Walther Funk 1890-1960

Journalist, Politiker

  • 1890
    18. August: Walther Funk wird in Trakehnen in Ostpreußen (heute: Russland) als Sohn des Bauunternehmers und Gutspächters Walther Funk und dessen Frau Sophie (geb. Urbschat) geboren.
  • 1908-1912
    Er studiert Rechtswissenschaften, Nationalökonomie, Literatur und Musik in Berlin und Leipzig und schließt sein Studium mit dem Dr. jur. ab.
  • 1912-1916
    Funk erhält nach dem Studium eine journalistische Ausbildung bei der "Berliner National-Zeitung", den "Leipziger Neuesten Nachrichten" und der "Handelskorrespondenz Julius Stringe" in Berlin. Er wird Wirtschafts- und Börsenjournalist.
  • 1915
    Funk wird zum Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg eingezogen, aber noch im selben Jahr wegen Dienstuntauglichkeit wieder entlassen.
  • 1916
    1. Juli: Er wird Redakteur des Handelsteils der "Berliner Börsen-Zeitung".
  • 1919
    Funk heiratet Louise Schmidt-Sieben.
  • 1920
    Mit der Schrift "Das rheinisch-westfälische Industrierevier" wird Funk in Finanzkreisen bekannt. Er analysiert Konzernbildungen und die Rolle der Banken.
  • 1921
    Funk wird Chefredakteur der "Berliner Börsen-Zeitung".
  • 1921-1930
    Zusätzlich arbeitet er für in- und ausländische Fachzeitschriften und als Sachverständiger für wirtschaftliche und industrielle Fragen. Er hält zahlreiche Vorträge auf internationalen Kongressen und berufsständischen Tagungen.
  • 1923
    Funk veröffentlicht eine Broschüre zur Währungsreform: "Die Goldmarkbank der Deutschen Wirtschaft". Daraufhin wird er vom Reichsverband der deutschen Industrie eingeladen, Finanzminister Hans Luther und Hjalmar Schacht seine Arbeit vorzustellen.
  • 1924
    April: Er lehnt den Dawes-Plan aus wirtschafts- und nationalpolitischen Gründen entschieden ab. Dennoch ist er kein genereller Gegner der Weimarer Republik.
  • 1927
    Funk wird Vorsitzender des Sachverständigen-Ausschusses für Presseangelegenheiten beim Berliner Börsenvorstand und der Industrie- und Handelskammer Berlin.
  • 1928-1932
    Funk ist geschäftsführendes Vorstandsmitglied der "Gesellschaft für deutsche Wirtschafts- und Sozialpolitik".
  • 1931
    Frühjahr: Er lernt Adolf Hitler kennen. Nach Angaben Funks, der sich selbst als vollkommen unpolitisch charakterisiert, hinterlässt dessen Persönlichkeit einen tiefen Eindruck auf ihn.
    Funk tritt in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) ein, in der er wegen seiner guten Kontakte zum Finanzkapital sofort wichtige Funktionen übernimmt.
    Mai: Er wird Herausgeber des "Wirtschaftspolitischen Pressediensts" der NSDAP, der von führenden deutschen Konzernen finanziert wird. Funk vermittelt zwischen der NSDAP und rheinisch-westfälischen Großindustriellen wie Emil Kirdorf, Fritz Thyssen, Albert Vögler und Friedrich Flick (1883-1972). Über Funk laufen geheime Millionenspenden der Konzerne an die NSDAP.
    Juli: Auf Empfehlung Schachts wird Funk persönlicher Wirtschaftsberater Hitlers.
    Er wird Mitglied des Reichstags.
  • 1932
    Der neu gegründete parteiinterne Reichswirtschaftsrat in der Reichsleitung der NSDAP ernennt Funk zum zweiten Vorsitzenden.
  • 1932/33
    Er ist Leiter der Unterkommission Wirtschaftspolitik in der Politischen Zentralkommission der NSDAP.
  • 1933
    Februar: Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wird Funk persönlicher Pressechef Hitlers.
    März: Er wird zum Staatssekretär im Propagandaministerium unter Joseph Goebbels berufen.
    15. November: Funk wird stellvertretender Präsident der Reichskulturkammer.
  • 1938
    Februar: Nach dem Rücktritt Schachts wird Funk Reichswirtschaftsminister.
  • 1939
    Januar: Er wird Präsident der Reichsbank.
    August: Funk ist Mitglied des Ministerrats für die Reichsverteidigung und verantwortlich für kriegswirtschaftliche Maßnahmen.
  • 1940
    9. August: Als Reichswirtschaftsminister und Reichsbankpräsident verbietet er Juden jegliches Recht auf ihren bei Banken oder anderen Institutionen angelegten Besitz.
  • 1942
    Sommer: Geheimabkommen zwischen Funk und dem Reichsführer der Schutzstaffel (SS) Heinrich Himmler. Die den ermordeten Juden in den Konzentrationslagern (KZ) abgenommenen Wertgegenstände werden an die Reichsbank weitergeleitet und auf dem Geheimkonto "Max Heiliger" für die SS deponiert.
  • 1943
    4. Februar: Funk ordnet an, alle nicht kriegswichtigen Betriebe des Handwerks, Handels und Gaststättengewerbes zu schließen.
    September: Er wird Mitglied des zentralen Planungsstabs des Reichsministers für Rüstung und Kriegsproduktion Albert Speer. Diesem gelingt es trotz zunehmender alliierter Bombenangriffe, die Kriegsproduktion zu steigern. Speers Vollmachten weiten sich so weit aus, dass er nach Hitler zum zweiten Mann im NS-Staat avanciert.
  • 1944
    Funk verliert an Einfluss, weil Speer mit dessen ineffektiver Arbeitsweise unzufrieden ist.
    Er gilt als wenig ehrgeizig und als Alkoholiker, der seinen Aufgaben weder fachlich noch politisch gewachsen zu sein scheint.
  • 1945
    Juni: Britische Truppen verhaften Funk im Ruhrgebiet.
  • 1945/46
    Er wird beim Nürnberger Kriegsverbrecherprozess angeklagt.
    Im Prozess betont er, als Beamter nur Befehle Hermann Görings ausgeführt und sich persönlich nicht schuldig gemacht zu haben. Hitler sei er nicht aus Überzeugung, sondern ausschließlich aus Bequemlichkeit treu gewesen.
  • 1946
    1. Oktober: Vom Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg wird Funk wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu lebenslanger Haft verurteilt.
    November: Er wird in das Kriegsverbrechergefängnis Berlin-Spandau überführt.
  • 1957
    16. Mai: Funk wird aus Gesundheitsgründen vorzeitig aus der Haft entlassen.
  • 1958
    Dezember: Die Spruchkammer von West-Berlin verhängt über den als stark belastet eingestuften Funk eine Geldstrafe von 10.900 DM. Das Urteil soll als symbolische Wiedergutmachung für die von ihm unterstützte Judenverfolgung begriffen werden.
  • 1960
    31. Mai: Walther Funk stirbt in Düsseldorf.
Alexander Mühle, Arnulf Scriba
14. September 2014

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