Gertrud Scholtz-Klink 1902-1999

Reichsfrauenführerin

  • 1902
    9. Februar: Gertrud Treusch wird als Tochter eines Vermessungsbeamten in Adelsheim (Baden) geboren.
    Nachdem sie die Schule und Ausbildung absolviert hat, arbeitet sie als Lehrerin und Journalistin.
  • 1920/1921
    Sie heiratet den Lehrer und späteren Offenburger Bezirksleiter der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) Eugen Klink.
  • ab 1929
    Angeregt durch ihren Mann, leistet sie Sozialarbeit zu Propagandazwecken für die NSDAP. Sie beginnt, Anhängerinnen des Nationalsozialismus in Offenburg in organisierter Form zusammenzufassen.
  • 1930
    März: Klink und ihr Ehemann treten der NSDAP bei. Wenige Wochen später stirbt Eugen Klink während einer Wahlkundgebung an einer Herzattacke. Danach intensiviert Klink ihren Einsatz für die NSDAP.
    Oktober: Sie wird zur Gauleiterin des zwei Jahre zuvor als NSDAP-Gliederung anerkannten Deutschen Frauenordens (DFO), einer ursprünglich unabhängigen Frauengruppe der Völkischen in Baden, berufen.
  • ab 1931
    Oktober: Nachdem Gregor Strasser den DFO und die mit ihm konkurrierenden Frauenverbände aufgelöst hat, wird die Nationalsozalistische Frauenschaft (NSF) als alleinige Frauenorganisation der Partei gegründet. Klink übernimmt im Gau Baden die Leitung. Aufgrund ihrer erfolgreichen Arbeit wird sie gebeten, die Organisation auch im Gau Hessen aufzubauen. Fortan setzt sie sich aktiv für den reichsweiten Ausbau der NSF ein und mobilisiert Frauen zum Arbeitseinsatz für Projekte der NSDAP.
  • 1932
    Klink heiratet den Landarzt Günther Scholtz.
  • 1933
    Januar: Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme gewinnt sie in dem badischen Reichsstatthalter Robert Wagner (1859-1946) einen persönlichen Gönner, der ihre Karriere unterstützt. Er ernennt sie zur Referentin für Frauenfragen im badischen Innenministerium.
  • 1934
    24. Februar: Ihre Ernennung zur ersten Reichsführerin der NSF und Leiterin des Deutschen Frauenwerks (DFW) lässt sie in die Spitzenposition innerhalb der NS-Frauenorganisationen aufsteigen. Sie fungiert vor allem als Aushängeschild, während die eigentlichen Kompetenzen beim Chef der NS-Volkswohlfahrt (NSV) Erich Hilgenfeldt liegen. Dieser übernimmt in der Parteileitung das Amt Frauenfragen, Scholtz-Klink wird seine Stellvertreterin.
    Juni: Sie wird zur Leiterin des Reichsfrauenbunds des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) berufen.
    Juli: Scholtz-Klink übernimmt zusätzlich die Leitung des Frauenamts der Deutschen Arbeitsfront (DAF), in der alle berufstätigen Frauen zwangsorganisiert sind und mit Propagandamaterial wie der kostenlosen Zeitschrift "Frau am Werk" versorgt werden.
    November: Dank der Fürsprache Wagners wird Scholtz-Klink von Adolf Hitler offiziell zur Reichsfrauenführerin berufen. Damit ist sie Leiterin sämtlicher Frauenorganisationen des NS-Regimes und nominell die einflussreichste Frau im Reich. Ihre Blitzkarriere steht in engem Zusammenhang mit dem ideologietreuen NS-Frauenbild, das sie propagiert. Sie geht von einer unterschiedlichen Einflusssphäre der Geschlechter aus und zweifelt die Vorherrschaft der männlichen NSDAP-Führung in allgemeinen politischen Fragen grundsätzlich nicht an.
  • 1936
    November: Sie erhält das "Goldene Ehrenzeichen" der NSDAP, das zu propagandistischen Zwecken an Personen mit Vorbildfunktion verliehen wurde.
  • 1939
    Bei einem Besuch in Großbritannien wird sie von der englischen Presse als "The Perfect Nazi Woman" betitelt. Der nationalsozialistischen Auslandspropaganda ist es dienlich, sie als wichtige Persönlichkeit der NS-Führung herauszustellen, obwohl sie tatsächlich der männlichen Parteileitung untergeordnet ist.
  • 1940
    Scholtz-Klink heiratet den Obergruppenführer der Schutzstaffel (SS) August Heißmeyer, nachdem ihre Ehe mit Scholtz zwei Jahre zuvor geschieden wurde.Sie bringt vier und er sechs Kinder mit in die Ehe.
  • 1944
    21. Mai: Sie fordert alle deutschen Frauen am Muttertag zu "Geburtshöchstleistungen" auf.

    Geburt eines Sohns.
  • 1945
    Sommer: Nach der deutschen Kapitulation im Zweiten Weltkrieg wird Scholtz-Klink für kurze Zeit in einem sowjetischen Kriegsgefangenenlager interniert, aus dem sie jedoch fliehen kann.
  • 1945-1948
    Sie findet Zuflucht in Schloss Bebenhausen bei Tübingen. Mit ihrem Mann lebt sie dort unter den falschen Namen Heinrich und Maria Stuckebrock. Unter den Falschangaben findet eine Entnazifizierung beider Personen statt.
  • 1948
    28. Februar: Scholtz-Klink und ihr Ehemann werden enttarnt und verhaftet.
    14. April: Wegen Urkundenfälschung verhängt ein französisches Militärgericht eine Haftstrafe von 18 Monaten über das Ehepaar.
  • 1949
    Die Tübinger Spruchkammer verurteilt sie als ehemalige Reichsfrauenführerin ebenfalls zu 18 Monaten Gefängnis, die aber als bereits verbüßt gelten.
  • 1950
    5. Mai: Eine Revisionsinstanz stuft Scholtz-Klink in die Gruppe der "Hauptschuldigen" ein und verurteilt sie zu 30 Monaten Arbeitslager. Dem relativ milden Urteil werden Auflagen hinzugefügt, die ihr lebenslänglich die politische Betätigung und für zehn Jahre die Berufsausübung als Journalistin und Lehrerin verbieten. Außerdem werden ihr das Wahlrecht sowie die Beitrittsfähigkeit zu Parteien und Gewerkschaften aberkannt und eine Geldstrafe auferlegt.
  • ab 1953
    Scholtz-Klink lebt nach Verbüßung der Strafe zurückgezogen in Tübingen-Bebenhausen.
  • 1978
    Ihr autobiografisches Buch "Die Frau im Dritten Reich" erscheint. Es gilt als Zeichen ihrer ungebrochenen Begeisterung für den Nationalsozialismus. Anstelle einer reflektierten Lebensschau vermittelt es vielmehr den Charakter eines dienstlichen Rechenschaftsberichts.
  • 1999
    24. März: Gertrud Scholtz-Klink verstirbt in Bebenhausen.
Michaela Kipp
14. September 2014

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