Das "Reichshaus am Königsplatz" 1920

Unter dem Titel "Das Reichshaus am Königsplatz in Berlin. Ein Vorschlag zur Verringerung der Wohnungsnot und der Arbeitslosigkeit" veröffentlichte der Architekt Otto Kohtz 1920 eine Broschüre, in der er den Bau eines Hochhauses auf dem Alsenplatz vorschlägt; Entwürfe zu diesem Haus in Form einer Stufenpyramide sind in der Broschüre abgebildet. Mit diesem Bau, der dazu beitragen soll, aus dem Königsplatz einen "stadtbeherrschenden monumentalen Brennpunkt" zu machen, will Kohtz mehrere wirtschaftliche Probleme lösen. Durch die Konzentration von Reichsbehörden würden die Betriebskosten der Reichsverwaltung gesenkt und die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Behörden verbessert werden; Tausende von Wohnungen, die jetzt noch in der Stadt als Büros genutzt werden, könnten wieder Wohnzwecken zugeführt werden. Durch den Einsatz von Arbeitslosen beim Bau könnten nicht nur die Baukosten niedrig gehalten werden, sondern auch die Kosten der Arbeitslosenunterstützung der Allgemeinheit wieder zugute kommen.
In einem Artikel in der Zeitschrift "Stadtbaukunst alter und neuer Zeit" kommt Kohtz 1929 noch einmal auf seinen Vorschlag zu sprechen. Jetzt spielen keine wirtschaftlichen Argumente eine Rolle, sondern nur solche der politischen Symbolik. Alle Teilnehmer des zweiten Wettbewerbs zur Erweiterung des Reichstags seien, mit Ausnahme Hans Poelzigs, an der Aufgabe gescheitert, am Platz der Republik "ein Forum für das Reich und die Reichshauptstadt von starker Wirkung" zu schaffen. Alle Entwürfe nämlich seien von der derzeitigen BedeutungslosigkeitDeutschlands gegenüber der Welt ausgegangen, nicht aber, wie notwendig, "entsprechend der Größe der Vergangenheit oder Zukunft", die bei der Platzgestaltung leitend sein müsse.
Diese Großmachtphantasien von Otto Kohtz, der zwischen 1930 und 1932 weitere Entwürfe für ein solches Reichshaus veröffentlichte, passen sehr gut zu seiner Zusammenarbeit mit Alfred Hugenberg, dem Vorsitzenden der Deutschnationalen Volkspartei.