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Amerikanische Kriegspropaganda

Bereits zwei Wochen nach dem Kriegseintritt der Vereinigten Staaten am 6. April 1917 veranlaßte der amerikanische Präsident Woodrow Wilson die Schaffung einer staatlichen Propagandazentrale. Der Journalist George Creel (1876-1953) leitete das "Committee on Public Information" (CPI). Seine Aufgabe lag vor allem darin, die amerikanische Bevölkerung von der Notwendigkeit des Kriegseinsatzes zu überzeugen, denn die öffentliche Meinung in den USA war bis Herbst 1916 gegen die Beteiligung amerikanischer Truppen am Krieg in Europa - obgleich die Sympathien der meisten Amerikaner naturgemäß auf seiten der Engländer lagen. 

Das CPI konzentrierte sich ganz auf die Verbreitung antideutscher Feindbilder und damit die Stärkung des "Amerikanertums" als Schutz gegen alles feindliche, böse "Deutsche". Im Gegensatz zu den Propagandastellen der anderen kriegführenden Länder betrieb das CPI nur Kriegspropaganda im eigenen Land. Was seine Methoden anging, konnte es von den Erfahrungen vor allem der britischen Propaganda profitieren.

Die Aufgaben des CPI waren vielfältig: neben der Zensur das Verfassen und Verteilen von Pressemitteilungen über die amerikanische Kriegspolitik - rund 6.000 veröffentlichte es während des Ersten Weltkriegs. Gleichzeitig gab es auch eine eigene Tageszeitung heraus, die regierungsamtliche Mitteilungen, Listen mit Namen von in Kriegsgefangenschaft geratenen amerikanischen Soldaten und ähnliches enthielt. Auch Broschüren mit überwiegend antideutschem Inhalt - teils von Professoren oder Journalisten verfasst, teils Zusammenstellungen von Zitaten deutscher Politiker, teils Reden des amerikanischen Präsidenten - veröffentlichte das CPI in Millionenauflage. Alle diese Pamphlete zielten darauf ab, den Krieg gegen Deutschland als Mission gegen das Böse und für die Demokratie ("The world must be safe for democracy" hatte Wilson den Kriegseintritt in seiner berühmten Rede vor dem Kongress am 2. April 1917 begründet) zu rechtfertigen. Außerdem setzte das CPI ein einzigartiges Propagandamedium ein, die "Four Minute Men". Diese freiwilligen Redner traten vor allem in Kinos auf und sprachen zu aktuellen Themen, und zwar während der Pause, in denen die Filmrollen gewechselt wurden, was rund vier Minuten dauerte.

Ähnliche Bilder verbreitete auch die "Division of Pictorial Publicity" des CPI. Meist steht der "Hunne", auch in der Gestalt des Kaisers, im Mittelpunkt. Besonders auf den Rekrutierungs- und Kriegsanleiheplakaten wurden die Deutschen stereotyp als brutale Monster gezeigt, die kaum auf der selben Stufe mit Affen stehen, sie werden als Plünderer und Vergewaltiger gezeigt, die knöcheltief im Blut waten. Dagegen stehen die positiven patriotischen Symbole wie die Freiheitsstatue, die amerikanische Flagge oder "Uncle Sam"; diese - und den "american way of life" - galt es gegen die deutsche Unkultur zu verteidigen. Amerika vermittelte Siegeszuversicht durch einen selbstbewusst lächelnden Farmer, für den dieser Krieg nur ein "Job" war.

Carola Jüllig
14. September 2014

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