Hans von Dohnanyi 1902-1945

Jurist

  • 1902
    1. Januar: Hans von Dohnányi wird als Sohn des ungarischen Pianisten und Dirigenten Ernö von Dohnányi und der Pianistin Elisabeth von Dohnányi (geb. Kunwald) in Wien geboren.  
  • 1913
    Trennung seiner Eltern. Dohnányi wächst in Berlin auf.
    Er besucht das liberale Grunewald-Gymnasium. Beginn seiner Freundschaft mit Dietrich Bonhoeffer und Klaus Bonhoeffer.  
  • 1920-1924
    Jurastudium in Berlin.
    Tätigkeit als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter bei der Aktenpublikation "Die große Politik der Europäischen Kabinette 1871-1914".  
  • 1924
    Dohnányi legt sein Examen ab.  
  • 1924-1926
    Anstellung als Assistent am Institut für Auswärtige Politik in Hamburg.  
  • 1925
    Heirat mit Christine Bonhoeffer, der Schwester Dietrich Bonhoeffers. Dohnányi legt den Akzent auf seinem Namen ab.  
  • 1926
    Promotion in Jura mit einer Arbeit über die Pachtansprüche der Tschechoslowakei im Hamburger Freihafen.
    Geburt der Tochter Barbara.  
  • 1926-1928
    Er leistet seinen Referendardienst in der Hamburger Justiz ab.  
  • 1928
    Dohnanyi besteht das Assessorexamen.
    Geburt seines Sohns Klaus von Dohnanyi, des späteren Bundesministers und Ersten Bürgermeisters von Hamburg.  
  • 1929
    Geburt seines Sohns Christoph von Dohnanyi, des späteren Dirigenten.  
  • 1929-1932
    Nach kurzer Tätigkeit bei der Hamburger Senatskommission für Reichs- und Auswärtige Angelegenheiten wird Dohnanyi in das Reichsjustizministerium übernommen. Er ist dort als Staatsanwalt und persönlicher Referent der Justizminister Erich Koch-Weser (1875-1944), Johann Viktor Bredt (1879-1940) und Curt Joël (1865-1945) tätig.  
  • 1932
    Als Adjutant des Reichsgerichtspräsidenten Erwin Bumke (1874-1945) bearbeitet Dohnanyi den nach dem "Preußenschlag" vom 20. Juli 1932 angestrengten Prozess Preußens gegen das Reich.  
  • 1933
    Reichsjustizminister Franz Gürtner entsendet Dohnanyi zur Beobachtung des Verfahrens, das anlässlich des Reichstagsbrands gegen Marinus van der Lubbe, Ernst Torgler und drei bulgarische Emigranten vor dem Reichsgericht in Leipzig verhandelt wird.  
  • 1934-1938
    Als Regierungsrat und persönlicher Referent Gürtners lernt Dohnanyi Adolf Hitler, Joseph Goebbels, Heinrich Himmler und Hermann Göring kennen. Er hat Zugang zu den geheimsten Dokumenten des Reichsjustizministeriums.  
  • 1934
    Nach der Legitimierung der Mordaktionen im Zuge der "Röhm-Affäre" durch die Justiz sucht Dohnanyi verstärkt Kontakt zu Widerstandskreisen.
    Er beginnt mit der Erstellung vertraulicher Dossiers über die Verbrechen des NS-Regimes. Dohnanyi sieht darin im Falle eines Sturzes des NS-Staates eine potentielle Handhabe gegen die Führungsspitze der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP).  
  • 1938
    Er beteiligt sich mit Ludwig Beck, Erwin von Witzleben und Hans Oster im Zuge der Affären um Werner Freiherr von Fritsch und Werner von Blomberg an den Umsturzplänen der Wehrmacht.
    Ein vertrauliches NSDAP-Dossier hält seine Kritik an der Rassenpolitik der Partei fest. Martin Bormann veranlasst daraufhin Dohnanyis Ausscheiden aus dem Reichsministerium und seine Versetzung als Reichsgerichtsrat nach Leipzig.
    Dohnanyi knüpft erste Kontakte mit den sozialdemokratischen Widerstandskreisen um Julius Leber und Wilhelm Leuschner.
  • 1939
    Oster fordert kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs Dohnanyi für das Amt Ausland/Abwehr des Oberkommandos der Wehrmacht (OKW) an. Unter der Leitung von Admiral Wilhelm Canaris wird er Osters engster Mitarbeiter. Dohnanyi baut mit Canaris und Oster die Abwehr zu einem organisatorischen Zentrum des Widerstands aus und arbeitet an Plänen für einen Umsturz.
    Der in die Staatsstreichpläne eingeweihte Generalstabschef des Heeres, Franz Halder, ordnet aus Furcht vor Entdeckung die Vernichtung sämtlicher Unterlagen über den geplanten Umsturz an, Dohnanyi kommt der Aufforderung nicht nach.  
  • 1940
    Januar: Dohnanyi dokumentiert in der "Akte X" die Gespräche zwischen Papst Pius XII., dem Rechtsanwalt Josef Müller und dem britischen Vatikangesandten über eine außenpolitische Absicherung der Staatsstreichpläne.
    April: Die "Akte X" kann erst jetzt an Halder und an den Oberbefehlshaber des Heeres, Generaloberst Walther von Brauchitsch, übermittelt werden. Beide sind nicht mehr vollends von den Umsturzplänen überzeugt. Die militärische Opposition ist nicht zuletzt durch den Beginn der Besetzung Dänemarks und Norwegens bei den Alliierten in Misskredit geraten.  
  • 1941
    Dohnanyi nimmt eine Stelle im Vorstand der Rheinisch-Westfälischen-Bodenkreditbank an, bleibt jedoch zugleich unter Oster in der Abwehr tätig.  
  • 1942
    Im "Unternehmen Sieben" kann er mehreren als V-Agenten getarnten Juden zur Flucht verhelfen.  
  • 1943
    5. April: Wegen eines angeblichen Devisenvergehens verhaftet die Geheime Staatspolizei (Gestapo) Dohnanyi in seinem Dienstzimmer im Berliner Bendlerblock.
    Er ist in verschiedenen Gefängnissen und Gefängniskrankenhäusern inhaftiert. Mit Unterstützung des leitenden Heeresrichters Karl Sack (1896-1945) gelingt es zunächst, das Verfahren gegen ihn zu verschleppen.  
  • 1944
    Kurz vor dem Attentat vom 20. Juli wird Dohnanyi in das Konzentrationslager (KZ) Sachsenhausen verlegt.
    Nach dem Scheitern des Umsturzversuchs werden Dohnanyis Verbindungen zu den Verschwörern bekannt. Auch er wird mit besonderer Brutalität behandelt.  
  • 1945
    8. April: Hans von Dohnanyi wird nach einem Standgerichtsverfahren der Schutzstaffel (SS) im Konzentrationslager Sachsenhausen durch den Strang hingerichtet.  
  • 1997
    31. Juli: Das Landgericht Berlin hebt das Todesurteil vom 8. April 1945 auf und rehabilitiert Dohnanyi.
Susanne Eckelmann
14. September 2014

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