Nach den politischen Unruhen zu Beginn des 19. Jahrhunderts und den gescheiterten Versuchen einen deutschen Nationalstaat mit Mitbestimmungsrecht und Meinungsfreiheit durchzusetzen, entstand zunehmend Misstrauen in der Bevölkerung und viele Bürgerliche wandten sich enttäuscht von der Politik ab. Die Zeit ihres Rückzuges ins Häuslich-Private mit dem Wunsch nach einer kleinbürgerlich-familiären Idylle wird später als die Epoche des „Biedermeier“ bezeichnet. Sowohl die Wohnkultur und Kleidermode als auch die Malerei und Literatur dieser Zeit zeugen von einer heimeligen Gemütlichkeit, von Schlichtheit und Zweckmäßigkeit, der Freude an kleinen Dingen und einer beschränkten Welt mit geordneten Sozialverhältnissen.

Die fiktive treuherzige aber spießbürgerliche Figur des Dorfschullehrers „Gottlieb Biedermeier“ gab der Epoche ihren Namen. Ursprünglich war dies ein Pseudonym unter dem der Jurist und Schriftsteller Ludwig Eichrodt (1827-1892) und der Arzt Adolf Kußmaul (1822-1902) in der satirisch-humoristischen Zeitschrift „Fliegende Blätter“ zahlreiche Gedichte veröffentlichten. Der Begriff wurde zunächst negativ konnotiert im Zusammenhang mit Kleingeistigkeit und unpolitischer Haltung des Bürgertums verwendet und erfuhr erst um 1900 eine Aufwertung.

Im Gegensatz zur revolutionären Literatur des Vormärz, wie zum Beispiel die des Jungen Deutschlands, waren die Schriftsteller des Biedermeier eher konservative Beurteiler der politischen Lage und standen neuen Ideen misstrauisch gegenüber. Werke von Adalbert Stifter (1805-1868), Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848), Franz Grillparzer (1791-1872) und Eduard Mörike (1804-1875) lassen sich als biedermeierliche Literatur einordnen.

In der Malerei des Biedermeier, in der hauptsächlich Porträts, Landschafts- und Genredarstellungen dominieren, haben sich vor allem die Künstler Carl Spitzweg und Johann Peter Hasenclever (1810-1853) einen Namen gemacht.

Die Inneneinrichtung des Biedermeier war schlicht, funktional und die zierlich eleganten Möbelstücke besaßen nur einzelne Ornamente, so dass sie weniger einen repräsentativen Charakter hatten, sondern vielmehr Behaglichkeit hervorriefen. Die Mode war verspielt und schlicht zugleich. Die eng gegürteten Frauenkleider mit weiten Reifenröcken und Ärmeln besaßen ein Dekolleté, das die Schultern entblößte, den Kopf schmückte die Schute, ein haubenähnlicher Hut. Zu den charakteristischen Kleidungsstücken der Männer gehörte ein enggeschnürter Frack mit Stehkragen, der so genannte Vatermörder, darunter Weste und lange Hose und dazu Zylinder, Spazierstock und Taschenuhr.

Olivia Fuhrich
15. März 2017

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