskraft seiner arbeitenden Menschen“ (OFF-Kommentar)

am 24.03.2005 um 18.15 Uhr

 

 


WERBEKUNST, PROPAGANDA, SPARAPPELL
Spielarten des Werbefilms im Nationalsozialismus

Zwischen 1933 und 1945 entstanden in Deutschland rund 10.000 Werbefilme, meist kurze fürs Kinovorprogramm. Nur einige von ihnen griffen auf das Formenvokabular der Avantgarde zurück. Diese Filme – allen voran die Arbeiten von Oskar Fischinger und Wolfgang Kaskeline – dienten zumindest bis 1937 als Beispiele einer „deutschen Filmkunst“, die Modernität und Internationalität noch nicht verloren hatte (Muratti greift ein, Retina). Die Auswahl konzentriert sich dabei weniger auf die narrativen Zeichentrick- und Schauspielerfilme, als auf Filme mit dynamischer Bildmontage, die sich ganz der Werbeidee unterordnet. Auch die offizielle Propaganda hat auf diese Sprache des „eigengesetzlichen Films“ (Der deutsche Film, Januar 1937) zurückgegriffen, z.B. wenn es galt, Erfolge der NSDAP in einer Minute darzustellen („NS-Wahlkurzfilme“). Der Zweite Weltkrieg brachte dem Werbefilm herbe Einschnitte, das Sparen und die bedingungslose Gefolgschaft an allen Fronten prägte das Genre nicht nur thematisch, sondern auch ästhetisch. „Graue“ Realfilme mit Stars der heiteren Muse oder unfilmische Befehlsformeln waren die Regel. Und wenn auf Wirkung durch Bilder vertraut wurde, stand die „Deutsche Wochenschau“ Pate (Es geht um den Sieg), die Spuren der Filmavantgarde verwehten.
Gezeigt werden zudem Sichtbare Gedanken (1934, Fischerkösen), Schaumwein bringt Frohsinn (1934, Kaskeline), Unter dem Bayerkreuz (1935, Kayser), Noch ist es Zeit (1934, Reichsluftschutzbund), Gisela ganz groß (1942, Tiller-Film).
Einführung: Ralf Forster
In Zusammenarbeit mit dem Bundesarchiv-Filmarchiv.

am 24.03.2005 um 20.30 Uhr

 

 


Kulturfilme: Arnold Fanck

Kaiserbauten in Fernost
R: Arnold Fanck, 1938, 12’
Frühling in Japan
R: Arnold Fanck, 1941, 12’
Arno Breker
R: Arnold Fanck, 1944, 12’
Atlantikwall
R: Arnold Fanck, 1944, 17’

Kaiserbauten in Fernost und Frühling in Japan haben Arnold Fanck und seine Mitarbeiter während einer Japanreise 1936 gedreht. "Frühling in Japan zeigt, wie sich das Leben des Japaners, Berufsleben und Freizeit, in der herrlichsten Jahreszeit abspielt. Genau wie bei uns zieht zur Baumblüte alles hinaus und feiert sie als großes Volksfest." (Film-Kurier, 12.5. 1941)
Arno Breker behnadelt den "Entwicklungsgang des Künstlers von der Eigenwilligkeit seiner kleinplastischen Frühwerke bis zur klassischen Ausgeglichenheit seiner überdimensionalen Meisterschöpfungen." (Film-Nachrichten, 16.12. 1944 )
Man sieht den Bildhauer Arno Breker bei der Arbeit, vor allem die Statuten des Staatsdieners des Dritten Reiches stehen im Vordergrund. Dabei ist von der persönlichen Handschrift Fancks wenig zu sehen: es "dröhnt ein Nazi-Sprecher, der die Bilder bzw. die Werke im Sinne der Politik des Reichspropagandaministeriums deutet, ein Sprecher, dessen militärische Töne das deutsche Volk in den Untergang führen werden.
Im Februar 1943 wird Fanck die Leitung der Filmabteilung der Organisation Todt angeboten. Er lehnt ab, verpflichtet sich aber, einen abendfüllenden Dokumentarfilm (Europa hinter Beton und Stahl) zu drehen. Im Juni 1943 schaltet sich Goebbels ein, der für die >Festung Europa< den Film bis Februar 1944 in den Kinos haben will. Fanck wehrt sich zwar dagegen, aber mit wenig Erfolg. Es entsteht der 20minütige Beifilm Atlantikwall, der eigenes Material mit Aufnahmen aus beschlagnahmten französischen Wochenschauen vermischt. In der ersten Einstellung dieses Films sieht der Zuschauer die Atlantikküste vor einer Bergkulisse. Es ist Fancks einziger Hinweis auf seine Urheberschaft dieses Machwerks." (Jan-Christopher Horak)

am 25.03.2005 um 18.15 Uhr

 

 


Stürme über dem Montblanc

D 1930, R: Arnold Fanck, D: Leni Riefenstahl, Sepp Rist, Ernst Udet, Mathias Wieman, 108’

Stürme über dem Montblanc ist der erste Tonfilm Leni Riefenstahls unter der Regie von Dr. Arnold Fanck. Der Dialog und die Geräuschkulisse wurden erst nachträglich im Studio synchronisiert.
Der Film ist wie bei Piz Palü die Verquickung einer sentimentalen Liebesgeschichte mit einem alpinen Thema: Ein Wetterwart auf dem Montblanc hält Funkkontakt mit der Tochter eines Astronomen. Als die beiden ihn besuchen, verunglückt der Vater an einem Felsgrat tödlich. Im folgenden Frühjahr verliert der Wetterwart durch Unachtsamkeit seine Handschuhe, und wird beinahe ein Opfer der Kälte. Im letzten Moment empfängt die Tochter des Astronomen seinen Hilferuf und veranlasst seine Rettung.
Ein Großteil des Film-Originalmaterials galt als verschollen. Die längste noch existierende Fassung wurde im Filmmuseum in Prag gefunden, die als Basis für eine aufwendige Rekonstruktion diente.

am 25.03.2005 um 20.30 Uhr

 

 


Ewiger Wald
D 1936, R: Hanns Springer, Rolf von Sonjewski-Jamrowski, 70’

Das NS-Vorbild vom ebenmäßigen Wuchs des Fichtenwaldes, dessen Reihen streng geordnet, diszipliniert und ohne jegliche Individualität sind, dürfte auch Canettis Vorstellung vom Wald als Massensymbol der Deutschen zugrunde liegen, das das marschierende Heer mit dem Wald gleichsetzt. Im Film Ewiger Wald wird diese Parallele filmisch umgesetzt, indem die Beine von Soldaten und nachfolgend die Stämme eines Nadelwaldes gezeigt werden.
Der Film wurde von den meisten Kritiken der damaligen Filmzeitschriften hoch gelobt – beispielsweise wurde diese „Bild-Ton-Symphonie" als Auftakt einer neuen Filmgattung bezeichnet. Goebbels und Hitler missfiel er zutiefst, vielleicht aus dem Grunde, dass es hier eben nicht um den Führer, sondern um den deutschen Wald geht: Ein ewig währender Rhythmus des Stirb und Werde als Einheitsgesetz von Volk und Wald, der u.a. durch die sich abwechselnden Jahreszeiten versinnbildlicht wird. Auf diese Weise wird „Ewigkeitspathos“ erzeugt.

am 26.03.2005 um 18.15 Uhr

 

 


Tiefland
D 1940-45/ 1954, R: Leni Riefenstahl, D: Leni Riefenstahl, Franz Eichberger, Bernhard Minetti, Aribert Wäscher, 98’

In den spanischen Pyrenäen lebt der unbarmherzige, herrische Großgrundbesitzer Don Sebastian. Um seinen Geldsorgen Herr zu werden, hat er der Tochter des wohlhabenden Bürgermeisters die Ehe versprochen. Als er eines Abends die schöne Zigeunertänzerin Martha (Leni Riefenstahl) kennenlernt, beschließt er, sie an den armen Berghirten Pedro zu verheiraten, sie jedoch weiterhin als seine Mätresse zu halten. Es kommt zu einem dramatischen Messerduell zwischen Pedro und seinem Herrn, bei dem der Bösewicht schließlich den verdienten Tod findet.
Die Produktionsumstände von Tiefland waren immer wieder Gegenstand heftiger Vorwürfe an die Regisseurin. Die moralische und politische Verurteilung bezog sich auf die Beschäftigung von Filmkomparsen für den Film. Riefenstahl brauchte für Tiefland Statisten, die, nach ihren Worten, für „südliches Kolorit“ sorgen sollten. Dafür wurde etwa 120 Sinti und Roma, die im Lager Maxglan interniert waren, zwangsverpflichtet. Die meisten von ihnen überlebten den Krieg nicht, wurden in Auschwitz ermordet. Riefenstahl behauptete dagegen später, viele der Sinti und Roma nach dem Krieg wiedergesehen zu haben. Die Beschäftigung von Zwangsarbeitern, die vom nationalsozialistischen Regime aus „rassischen Gründen“ interniert wurden, hat sie dagegen nie selbstkritisch gewertet.

am 26.03.2005 um 20.30 Uhr

 

 


Der gewöhnliche Faschismus
UdSSR 1965, R: Michail Romm, 133’ dt. Fass.

Der Dokumentarfilmklassiker kompiliert bis dahin weitgehend unbekanntes Filmmaterial zu einer eindrucksvollen Analyse des deutschen Faschismus. Für die Zusammenstellung der Aufnahmen wurden über zwei Millionen Meter Film gesichtet. Dabei bildeten die seit 1945 in sowjetischen Filmarchiven lagernden Bestände des Reichsfilmarchivs eine wichtige Ausgangsbasis.
Bilder von Hitler zujubelnden Deutschen wechseln ab mit von SS-Leuten aufgenommenen Zeichen der Gräuel aus den Vernichtungslagern in Osteuropa, die mit Melodien deutscher Schunkelmusik unterlegt sind. Am stärksten ist der Film, wo er mit Worten sparsam umgeht. So wenn Gesichter von in Auschwitz Ermordeten gezeigt und mit dem Satz kommentiert werden: "Sie sind alle vergast worden. Ihre Augen schauen uns immer noch an."

am 27.03.2005 um 18.15 Uhr

 

 


S.O.S. Eisberg
D 1933, R: Arnold Fanck, D: Leni Riefenstahl, Gustav Diessl, Ernst Udet, Sepp Rist, 103’

Wie viele andere Filme Arnold Fancks ist auch S.O.S. Eisberg ein Projekt mit komplizierter Produktionsgeschichte, nicht zuletzt, weil er ein „Expeditionsfilm“ in eine „wilde Landschaft“ war. Nicht nur die einzigartigen Aufnahmen, auch die Art ihrer Entstehung begründeten den Ruf des Films.
Zur Besonderheit des Films gehört auch, dass er zum letzten Mal Leni Riefenstahl in einem nicht von ihr selbst inszenierten Film zeigt. Anders als in vorherigen Filmen ist dabei die von ihr verkörperte Figur für die Handlung nicht von entscheidender Bedeutung. Die Karrieren Fancks und Riefenstahls, die über sieben Jahre fest verbunden waren, trennten sich hier - S.O.S. EISBERG ist unter diesem Gesichtspunkt auch ein Film, der eine Trendwende im >heroischen Film< andeutet.
„Ich habe nach dem Blauen Licht noch einmal mit Dr. Fanck gearbeitet. Das ist aber mehr durch besondere Umstände gewesen. Normalerweise hätte ich es nicht mehr getan, weil Das blaue Licht ein großer internationaler Erfolg war, und ich jetzt selbständig arbeiten konnte. Und nachdem ich Regie gemacht hatte, weil ich mir finanziell keinen Regisseur leisten konnte, habe ich Freude daran gewonnen und gemerkt, daß ich dafür eine gewisse Begabung habe, und ich wollte dann möglichst Spielfilme machen. Zum Beispiel die Mademoiselle Docteur hatte ich vorbereitet. Daß ich nach Grönland ging, lag daran, daß Dr. Fanck damals für meine Rolle, die weibliche Hauptrolle in S.O.S. Eisberg, die sportlich sehr viel verlangte, niemanden fand; und die Universal, die wünschte mich. Und da ich auch die amerikanische Version spielen sollte, war es für mich auch finanziell sehr interessant. Und dann natürlich die Chance, die ich später nie mehr gehabt hätte, Grönland kennenzulernen, wo damals noch wenig Menschen hinkamen. Und ich habe es auch nie, nie bereut.“ (Leni Riefenstahl)

am 27.03.2005 um 20.45 Uhr

 

 


Impressionen unter Wasser
D 2002, R: Leni Riefenstahl, 45’

Noch mit 72 Jahren machte Riefenstahl den Tauchschein - dafür musste sie schwindeln. Sie machte sich bei der Altersangabe glatt 20 Jahre jünger. Was die leidenschaftliche Taucherin in rund 25 Jahren mit der Unterwasserkamera eingefangen hat, bündelt diese Dokumentation.
Entstanden sind die Aufnahmen im Roten Meer, vor Kuba, den Bahamas, den Malediven, den Seychellen, Indonesien, Mikronesien, den Cocos Islands (Pazifik), auf Papua-Neu Guinea und in der Karibik. Fast 50 nach ihren letzten Regiearbeiten kam Impressionen unter wasser pünktlich zum 100. Geburtstag der Künstlerin heraus.

am 31.03.2005 um 18.15 Uhr
am 01.04.2005 um 20.30 Uhr

 

 


Kulturfilme: Städteporträts

Freiburg im Breisgau, das Tor zum Hochschwarzwald
R: Sepp Allgeier, 1936, 13'
Ein Kultur-Städtefillm über Freiburg. Wieder einmal bestätigt sich Sepp Allgeier als begnadeter Kameramann – und Regisseur. Die in den zwanziger Jahren entwickelte Bildsprache wird hier (zumindest im ersten Teil des Films) noch einmal zelebriert, eingebettet allerdings jetzt in die dominierenden Topoi der „Stadt im Grünen“ und „Stadt und Tradition“.

Bremen
R: Otto von Bothmer, 1936, 11'
Bremens Sehenswürdigkeiten, seine Gärten, der Hafen sowie das Linienschiff „Bremen“.

Stuttgart, die Großstadt zwischen Wald und Reben – Die Stadt des Auslanddeutschtums
R: Walter Ruttmann, 1935, 14’
Ein Auslandsdeutscher kehrt nach jahrzehntelanger Abwesenheit in seine schwäbische Heimat zurück. Und wie mit seinen Augen gesehen, gibt uns Walter Ruttmann mit den ausgezeichneten Aufnahmen des Stuttgarter Kameramanns Albert Kling ein lebensnahes Bild, das mit der ganzen künstlerischen Gestaltungsmöglichkeit des Könners zu einem mitreißenden Erlebnis wird. (Aus dem Programmblatt der Ufa)

Stadt Stuttgart. 100. Canstätter Volksfest
R: Walter Ruttmann, 1935, ca. 5’
Der Film zeigt Eindrücke vom Cannstätter Volksfest, insbesondere vom Festumzug, vom offiziellen Teil und von den anschließenden Vergnügungen. Gruppen zu Fuß und zu Pferde führen historische Trachten und Uniformen vor. Zwischen Blaskapelle und blumengeschmückten Umzugswagen beteiligen sich auch SA, SS und Wehrmacht am Festzug. Zwei Nazi-Größen in SA-Uniform nehmen mit ausgestrecktem Arm den Umzug ab.

Münster, Westfalens schöne Hauptstadt
R: Eugen York, 1938, 14’
Eugen York drehte seit 1937 für die Ufa Kulturfilme. Sein Lehrer war Walter Ruttmann.

Nürnberg – Stadt der Reichsparteitage
R: Karl Rupli, 1940, 18’

am 01.04.2005. um 18.15 Uhr

 

 


Die Wahrheit
R: Willi Zielke, 1933-1938, 34’
Es geht um die Situation von arbeitslosen Männern am Ende der Weimarer Republik. Als Lösung für die Überwindung ihrer Situation und der Wirtschaftskrise allgemein wird der Nationalsozialismus propagiert.

Das Stahltier
R: Willi Zielke, 1935, 74’

Der Dampflokfilm schlechthin. Zielkes Stahltier ist wohl die dynamischste, expressionistischste Eisenbahnfahrt der Filmgeschichte. Eingebettet in eine Rahmenhandlung, in der ein Betriebspraktikant Eisenbahnarbeitern die Geschichte der Eisenbahn erzählt, zieht Zielke alle Register dessen, was er die "entfesselte Kamera" nannte. Der Film, geplant als offizieller Film zum 100-jährigen Jubiläum der deutschen Eisenbahnen, wurde von der auftraggebenden Reichsbahn nicht abgenommen. Statt eines beschaulichen Kulturfilms hatte Zielke ein Kunstwerk produziert, das trotz manchemr Zugeständnisse den preußisch konservativen Reichsbahnbeamten wie ein Stück "entartete" Kunst vorkam.

am 02.04.2005 um 18.15 Uhr

 

 


Michelangelo – Das Leben eines Titanen
R: Curt Oertel, D/ Schweiz 1938-1940, 88´

Das Leben und Werk des Bildhauers, Malers und Baumeisters Michelangelo wird im Kontext seiner Zeit dargestellt, wobei vor allem seine wichtigsten Werke auch in Detailaufnahmen dem Zuschauer vorgestellt werden. Die Etappen der Biographie Michelangelos werden in Abhängigkeit zu den wechselnden Herrschaftsverhältnissen in Florenz und Rom erzählt, mit Montagen aus Grafiken und Gemälden bzw. inszenierten Zwischenszenen.
Regie führte Curt Oertel, der ab 1946 für den Aufbau vieler Filmorganisationen (wie der FSK, SPIO) mitverantwortlich zeichnete und auch bei der Gründung des Deutschen Filminstituts tatkräftige Unter-stützung gab. Oertels Kulturfilme galten in den dreißiger Jahren auch in Teilen der nationalsozialistischen Publizistik als bemerkenswerte Beispiele des geforderten „deutschen“ Filmstils.

am 03. 04.2005 um 20.30 Uhr

 


 

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