Fritz Lindemann 1894-1944

  • 1894
    11. April: Fritz Lindemann wird in Charlottenburg bei Berlin als Sohn des Artillerieoffiziers Friedrich Lindemann und dessen Ehefrau Gertrud (geb. Reinecke) geboren.
  • 1912
    11. März: Als Bester seines Jahrgangs legt er in Potsdam das Abitur ab. Die humanistische Ausbildung am Victoria-Gymnasium prägt entschieden seine ethischen Denk- und Handlungsweisen.
    12. März: Lindemann tritt in das 4. Garde-Feldartillerie-Regiment, in Potsdam ein.
  • 1913
    August: Ernennung zum Leutnant.
  • 1914
    August: Nach Beginn des Ersten Weltkriegs Einsätze an der Westfront.
    November: Lindemannn erhält das Eiserne Kreuz II. Klasse
  • 1916
    Oktober: Beförderung zum Oberleutnant.
  • 1917
    Februar: Lindemann wird mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse ausgezeichnet.
  • 1918
    6. Dezember: Er wird in den Generalstab der 35. Infanterie-Division Grenzschutz Ost nach Westpreußen versetzt.
  • 1919
    Februar: Während der Revolution von 1918/19 beteiligt sich Lindemann als Mitglied eines Freikorps aktiv an der Zerschlagung der linksorientierten Räteherrschaft in Düsseldorf.
    30. April - 3. Juni: Mit fünf weiteren Offizieren ist er zum Schutz der deutschen Delegation auf der Pariser Friedenskonferenz abkommandiert. Lindemann erkennt durch die erste intensive Begegnung mit der Politik die Untauglichkeit des Versuchs, sich auf das rein Militärische zu beschränken. Der Umgang der Sieger mit den Verlierern ist mitentscheidend für seine spätere Teilnahme am Widerstand.
    Übernahme in die Reichswehr, in der er bis zum Oberstleutnant aufsteigt.
  • 1920
    März: Lindemann lehnt den rechtsgerichteten Lüttwitz-Kapp-Putsch ab. Der Weimarer Republik steht er positiv gegenüber.
  • 1922
    2. Oktober: Er heiratet Lina von Friedeburg. Aus der Ehe gehen drei Kinder hervor.
  • 1923-1926
    Lindemann durchläuft die Generalstabs-Ausbildung in Berlin.
  • 1926
    Er wird abkommandiert zur Heeres-Statistischen Abteilung (T3) des Truppenamts im Reichswehrministerium in Berlin. Lindemann ist General Kurt von Schleicher unmittelbar unterstellt und arbeitet mit Friedrich Olbricht zusammen.
  • 1929
    Oktober: Er wird Batteriechef der 15. Batterie im Artillerie-Regiment 3 in Sprottau.
  • 1932
    April: Lindemann belegt einen Kursus zur Weiterbildung besonders befähigter Generalstabsoffiziere.
    An der Berliner Universität studiert er Wirtschaftswissenschaften.
  • 1933
    Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten steht Lindemann dem NS-Regime und seinem Ausschließlichkeitsanspruch kritisch gegenüber, er billigt aber Adolf Hitlers Politik der Aufrüstung.
  • 1933-1936
    Er bildet als Lehrer für Taktik und Kriegsgeschichte an der Kriegsakademie in Berlin Generalstabsoffiziere aus.
  • 1936
    Als Generalstabsoffizier wird Lindemann zum Generalkommando des X. Armeekorps nach Hamburg versetzt.
  • 1937
    Oktober: Beförderung zum Oberst.
  • 1938
    31. Juli: Lindemann scheidet aus dem aktiven Dienst in der Wehrmacht aus.
    1. August: Er wird Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP).
    Oktober: Lindemann beginnt eine Tätigkeit als militärpolitischer Kommentator bei den "Kieler Neuesten Nachrichten".
  • 1939
    August: Durch Mobilmachungsbefehl wird Lindemann kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs reaktiviert.
    Er nimmt als Kommandeur des Artillerie-Regiments 27 am Überfall auf Polen teil.
  • 1940
    Teilnahme am Westfeldzug gegen Frankreich.
  • 1941
    Lindemann kommandiert verschiedene Vorausabteilungen der Heeresgruppe Süd beim Überfall auf die Sowjetunion. Die Angriffskriege sowie die damit verbundenen Kriegsziele lehnt er ab. Sie machen ihn zu einem entschiedenen Gegner des NS-Regimes.
  • 1942
    Januar: Ernennung zum Generalmajor.
    Als Kommandeur der 132. Infanterie-Division nimmt Lindemann an der Eroberung der Festung Sewastopol auf der Krim sowie an schweren Abwehrschlachten an der Wolchow-Front teil. Aufgrund enormer Opferzahlen und der militärischen Krise wachsen seine Zweifel am Sieg. Lindemann ist von der Notwendigkeit eines raschen Friedens überzeugt.
  • 1943
    Oktober: Er übernimmt die Führung des Stabs der Artillerie beim Oberkommando des Heeres (OKH). Im Generalstab ergeben sich erste Verbindungen zum Widerstand in der Wehrmacht um Henning von Tresckow und Claus Schenk Graf von Stauffenberg.
    Dezember: Lindemann wird zum General der Artillerie befördert.
  • 1944
    Er wirkt aktiv an den Vorbereitungen eines Attentats auf Hitler mit und gehört dem engsten Kreis der Verschwörer an. Lindemann hat die Rolle eines Emissärs und stellt Verbindungen zu regimekritischen Offizieren her. Nach dem geplanten Umsturz ist er als Sprecher einer neuen Regierung vorgesehen. Im Auftrag von Ludwig Beck soll Lindemann im Rundfunk den ersten Aufruf an die deutsche Bevölkerung verlesen.
    Nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli flieht er zunächst nach Dresden, anschließend taucht er in Berlin in der Familie von Erich Gloeden (1888-1944) unter.
    4. August: Lindemann wird aus der Wehrmacht ausgestoßen.
    20. August: Das NS-Regime setzt eine Kopfprämie von 500.000 Mark auf ihn aus.
    3. September: Die Geheime Staatspolizei (Gestapo) verhaftet Lindemann nach einer Denunziation. Durch einen Bauchschuss und einen Oberschenkeldurchschuss wird er schwer verletzt.
    22. September: Nach mehreren Operationen verstirbt Fritz Lindemann im Berliner Polizeikrankenhaus.
Arnulf Scriba
14. September 2014

lo