Ulrich Graf Brockdorff-Rantzau 1869-1928

Politiker

  • 1869
    29. Mai: Ulrich Graf zu Rantzau wird als Sohn des preußischen Regierungsassessors Hermann Graf zu Rantzau und dessen Frau Juliane (geb. von Brockdorff) in der Stadt Schleswig geboren.
  • 1888-1891
    Er studiert Jura in Neuchâtel und Freiburg/Breisgau.
  • 1891
    April: Abschluss des Studiums mit dem Referendarsexamen in Berlin.
    Juli: Rantzau promoviert in Leipzig über ein kirchenrechtliches Thema.
    Rantzau erbt durch einen Großonkel mütterlicherseits den Landsitz Annettenhöh vor Schleswig. Er nennt sich nun Brockdorff-Rantzau.
    Er wird Fahnenjunker im 1. Preußischen Garderegiment zu Fuß in Potsdam.
  • 1892
    Als Leutnant wird er nach Flensburg versetzt.
  • 1893
    Nach einer Verletzung nimmt er Abschied vom Militärdienst.
  • 1894
    Als Attaché ist Brockdorff-Rantzau im Dienst des Auswärtigen Amts der deutschen Gesandtschaft in Brüssel zugeteilt.
  • 1895
    Er wird in die Zentrale des Auswärtigen Amts nach Berlin beordert und ist dort in der Handelspolitischen Abteilung tätig.
  • 1897-1901
    Nach seiner Diplomatischen Prüfung ist er Legationssekretär an der deutschen Botschaft in St. Petersburg.
  • 1901-1909
    Brockdorff-Rantzau ist zunächst Legationsrat, dann Botschaftsrat in Wien und Den Haag.
  • 1909-1912
    Politischer Generalkonsul in Budapest.
  • 1912
    Mai: Er wird Gesandter in Kopenhagen.
    Brockdorff-Rantzau ist ein Gegner der preußischen Politik, die Dänen in Nordschleswig per Gesetzgebung ins Deutsche Reich einzugliedern. Er bemüht sich, mittels wirtschaftlicher Maßnahmen und kultureller Integration das deutsch-dänische Verhältnis zu bessern.
  • 1914
    Nach Beginn des Ersten Weltkriegs versucht er, die Neutralität Dänemarks zu erhalten.
  • ab 1915
    Er hält den Handel mit Dänemark mittels eines deutsch-dänischen Warenaustauschverfahrens aufrecht.
  • 1919
    Januar: Auf Drängen Friedrich Eberts und Philipp Scheidemanns nimmt er das Amt des Staatssekretärs des Auswärtigen an.
    13. Februar: Der parteilose Brockdorff-Rantzau wird erster Reichsaußenminister der Weimarer Republik im Kabinett Scheidemann.
    Unter Berufung auf das 14-Punkte-Programm von Woodrow Wilson fordert er die Vereinigung des Deutschen Reichs mit Deutsch-Österreich und spricht sich für den Völkerbund aus.
    7. Mai: Als Leiter der deutschen Delegation auf der Pariser Friedenskonferenz weist er die Alleinschuld Deutschlands und Österreichs am Krieg zurück. Er gesteht aber eine Mitschuld, besonders in Bezug auf Belgien, ein.
    Unter der Leitung Brockdorff-Rantzaus werden deutsche Gegenvorschläge zum Versailler Vertrag ausgearbeitet, die auf eine Milderung der Konditionen für Deutschland abzielen.
    29. Mai: Die Gegenvorschläge werden den Alliierten übergeben.
    20. Juni: Nach der Antwort der Siegermächte spricht sich Brockdorff-Rantzau gegen die Unterschrift unter das "Diktat" aus. Das gesamte Kabinett Scheidemann tritt zurück.
    Brockdorff-Rantzau zieht sich auf sein Landgut zurück. In Zeitungsartikeln plädiert er für eine Revision des Versailler Vertrags und für die Errichtung einer Völkerrechtsordnung.
  • 1922
    Durch den Vertrag von Rapallo sieht Brockdorff-Rantzau den Ausgleich mit den Westmächten gefährdet.
    22. November: Er wird Botschafter in Moskau.
  • 1925/26
    Er äußert sich kritisch zu den von Reichskanzler Hans Luther und Außenminister Gustav Stresemann unterzeichneten Locarno-Verträgen, da er eine zu starke Bindung an Paris befürchtet.
  • 1926
    24. April: Brockdorff-Rantzau trägt maßgeblich dazu bei, die Sowjetunion zur Unterzeichnung eines Freundschafts- und Neutralitätsabkommens mit Deutschland zu bewegen. Der "Berliner Vertrag" soll die deutsch-sowjetischen Wirtschaftsbeziehungen beleben und die militärische Zusammenarbeit zwischen Reichswehr und Roter Armee intensivieren. Für Brockdorff-Rantzau ist damit das Gleichgewicht der deutschen Politik zwischen West und Ost wieder hergestellt.
  • 1928
    8. September: Ulrich Graf Brockdorff-Rantzau stirbt während eines Urlaubs in Berlin.
Claudia Bannert, Kai-Britt Albrecht
14. September 2014

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