Erwin Piscator 1893-1966

Theaterregisseur, Intendant

Piscator revolutioniert das Theater, macht es zu einem Ort der Politisierung und der Propagierung kommunistischer Ideen. 1927 eröffnet er seine Bühne am Berliner Nollendorfplatz. 1933 arbeitet er in der Sowjetunion an seinem Film "Der Aufstand der Fischer" nach Anna Seghers‘ Novelle und kehrt nicht nach Deutschland zurück. Enttäuscht vom Kommunismus unter Stalin emigriert er 1936 nach Paris und 1939 weiter in die USA. Sein in New York gegründeter Dramatic Workshop avanciert zu einer angesehenen Schauspielschule, in der zahlreiche Hollywoodstars ihren ersten Unterricht nehmen. Nach der Vorladung durch den Ausschuss für unamerikanische Tätigkeit verlässt er 1951 die USA. 1962 wird er Intendant der Freien Volksbühne in Berlin (West) und widmet sich in seiner Arbeit der Aufarbeitung nationalsozialistischer Vergangenheit.

  • 1893
    17. Dezember: Erwin Piscator wird als Sohn einer protestantischen Familie in der Nähe von Wetzlar geboren.
  • 1915
    Während des Ersten Weltkriegs wird Piscator zum Frontdienst einberufen und muss das Studium der Kunstgeschichte, Germanistik und Philosophie sowie sein Volontariat am Münchener Hof- und Nationaltheater unterbrechen.
  • 1917/18
    Piscator wird einem Fronttheater in Kortrijk (Belgien) als Schauspieler und Regisseur zugeteilt.
  • 1920
    Gründung des "Proletarischen Theaters", einer Bühne der revolutionären Arbeiter in Berlin. Das Ensemble besteht aus Mitgliedern der Berliner Dada-Bewegung und spielt in den Arbeitervierteln der Stadt. Ziele des Theaters sind die Propagierung kommunistischer Ideen und die kollektive Arbeit an Stücken.
  • 1921
    Schließung des "Proletarischen Theaters".
  • 1922/23
    Leitung des Central-Theaters in Berlin-Kreuzberg.
  • 1924/25
    Die beiden großen Revuen Piscators, "Revue Roter Rummel" und "Trotz alledem", kennzeichnen den Höhepunkt des politischen Massentheaters der Weimarer Republik. Die "Revue Roter Rummel" wird vor den Reichstagswahlen 1924 von der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) als Wahlveranstaltung gezeigt. Mit der Revue "Trotz alledem" eröffnet die KPD zudem ihren 10. Parteitag im Juli 1925.
  • 1924-1927
    Als Regisseur an der Berliner Volksbühne entwickelt Piscator einen eigenen Inszenierungsstil: Der dramatische Text dient als Material und wird durch Filmeinblendungen, Projektionen und politische Losungen ergänzt.
  • 1927
    Eröffnung der ersten Piscatorbühne durch Vermittlung der Schauspielerin Tilla Durieux in Berlin mit der Uraufführung von Walter Mehrings (1896-1985) "Der Kaufmann von Berlin". Als Dramaturgen arbeiten neben Mehring auch Bertolt Brecht und Ernst Toller an der Piscatorbühne. Es folgen die Gründungen von zwei weiteren Piscatorbühnen, die jedoch wie die erste finanziell scheitern.
    Piscator verwendet zum ersten Mal die Segment-Globus-Bühne, eine drehbare Halbkugel, die sich an mehreren Stellen aufklappen lässt und den Blick auf wechselnde Orte und Szenen freigibt.
  • 1929
    Publikation der Kampfschrift "Das politische Theater".
  • 1931
    Piscator übersiedelt in die Sowjetunion. Hier dreht er den Film "Aufstand der Fischer von St. Barbara" nach einer Novelle von Anna Seghers.
    In Kooperation mit dem Internationalen Revolutionären Theaterbund plant er eine Experimentierstätte für antifaschistische Theater- und Filmarbeit.
  • 1936-1939
    Exil in Paris.
  • 1939
    Emigration in die USA.
  • 1939-1951
    Leitung des von ihm gegründeten Dramatic Workshop in New York. Zu seinen Schülern zählen u.a. Tennessee Williams (1911-1983), Arthur Miller (*1915) und Marlon Brando.
  • 1951-1962
    Gastregie in der Schweiz, in Italien und Schweden, in den Niederlanden und in der Bundesrepublik.
  • 1962
    Er übernimmt die Intendanz Freien Volksbühne in West-Berlin.
  • 1966
    30. März: Erwin Piscator stirbt in Starnberg.
Janca Imwolde, Antonia Meiners, Kornelia Papp
24. März 2021

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