Camillo Benso Graf Cavour 1810-1861

Staatsmann

  • 1810
    10. August: Camillo Benso Graf von Cavour wird als zweiter Sohn des Marchese Michele Benso di Cavour und seiner Frau Adelaide Suzanne de Sellon in Turin geboren. Väterlicherseits stammt er aus einer alteingesessenen piemontesischen Adelsfamilie, mütterlicherseits aus der reformierten Genfer Aristokratie.
    Piemont gehört bis 1814/15 zum Napoleonischen Kaiserreich. Die Familie der Benso di Cavour lehnt sich eng an das französische Regime an.
  • 1820
    Eintritt in die Turiner Militärakademie.
  • 1824-1826
    Page am Hof des Prinzen Karl Albert von Carignano (1789-1849), der 1831 König Karl Felix von Sardinien-Piemont (1765-1831) auf den Thron folgt.
  • ab 1825
    Als Unteroffizier des Geniekorps ist er zuständig für die Inspektion der Festungsarbeiten in Ventimiglia, Exilles, Lesseillon und Genua.
  • 1831
    November: Cavour scheidet auf eigenen Wunsch aus dem Militärdienst aus. 1832-1849
    Bürgermeister des piemontesischen Ortes Grinzane.
  • 1833
    Reise in die Schweiz.
  • 1834
    Veröffentlichung einer Studie über den Pauperismus in Sardinien-Piemont.
  • 1835
    Ausgedehnte Reisen durch Frankreich und England. Er nimmt Kontakt zu führenden Persönlichkeiten seiner Zeit auf, darunter dem französischen Bildungsminister und Historiker François Guizot (1787-1874) und dem Publizisten Alexis de Tocqueville (1805-1859).
  • 1835-1848
    Cavour übernimmt die Verwaltung der Familiengüter in Leri und Grinzane und nimmt auf den Gütern umfangreiche landwirtschaftliche Modernisierungsmaßnahmen vor.
  • 1836
    Reise in das zu Österreich gehörende oberitalienische Gebiet Lombardo-Venetien.
  • 1837/38
    Aufenthalt in Paris. Erneuerung der Kontakte zu Guizot und dem französischen Ministerpräsidenten Louis-Mathieu Molé (1871-1855). Cavour wird König Louis-Philippe (1773-1850) vorgestellt.
  • ab 1839
    Cavour engagiert sich für Eisenbahnprojekte in Savoyen und für die Eisenbahngesellschaft Turin-Genua.
  • ab 1842
    Mitglied der vom sardischen König protegierten "Associazione agraria" (deutsch: Agrargesellschaft), in der ökonomische und politische Themen der Zeit diskutiert werden.
  • 1844
    Mitbegründer von Banken in Genua und Turin.
  • 1846
    Aufsatz über den Eisenbahnbau in Italien in der "Revue universelle".
  • ab 1847
    Gemeinsam mit dem Offizier und Schriftsteller Cesare Balbo (1789-1853) begründet er die Zeitschrift "Il Risorgimento" (deutsch: Wiedererstehen), in der er die Einigung Italiens publizistisch unterstützt.
  • ab 1848
    Abgeordneter im Parlament Sardinien-Piemonts zunächst in der konservativen Fraktion.
  • 1852
    4. November: Berufung zum Ministerpräsidenten von Sardinien-Piemont unter König Viktor Emanuel II. (1820-1878). Als solcher bemüht sich Cavour bis zu seinem Lebensende um die nationale Einigung und Befreiung Italiens von der österreichischen und bourbonischen Fremdherrschaft.
    In der Außenpolitik sucht er das enge Bündnis mit Frankreich unter Napoleon III.
  • 1855
    Cavour setzt durch, dass Sardinien-Piemont an der Seite Frankreichs und Großbritanniens in den Krimkrieg gegen Russland eintritt, um für seinen Staat ein Mitspracherecht in Europa zu erwirken.
  • 1857
    15. August: Mitgründer der "Societa nazionale" (deutsch: Nationalgesellschaft). Sie tritt für eine Vereinigung Italiens unter der Führung Sardinien-Piemonts ein
  • 1858
    21. Juli: Bei einem Geheimtreffen im Kurort Plombières (Vogesen) vereinbart Cavour mit dem französischen Kaiser Napoleon III. die französische Unterstützung für die italienischen Einigungsbestrebungen im Falle eines Krieges mit Österreich. Cavour beansprucht Oberitalien für Sardinien-Piemont und verzichtet im Gegenzug zugunsten Frankreichs auf das Stammland Savoyen und die Grafschaft Nizza.
  • 1859
    Kurzzeitig vereint Cavour die Posten des Ministerpräsidenten, Außenministers, Innen-, Finanz- und Kriegsministers in einer Person.
    13. Juli: Nach dem zwischen Frankreich und Österreich geschlossenen Waffenstillstand (Vorfriede von Villafranca), in dem Österreich lediglich die Lombardei abtritt, tritt Cavour zurück. Er sieht sich sowohl von Napoleon III. als auch von Viktor Emanuel II. von Sardinien-Piemont hinsichtlich seines Ziels, der Einheit ganz Italiens, getäuscht.
  • 1860
    Januar: Cavour übernimmt abermals die Regierung und erreicht den Anschluss Mittelitaliens mit dem größten Teil des Kirchenstaats.
  • 1861
    18. Februar: Cavour erweitert das Parlament Sardinien-Piemonts zu einem italienischen Parlament. Am 17. März nimmt Viktor Emanuel II. den Titel eines Königs von Italien an.
    18. Juni: Camillo Benso Graf Cavour stirbt in Turin.
Dorlis Blume
15. September 2014

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