Oswald Pohl 1892-1951

SS-Führer, Chef des SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt

  • 1892
    30. Juni: Oswald Pohl wird in Duisburg-Ruhrort als Sohn des Schmieds und Werkmeisters Hermann Otto Emil Pohl und dessen Frau Auguste (geb. Seifert) geboren. Er ist das fünfte von insgesamt acht Kindern.
  • 1898-1904
    Er besucht die Volksschule in Duisburg-Laar.
  • 1912
    Nach dem Abitur am Realgymnasium in Duisburg-Hamborn wird er Berufssoldat in der Marine. Seine Ausbildung erfolgt u.a. in Wilhelmshaven, Kiel, in der Südsee und in Ostasien.
  • 1914-1918
    Pohl ist während des Ersten Weltkriegs in der Ostsee und an der flandrischen Küste stationiert.
  • 1918
    1. April: Nach dem Besuch der Marineschule in Kiel wird Pohl Marine-Zahlmeister. Den größten Teil seiner Marine-Zeit verbringt er in Marinekommandos an Land, zumeist in Kiel.
    30. Oktober: Er heiratet.
  • 1919-1920
    Nach eigenen Angaben besucht Pohl Handelsschulkurse und beginnt ein Studium der Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität Kiel. Er wird dies jedoch nicht beenden.
    Pohl gibt an, als Regimentszahlmeister an den Aktivitäten des Freikorps "Brigade Loewenfeld" in Berlin, Oberschlesien und im Ruhrgebiet teilgenommen zu haben.
  • 1920
    Wie andere Teilnehmer am Lüttwitz-Kapp-Putsch wird auch Pohl in der Weimarer Republik in die Reichsmarine übernommen, die republikfeindliche Kräfte bevorzugt aufnimmt.
  • 1924
    Die Marine versetzt ihn nach Swinemünde (Pommern).
  • 1925
    Pohl wird Mitglied in der Sturmabteilung (SA).
  • 1926
    22. Februar: Nach der Neugründung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) tritt Pohl ihr mit der Mitgliedsnummer 30.842 bei.
  • 1933
    Pohl macht die Bekanntschaft vom Reichsführer der Schutzstaffel (SS) Heinrich Himmler und wird fortan von ihm gefördert.
  • 1934
    1. Februar: Ernennung zum SS-Standartenführer und zum Leiter der Verwaltungsabteilung im Stab des Reichsführers-SS (RFSS). Pohl nimmt Einfluß auf die Verwaltung der Konzentrationslager (KZ).
  • 1935
    1. Juni: Pohl wird zum Verwaltungschef der SS und Reichskassenverwalter der SS ernannt.
  • 1936
    Er beginnt die Verwaltung der "Inspektion der Konzentrationslager" (IKL), deren Aufgabe die Verwaltung und Beaufsichtigung aller Konzentrationslager ist, nach gewissen Vorgaben zu errichten.
    Pohl übernimmt die Geschäftsführung der "Gesellschaft zur Förderung und Pflege deutscher Kulturdenkmäler e. V.". Dieser Verein gibt sich als Aufgabe die Erhaltung von Denkmälern. Insbesondere die Wewelsburg, die zur SS-Ordensburg ausgebaut wird, soll nach Himmlers Vorstellungen eine kultische und wissenschaftliche Stätte der SS bilden. Der Verein wird in Pohls SS-Verwaltungsbehörde eingegliedert.
    Pohl tritt aus der Kirche aus.
  • ab 1939
    Juni: In Personalunion hat er die Funktion des Chefs des "Hauptamtes Verwaltung und Wirtschaft" der SS und die des Chefs des "Hauptamtes Haushalt und Bauten" im Reichsinnenministerium inne.
  • 1942
    1. Februar: Durch das Zusammenlegen der Ämter Verwaltung/Wirtschaft und Haushalt/Bauten entsteht das SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt (SS-WVHA) unter Leitung Pohls. Die Institution betreut alle Verwaltungs- und Wirtschaftsangelegenheiten der SS. Auch die KZ unterstehen dem WVHA. Pohl entscheidet über die Zuteilung der Häftlinge. In der Konzeption von Pohl soll der Einsatz der Häftlinge nicht eine Garantie des Überlebens sein sondern eher ein Mittel zur Erschöpfung.
    20. April: Er wird zum SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS ernannt.
    12. Dezember: Er läßt sich von seiner ersten Frau scheiden und heiratet Eleonore von Brüning, die Witwe von Ernst Rüdiger von Brüning, Sohn des Mitbegründers der Hoechster Farbwerke (ab 1925 Teil der I.G. Farben).
  • 1943-1945
    Pohl entscheidet bis 1944 über den Verleih von Häftlingen. 1944 geht diese Kompetenz an das Rüstungsministerium über. Parallel zu der Verwaltung der KZ versucht Pohl, ohne nennenswerten Erfolg, Rüstungsfertigungen in den SS-Unternehmen aufzubauen. Das Bauwesen wird dem WVHA jedoch mehr und mehr entzogen und Pohl verliert die Kontrolle darüber. Die gesamte Verwaltung der Waffen-SS bleibt dennoch in Pohls Händen. Bei Kriegsende ist er mit Verwaltungsangelegenheiten beschäftigt.
  • 1945
    Nach Ende des Zweiten Weltkriegs versteckt sich Pohl zuerst in Oberbayern und dann in der Nähe von Bremen.
  • 1946
    Mai: Er wird von den Briten verhaftet.
  • 1947
    In einem Nachfolgeverfahren der Nürnberger Prozesse (Fall IV) wird Pohl mit seinen 17 Mitangeklagten des Verbrechens gegen die Menschlichkeit, Kriegsverbrechen und Mitgliedschaft in einer verbrecherischen Organisation beschuldigt. Die Hauptbeschuldigung ist die des Mordes und andere Verbrechen an Häftlingen in den vom Wirtschafts-Verwaltungshauptamt verwalteten KZ.
    3. November: Er wird durch den amerikanischen Militärgerichtshof schuldiggesprochen und zum Tode verurteilt. Das Urteil wird jedoch nicht sofort vollstreckt.
  • 1950
    Sein Buch "Credo. Mein Weg zu Gott" wird mit der Erlaubnis der katholischen Kirche, in die er aufgenommen wird, gedruckt. Bis zuletzt leugnet Pohl jede Mitschuld an den Konzentrationslagern und anderen Mordaktionen und beharrt auf seinen einfachen Status als Funktionär.
  • 1951
    7. Juni: Nach einer langen Reihe von Revisionsverfahren wird Oswald Pohl in Landsberg durch den Strang hingerichtet.
Christiane Zwahlen
14. September 2014

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