Ernst Kaltenbrunner 1903-1946

NS-Politiker

  • 1903
    4. Oktober: Ernst Kaltenbrunner wird in Ried (Oberösterreich) als Sohn des Rechtsanwalts Hugo Kaltenbrunner und dessen Frau Therese (geb. Udwardy) geboren. Sein bürgerliches Elternhaus ist großdeutsch-national und antikirchlich geprägt.
  • 1918
    Er zieht nach Linz in eine Pension und besucht dort das Gymnasium, wo er Adolf Eichmann kennenlernt.
  • 1921
    Nach seinem Schulabschluss beginnt er an der Technischen Hochschule in Graz ein Chemiestudium. Er tritt der waffentragenden Studentenverbindung "Arminia" bei. Als begeisterter Burschenschafter und Duellant erringt er innerhalb der Grazer Studentenschaft eine prominente Position.
  • 1923
    Kaltenbrunner wechselt zum Studium der Rechtswissenschaften. Den Lebensunterhalt verdient er sich nebenher als Kohlenträger.
  • 1924/25
    Er ist Sprecher der "Arminia" und der nationalistischen Studenten an der Universität. Aus seiner völkischen Überzeugung heraus nimmt er an antimarxistischen und antiklerikalen Demonstrationen teil.
  • 1926-1928
    Nach der Promotion absolviert er seine Referendarszeit in Linz und Salzburg.
  • 1928
    Kaltenbrunner erhält eine Anstellung in einer Linzer Anwaltskanzlei und tritt dem völkisch gesinnten Turnverein bei.
  • 1929
    Er schließt sich der nationalistischen "Heimwehr" an.
  • 1930
    18. Oktober: Eintritt in die österreichische Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP). Deren Forderung nach Anschluss an das Deutsche Reich ist für Kaltenbrunner das überzeugende Argument.
  • 1931
    8. August: Um sich aktiv an der Verbreitung des Nationalsozialismus in Österreich zu beteiligen, wird er Mitglied der Schutzstaffel (SS). Sie ist eine Sektion der deutschen SS und organisatorisch von der österreichischen NSDAP unabhängig.
  • 1932
    Kaltenbrunner wechselt in die Anwaltskanzlei seines Vaters. Er leistet von nun an anderen Nationalsozialisten vor Gericht kostenlosen Rechtsbeistand.
  • 1934
    Heirat mit Elisabeth Eder.
    Nach dem Putsch der österreichischen Nationalsozialisten in Wien wird Kaltenbrunner von der neuen Regierung verhaftet und wegen Hochverrats angeklagt. Er erhält eine Gefängnisstrafe von sechs Monaten und verliert seine Anwaltslizenz.
  • 1936-1938
    Kaltenbrunner arbeitet nach der Haftentlassung nun hauptamtlich für die SS.
  • 1937
    Januar: Im Auftrag Heinrich Himmlers übernimmt er das Kommando über die gesamte österreichische SS.
  • 1938
    12. März: Nach dem "Anschluss" Österreichs wird er in der Regierung von Arthur Seyß-Inquart Staatssekretär für öffentliche Sicherheit und Mitglied des Reichstags.
  • 1938/39
    Bis zur Auflösung der Landesregierung ist Kaltenbrunner an der Organisation der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) in Österreich, am Aufbau des Konzentrationslagers (KZ) Mauthausen und an der Judenverfolgung beteiligt.
  • 1939-1943
    Als SS- und Polizeiführer in Wien ist er mitverantwortlich für Gestapo, SS, Polizei und den Sicherheitsdienst (SD).
  • 1941
    Ernennung zum SS-Gruppenführer.
  • 1943
    30. Januar: Aufgrund seiner nachrichtendienstlichen Organisationsfähigkeiten wird er nach der Ermordung Reinhard Heydrichs zum Chef des SD ernannt und steht an der Spitze des Reichssicherheitshauptamts (RSHA). Er ist verantwortlich für 50.000 Angestellte von Gestapo, Kriminalpolizei und SD. In seinem Auftrag werden die aufgrund der "Schutzhaft" festgenommenen Personen in die KZ überführt. Als Vorgesetzter Eichmanns ist er für die Deportation von Juden verantworlich. Über sein nachrichtendienstliches Informationsnetz läuft die Verfolgung und Verhaftung von Juden, Oppositionellen und Flüchtlingen.
    21. Juni: Ernennung zum SS-Obergruppenführer und General der Polizei.
  • 1944
    Februar: Mit der Entmachtung von Wilhelm Canaris und der Unterstellung des Amts Abwehr der Wehrmacht unter den SD gelingt es Kaltenbrunner, ein Nachrichtendienstmonopol aufzubauen.
    Nach dem Attentat vom 20. Juli erstellt Kaltenbrunner die schonungslosen Berichte über die Beteiligten der Verschwörung.
  • 1945
    Weil er sich der aussichtslosen Lage bewusst wird, versucht er Kontakt zu den Westalliierten aufzunehmen, um einen Sonderfrieden zu erreichen.
    Gegen Kriegsende verlegt er sein Hauptquartier in die Steiermark, wo er von den Amerikanern verhaftet wird.
    November: In den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen wird er als Hauptkriegsverbrecher angeklagt. Er streitet seine Verantwortlichkeit im Prozessverlauf ab und leugnet seine eigenen Unterschriften.
  • 1946
    1. Oktober: Wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit wird er zum Tode verurteilt.
    15. Oktober: Ernst Kaltenbrunner wird durch den Strang hingerichtet. Seine Asche wird von der amerikanischen Luftwaffe verstreut.
Manfred Wichmann
14. September 2014

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