James Hobrecht 1825-1902

Baumeister

  • 1825
    31. Dezember: James Hobrecht wird als Sohn des Gutsbesitzers Ludolph Hobrecht und dessen Frau Isabella (geb. Johnson) in Memel (heute: Klaipeda/Litauen) geboren.
  • 1834
    Berufung des Vaters zum Königlichen Ökonomierat, Umzug nach Königsberg (heute: Kaliningrad/Russland).
  • 1841
    Abbruch der Schulausbildung, Beginn einer Feldmesser-Lehre.
  • 1844
    Externe Primareife.
  • 1845
    Feldmesser-Examen.
  • 1845-1847
    Separationsarbeiten in Ostpreußen, Beschäftigung bei der Coeln-Mindener Eisenbahn.
  • 1847
    Beginn des Studiums an der Bauakademie in Berlin.
  • 1848
    Während der Märzrevolution Beteiligter an der studentischen Bürgerwache im Berliner Stadtschloss.
  • 1849
    Absolvierung des Bauführer-Examens. Eintritt in den Architektenverein zu Berlin, dem auch Friedrich Schinkel (1781-1841) und Gottfried Semper (1803-1879) angehören.
  • 1850
    Er rückt mit dem Dritten Pommerschen Infanterieregiment Nr. 14 nach Kurhessen aus.
    Erhalt der Matrikel zur Fortsetzung des Studiums an der Bauakademie in Berlin.
  • 1851
    Tätigkeit als Bauführer u.a. beim Bau des Packhofes in Königsberg.
  • 1852
    Kurzzeitig Verwalter des Gutes Dirchschkeim in Samland.
  • 1853
    4.Februar: Heirat mit Henriette Wolff. Aus der Ehe gehen drei Söhne und vier Töchter hervor.
  • 1856
    Nach erstem Abschluss des Bauingenierstudiums zum "Baumeister für Landbau" vorübergehende Beschäftigungen bei der Kreuz-Küstrin-Frankfurter Eisenbahn und bei der Stettiner Bahn.
  • 1858
    Zweiter Abschluss als "Baumeister für den Wasser-, Wege- und Eisenbahnbau".
  • ab 1858
    Anstellung als Baumeister beim Königlichen Polizeipräsidium in Berlin.
  • 1859
    Hobrecht wird als Vertreter eines erkrankten Kollegen "Commissarius zur Ausarbeitung der Bebauungspläne für die Umgebungen Berlins".
    Der Bebauungsplan ist auf vierzehn Abteilungen angelegt und soll eine geregelte Erweiterung des schnell wachsenden Berlins über die Stadtgrenzen hinaus ermöglichen.
  • 1860
    Inspektionsreise nach Hamburg, Paris, London und anderen englischen Städten, um den neuesten Entwicklungsstand für das Vorhaben eines modernen Kanalisations- und Entwässerungssystems kennenzulernen.
  • 1861
    Kurz vor Fertigstellung des Berliner Bebauungsplanes wird Hobrecht zum Stadtbaurat von Stettin (heute: Szczecin/Polen) berufen. Er lässt hier u.a. ein Trinkwassernetz erbauen und projektiert ein Kanaliationssystem, das ab 1870 verwirklicht wird.
  • 1866
    Zweite Inspektionsreise nach Frankreich und England zur Unterrichtung über den Fortgang der entstehenden Kanalisations- und Entwässerungsanlagen.
  • 1868
    Hobrecht verfasst die Schrift "Ueber öffentliche Gesundheitspflege und die Bildung eines Central-Amts für öffentliche Gesundheitspflege im Staate", in der eine Einrichtung ähnlich dem erst 1876 gegründeten Reichsgesundheitsamt gefordert wird. Ausgangspunkt seiner Überlegungen ist die Bekämpfung der Cholera. Er kritisiert die in Folge von mangelhafter Bauordnung und Bauspekulation entstandenen oft katastrophalen Wohnverhältnisse, ist aber ein Befürworter des "Durcheinanderwohnens" im dreigliedrigen Berliner Mietshaus, um auf diesem Wege die Entstehung von abgeschlossenen Elendsquartieren zu verhindern.
    Rückkehr nach Berlin, nachdem er zum Chefingenieur der Kanalisation berufen worden ist. Nach langjähriger Diskussion um die schlechten hygienischen Zustände soll die Stadtentwässerung endlich einer modernen systematischen Lösung zugeführt werden. Eine Entscheidung, die ihren stärksten Befürworter in Rudolf Virchow hat.
  • 1869
    Die "Deutsche Vierteljahrsschrift für öffentliche Gesundheitspflege" wird gegründet; Hobrecht ist einer der drei Herausgeber.
    Die vorbereitenden Untersuchungen für den Bau der Kanalisation werden zwischen 1870 und 1879 in 13 Heften mit dem Titel "Reinigung und Entwässerung von Berlin. Einleitende Verhandlungen und Berichte über mehrere auf Veranlassung des Magistrats der Königlichen Haupt- und Residenzstadt Berlin angestellte Versuche und Untersuchungen" veröffentlicht.
  • 1871
    August: Hobrecht legt dem Magistrat einen Entwurf einer Schwemmkanalisation für Berlin und die angrenzenden Gebiete in zwölf Radialsystemen vor. In diesen unabhängigen Teilnetzen wird das Abwasser zentral zusammengeführt, mit Dampfkraft gehoben und an die Peripherie der Stadt gepumpt, wo es auf landwirtschaftlich genutzten Feldern, sogenannten "Rieselfeldern", verrieselt.
  • 1872
    Unter maßgeblicher Beteiligung Hobrechts wird in Berlin die "Deutsche Gesellschaft für öffentliche Gesundheitspflege" ins Leben gerufen.
    Bei der zügigen Vorbereitung und Realisierung der Berliner Kanalisation kommt ihm zugute, dass sein Bruder Arthur Hobrecht (1824-1912) zum Oberbürgermeister Berlins gewählt wird und ihn fördert.
  • 1873
    Beginn des Baus der Kanalisation mit dem Radialsystem III (Mitte).
  • 1873-1877
    Vorsitzender des Architektenvereins zu Berlin, den er noch einmal von 1880-1887 leitet.
  • 1880
    Reise nach Russland zur Erarbeitung eines Kanalisationsentwurfs für Moskau.
  • 1884
    Veröffentlichung seines Hauptwerks "Die Canalisation von Berlin. Nebst einem Atlas in Groß-Folio mit 57 Tafeln. Darstellung der Entwaesserungsleitungen, Pumpstationen und Rieselfeldanlagen."
    Die Kanalisation Berlins gilt als gelungenes Modell einer großstädtischen Schwemmkanalisation.
  • 1885
    Hobrecht wird in Anerkennung seiner Verdienste um die Entwässerung zum Stadtbaurat für Straßen- und Brückenbau ernannt.
    In seiner Amtszeit werden Straßen und Plätze angelegt und befestigt, wird der Brückenbau vorangetrieben und die Spreeregulierung zum Abschluss gebracht. Außerdem werden neue Nahverkehrssysteme erprobt und eingeführt, allerdings bleibt Hobrecht der U-Bahn gegenüber skeptisch.
    Insgesamt nehmen über 30 deutsche Städte seinen fachlichen Rat bei der Errichtung von Be- und Entwässerungsanlagen in Anspruch.
  • 1886
    Die japanische Regierung lädt Hobrecht ein, einen Vorschlag für die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung Tokios auszuarbeiten.
  • 1887
    Er reist nach Japan, entwirft in Tokio den Plan eines Trinkwassernetzes, rät aber aus Kostengründen von der Errichtung einer Kanalisation ab. In Briefform berichtet er seiner Familie von den kulturpolitischen Eindrücken seiner Japanreise und kehrt nach abschließender Durchquerung Nordamerikas nach Berlin zurück.
  • 1892
    Hobrecht wird in eine dreiköpfige Jury nach Kairo berufen, die die eingesandten Wettbewerbsentwürfe einer Kanalisation und Entwässerung für die ägyptische Hauptstadt prüft. In Ermangelung akzeptabler Pläne arbeitet die Jury selbst eine Entwässerungskonzeption aus.
  • 1897
    Nach zwölfjähriger Amtszeit geht Hobrecht in den Ruhestand.
    Für seine Leistungen und für sein Engagement im Dienste der Hygienebewegung ist er mit einer Vielzahl von Orden und Auszeichnungen geehrt worden. Ernennung zum Stadtältesten.
  • 1902
    8. September: James Hobrecht stirbt in Berlin.
Klaus Strohmeyer
30. Juni 2015

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