> Paul Thomaschki: Tagebucheintrag 6.11. bis 10.11.1918

Paul Thomaschki: 6.11. bis 10.11.1918

Eintrag aus dem Kriegstagebuch von Paul Thomaschki (1861-1934), Pfarrer an der Burgkirche zu Königsberg/Ostpreußen.

Das Tagebuch bezieht sich nicht nur auf den privaten Bereich, den kirchlichen Alltag, die Kriegsereignisse sowie um Verluste aus der Gemeinde, dem Corps und von Bekannten, sondern reflektiert auch die persönliche Meinung zu den vielfältigen Ereignissen. Teilweise wurden auch die Kopien der Todesanzeigen aus der Zeitung eingefügt. Der nachfolgende Eintrag stellt keinen Anspruch auf Richtigkeit der Informationen dar. Ein ganz besonderer Dank gilt der Sütterlinstube in Hamburg, die das 720 Seiten umfassende Original in mehr als 500 Stunden durch ehrenamtliche Mitarbeiter in die lateinische Schrift transliterierte. Dabei wurde die zum damaligen Zeitpunkt verwendete Grammatik, Ausdrucksweise und Rechtschreibung im Wesentlichen beibehalten.
J. Frank, März 2018

Mittwoch d. 6. 11. 18
Corpshaus
Anwesend: Unterberger, Schimmel, Orisch, Telemann, Graw, v. Riesen, Loch, Boy, Siedel, Grabowski, Rayl, Horn, Schink, Dommasch, Wenzel, Schilling, Leiloweit, Kontz, Körner, Hilbert, Lehmann u. als Gäste Oberstltn. Ottow u. Major Reiner.

Schimmel geht’s schlecht, er hört nichts, er sieht nichts. Jetzt stellt sich e. Verengung der Speiseröhre ein. D. Ende ist Verhungern.

Boy hat v. sm. Sohn noch nichts gehört, nimmt aber bestimmt an, daß er gefangen ist.

Unterberger hat s. Haus verkauft und so viel bekommen, als er vor 28 Jahren gegeben hat.

Die Stimmung war sehr trübe.

Befürchtungen f. d. Zukunft:
Den höheren Beamten wird das Gehalt herabgesetzt, den kl. Leuten heraufgesetzt. Das Vermögen wird bis z. Hälfte konfisziert. Der Offiziersstand wird an Achtung so verlieren, daß keine Familie aus bessern Ständen ihre Söhne wird Offz. werden lassen. Wie es früher bei uns hieß: „Juden raus!“ so wird es überall, wo sich im Ausland e. Deutscher zeigt, heißen: „Deutsche raus!“ u. man wird ausspucken.

Unsere Bundesgenossen
Wir haben unsere guten Pferde vor einen schlechten Wagen gespannt u. noch ein paar Bettler mitgenommen. Der Wagen ist zerschmettert, die Bettler sind hinausgeflogen. Die Pferde haben einen neuen Kutscher bekommen; wer weiß, wie lange er sie lenken wird.

Die Ungarn
plündern unsere Truppen radikal bis auf die Leibwäsche aus,so daß sie fast nackt zur Grenze kommen. Unsere Eisenbahnzüge halten sie an, u. die Ladung klauen sie.

Die Revolution
droht auszubrechen. Die Regierungs-Sozialisten warnen davor, die „Unabhängigen“ (Haase) schüren sie. Schwere Unruhen sind ausgebrochen in Tilsit, in Kiel, in Stuttgart, Hamburg u. Schlesien. Auch Bürgerblut ist geflossen. 2 Frauen unterhielten sich: Wenn man erst die Revolution da ist! Dann gehen wir zuerst nach Amalienau und nach Maraunenhof zu den Reichen.

Da plündern wir die Wäscheschränke, nehmen die Betten mit und alles andere schlagen wir kurz u. klein.

Nachm. wieder e. Begr. Junge Gutsbesitzerfrau, die ich getraut habe. An Grippe gest. in 8 Tagen.

Paul Kallweit gefallen dem 25.10.18. Von mir eingesegnet, 20 Jahre alt. War im September noch hier zur Einsegnung seines Bruders Felix.

Bruch mit Rußland
In Berlin hat der brave russ. Botschafter Joffe offiziell die „Weltrevolution“ gefördert. Man vermutete es schon lange. Jetzt er-hält man Beweise. Schriften der Sowjet-Reg. an die russ. Botschaft, die zur Revolution, zum Meuchelmord u. z. Terror auf-riefen; die Schriften wurden beschlagnahmt u. die ganze Bolschewistengesellschaft an die Luft gesetzt. Die Beziehungen zur Sowjet-Reg. sind abgebrochen u. uns. Botschaft aus Moskau abberufen. Doch einmal eine energische Tat unserer Regierung.

Brf. v. Siegfried
Er ist außer sich über die Antwortnote v. Wilson. „Lieber noch 10 Jahre Krieg führen als solch einen Frieden schließen“. Ja, wenn jeder in uns. Vaterlande so dächte, dann könnten wir es machen. Der arme Jung! u. die armen braven Leute! „Jetzt kämpfen wir nicht mehr für uns. Volk u. Vaterland, sond. wir kämpfen nur als gehorsame Untergebene unserer Vorgesetz-ten“, schreibt er.  Wie die Ztg. meldet, wird die Stadt Tournai selbst jetzt heftig beschossen. Wir sind in gr. Sorge. Wenn wir uns zurückziehen, bildet Siegfr. die Nachhut. Immer noch hat er keine Post v. uns bekommen.

Freitag d. 8.11.18
Das Ende naht.
Eine Waffenstillstandskommission hat sich in das franz. Lager zu Foch begeben, um von ihm die Waffenstillstandsbedingungen entgegenzunehmen – natürlich eine beabsichtigte Demütigung, durch die wir zugeben, den Krieg verloren zu haben.

Ultimatum an den Kaiser
durch Ebert u. Scheidemann: Bis heute Mittag solle er f. sich u. den Kronprinzen abdanken. Der Kaiser erwiderte, er könne unmöglich jetzt im Augenblicke des Friedensschlusses Deutschland durch sn. Abdankung der Entente überliefern.  Bravo! Es würde sofort Anarchie u. Zerfall des Reiches eintreten.   

Sonnabend d. 9.11.18
Revolution!
Der Kaiser hat abgedankt,
der Kronprinz hat auf den Thron verzichtet. Eine Regentschaft wird eingesetzt. Der Reichskanzler, Prinz Max von Baden, tritt zurück u. wird dem Regenten den Sozialdemokr. Ebert zum Reichskanzler vorschlagen. Sofort werden Wahlen ausgeschrieben, an denen auch die Frauen über 24 Jahren teilnehmen dürfen. Die Gefängnisse sind geöffnet. Arbeiter- u. Soldatenräte werden gebildet.

Hannover,  Cöln,  München,  Braunschweig,  Magdeburg,  Wilhelmshaven, Bremen, Rostock, Oldenburg etc. sind in der Gewalt der Sozii.

In Kbg. fand gestern ein Ober-Präsidium, u. abends ein Gen.-Kommando n. Besprechung statt mit dem stellv. Komm. General (von Dickhut-Harrach), dem Ober-Präs. (v. Batocke), dem Gouverneur (v. Herikeldey), dem Magistrat (Stadtrat Borowski) u. den Vertreter der soz. Partei, der unabh. Sozialdem. u. den freien Gewerkschaften. Beschlossen wurde die Schaffung einer Bürgerwehr zur Vermeidung von Unruhen u. Verletzungen des öffentl. u. priv. Eigentums. Man einigte sich im guten.

In Bayern ist der König abgesetzt u. das Land als Republik erklärt worden.

In Braunschweig hat der Herzog eine ihm vorgelegte Abdankungsurkunde ohne weiteres unterschrieben.

Also so weit wären wir! In kurzer Zt. haben wir es doch herrlich weit gebracht. Noch sind es nicht 50 Jahre her, als der  „Traum von Jahrhunderten“ in Versailles in Erfüllung ging u. jubelnd v. uns. ganzen Volk begrüßt wurde, der Traum der deutschen Einheit unter einem deutschen Kaiser. U. schon ist dsr. Traum ausgeträumt. Was gilt unserm Geschlecht Eid u. Treue.

Sedan erobert
von den Amerikanern.

Linsingen zurückgetreten.

Else schrieb, daß Oberltn. Scheffler schwer verwund. sei, durch Bauchschuß, am 25. 10. 18. Wir waren mit ihm in Rauschen zus.

Extrablatt: Die Revolution in Berlin

Generalstreik. Stillegung sämtl. Betriebe. 10 Uhr Vorm. ging das Neumburger Jäger-Rgt. zu den Revolutionshelden über, dann das Alexander-Rgt. Nur in der Chaussee-Str. e. wenig Schießerei. Ein Offz. tötete e. Arbeiter. „Ungeheurer Jubel u. gr. Begeisterung“. Das telegr. das Wolff’sche Telegraphenbüro, das in den Händen der Empörer ist.

Else schreibt Rudolf kommt nach Naaseyk, u. das ganze Gen.Gouv. wird sich wohl bald auflösen. In Danzig kaufen die Polen schon Häuser auf.

Sonntag d. 10. 11. 18
Im Gottesdienst
predigte ich über die Sonntagsepistel 1 Thess. 5 19–21: „Der Geist dämpfet nicht, prüfet aber alles, u. das Gute behaltet.“ In der ersten Gemeinde traten manche Stürmer u. Dränger auf (Zungenredner in Corinth). Der Apostel verwirft sie nicht ohne weiteres. Der Geist dämpfet nicht.

Doch den ganzen Gedankengang wiederzugeben, führt zu weit. Ich sprach v. dem herrlichen Kriegsgeist am Kriegsanfang. Ich sprach von dem darauf folgenden Geist zähen Pflichtbewußtseins u. eisernen Energie. U. ich sprach  schließlich v. dem Geist, der gleich einer ekelhaften Blase aus dem Morast bolschewistischen Sumpfes aufgestiegen ist. Nicht alles aus dem Gährungsprozeß dsr. Zt. aufgestiegen. Neues ist zu verwerfen. Aber prüfet es erst. Mit unsauberen u. gottlosen Geistern soll man unserm Volk nicht kommen u.s.w. Der Gdienst war gut besucht. Von den Sozies war natürlich keiner da, die werden ja wohl mit dem Kaiser auch bald den lieben G. abschaffen u. entfernen wollen. Aber „der im Himmel sitzet lachet ihrer, u. der Herr spottet ihrer“.

Revolutionstage
Die Revolution verläuft bei uns, wenn auch nicht ruhig, so doch bis jetzt ohne Blut u. ohne wesentliche Gewalttaten. Gestern Abend regnete es; aber am Schloß drängte sich die Menge Kopf an Kopf, u. ein Redner nach dem andern trat auf. So war es auch auf dem Roßg. Markt und auf andern Plätzen. Auf Königsgarten rissen gemeine Soldaten einem Offz. die Mütze v. Kopf u. zertrampelten sie mit den Füßen. Dann forderten sie ihn auf, sn. Degen abzugeben. Das kleine forsche Kerlchen tat es nicht. Als der Tumult größer wurde, erschien ein Sozialisten-Häuptling u. beschwichtigte die roten Verräter. Wie die Sache endete, weiß ich nicht.

Der Soldatenrat
Jede Komp. wählte einen Vertrauensmann, und diese Vertrauensmänner wählten einen 5 gliedrigen Soldatenrat.

Der Volksbeirat
besteht aus 6 Vertretern der beiden sozialdem. Parteien und aus 5 Vertretern der fortschrittl. u. der nationalliber. Partei.

Die Grußpflicht
der Soldaten außerhalb des Dienstes fällt fort.

Die Kokarden
an den Mützen sind sämtlich entfernt.

Das Leben auf den Straßen
ist ungeheuer. Die  Soldaten  benehmen  sich ruhig. Sie gehen wie die Hammelherde dem führenden Leitbock nach.

Ich fragte einen Sergeanten, wo eine Versammlung stattfände? „Ach, sagte er, überall; was wird nur alles gequasselt u. das meiste ist Mumpitz.“ Am Schluß war die Sicherheitswache aufgezogen, Soldaten mit roten Kokarde u. einer roten Armbinde, auch an der Post.

Als ich mich mit der Masse vorwärts drängen ließ, mußte ich an den August 1914 denken. Welch ein Unterschied! Auch damals die Menschenmasse. Wie schlugen da die Herzen in heller Begeisterung für unser geliebtes Vaterland. Einer stimmte an, u. brausend klang das Lied z. Himmel: „Deutschland, Deutschland über alles!“ Heute ist dss. Lied eine Unmöglichkeit. Wie manchen Herrn in Civil habe ich heute gesehen, dem man viel aus den verbissenen Zügen ablesen konnte, u. wie manchen, dem man es ansah, daß ihm das Weinen näher war als das Lachen.

Man fragt sich: Weshalb  sind  diese Tausende von Soldaten, die hier die Straßen füllen, nicht an der Front? Und man hat nur eine Antwort: Weil sie zu feige sind.

Pfr. Chambeau
liegt in der Klinik. Ich habe seine Konfirmanden in meinem Unterricht u. besuchte ihn heute.

Dem Sohn v. Pfr. Korallus
ist das Bein abgenommen.

Gewalttaten
sind abends bekannt geworden. Das Proviatamt und das Bekleidungsamt sind geplündert. Aus ersterem sind ca. 7.000 Brote gestohlen, dazu Mehl, auch 2½ Mille Cigarren, aus letzterem die Friedensuniformen, die für die zurückkehrenden Soldaten bestimmt waren. Abends oder vielmehr nachts wurden auf dem Roßgärter Markt lange neue Schäftenstiefel für 3 M verkauft u. Anzüge für je 1,50 M. Frauen sind mit ganzen Bündeln von Kleidern losgezogen. Morgen aber haben die Lazarette kein Brot.

Hungerrevolten
wären das Allerschlimmste, denn dann hört auch alle straffe Zucht auf, die fraglos bei den Sozies herrscht. Bei uns ginge es noch. Wir haben die Provinz u. den gefüllten Silospeicher, der im schlimmsten Fall herhalten muß. Aber sehr schlimm kann es werden in den dicht bevölkerten Industriegegenden Sachsens u. Schlesiens, während Rheinland u. Westfalen wohl von Holland würden versorgt werden. Es ist da nicht ausgeschlossen, daß eine Militärdiktatur eintritt.

Die roten Herrscher sind in erster Reihe der Arzt Wollenberg u. Gottschalk, persönlich ein liebenswürdiger Mann, (wie auch Haase), und Linde, Parteisekretär. Sie halten eine stramme Zucht, u. die Leute, d.h. die Genossen gehorchen ihnen aufs Wort. Der junge Wollenberg, ca. 21 Jahre alt, ist an die Stelle des stellv. kommand. Generals getreten u. beherrscht das Gen. Kdo. Ein Gefr. Bethke hat das 3 Kronen-Lazarett, durch seine Energie vor Plünderung bewahrt, es herrscht in uns. Laz. Totenkopflage.

Der kommand. General
ist nachts 3 Uhr in Civil abgereist. Er unterhandelte mit den Soldaten über die Straße hin. Ein Soldat aus der Masse rief ihm zu: Wir wollen, daß uns. Kameraden, die nicht schwere Verbrechen begangen haben, aus d. Haft entlassen werden. Exz. erwiderte: In ½ St. werde ich Antwort geben, für jetzt geht auseinander. Nach ½ St. gab er die Antw.: Der Wunsch wird sofort erfüllt. Dann aber kam er abends, schon in Civil, zu Dr. Bachur, bei dem er wohnt, u. meinte: oben sitzen bei mir Linde u. Gottschalk, u. mit denen ist nicht zu verhandeln, die sind nicht zufrieden zu stellen. Ich bin auf den Kaiser vereidigt, der Kaiser ist nicht mehr, u. ich fahre ab. Ziel unbestimmt. N. b. ich finde das gerade nicht sehr schön.

Oberbürgermeister Dr. Körte
wurde gezwungen, sein Amt niederzulegen. An se. Stelle ist Genosse Stadtrat Borowski getreten.

Ober-Postdirektor Jung 
(An se. Stelle ist Postsekr. Steinkopf getreten). wurde um 3 Uhr nachts geweckt. Entweder sei er abgesetzt, oder er schwöre auf die neue Regierung. Er schwur. Aber das Amt wurde von Sozies besetzt.

Geh. Postrat Seltsam
klingelte an u. nannte sn. Namen u. sn. Titel. Da wurde ihm erwidert: Das waren Sie bis gestern, jetzt sind Sie es nicht mehr.

Der Gouverneur
ist ebenfalls abgesetzt. Dem General von Sydow riß die Masse die Achselstücke v. den Schultern.

Die Kasernen
sind ebenfalls geplündert. Die Mäntel zogen die Soldaten an, oder verkauften sie auf der Straße für ein Butterbrot.

Was wollt ihr eigentlich?
fragte Dr. Bachus mehrere Sozies. Sie antworteten: Das wissen wir  nicht. Das  wissen nur unsere Führer; aber denen vertrauen wir.

Herbert Bachus
brachte einen Transport nach der Front u. fuhr mit e. General u. e. Hptm. zus. In Hannover wurden alle 3 von den Sozies verhaftet, u. als der Hptm. sich widersetzte, wurde er mit d. Kolben niedergeschlagen. In dsm. Augenblick lief e. Zug v. entgegengesetzter Seite ein, vollgepfropft mit Offizieren in Pelzen. Sofort stürzte sich die Meute auf sie. Herbert benutzte den Wirrwarr u. entfloh in ein Bahnwärterhaus. Von hier sprang er später in e. Zug, der nach Cöln fuhr. In Cöln erhielt er auf dem Bhf. einen Schein: „Beurlaubt bis auf unbestimmte Zeit. Der Kommandierende des VII. Armeekorps, Gefr. Schulze“. Auf Umwegen kam er gestern abends hierher zurück. Er erzählte, daß auf dem Bhf. in Hannover eine Menge Toter lagen, und zwar mehr Soldaten als Civilisten.

20.000 Verwundete
sollen in Kbg. untergebracht werden. Das Schloß wird dazu eingerichtet. Aber woher die Strohsäcke und vor allem die Wäsche nehmen? Die Lazarettzüge sind v. uns. eigenen Soldaten geplündert. Diese haben sich nicht entblödet, ihren kranken Kameraden die Wäsche unter dem Leib fortzuziehen.

Die brave Marine
stellt die tollsten Bolschewisten. Sie revoltierten in Kiel weil sie in feiger Angst fürchteten, gegen den Feind geführt zu werden. Jetzt marschieren sie auf Berlin, und zwar zu Fuß, da der Schienenweg zerstört ist. 2 Torpedoboote haben sie nach Pillau gesandt, u. v. da werden wir ja bald näheres hören. 3 kleine Kreuzer sind treu geblieben u. nach einem pommerschen Hafen geflohen.

Abends brachte uns Frau von Petzinger die Waffenstillstandsbedingungen. Ach man ist so müde, daß man in fatalistischer Stumpfheit auch das alles über sich ergehen läßt. Nach dsn. Bedingungen sind wir machtlos auf Gnade u Ungnade in die Hände der Feinde geliefert und sind auf lange Zt. ein armes Volk geworden.

Räumung von Belgien, Frankreich und Elsaß-Lothringen binnen 14 Tagen.

Abgabe von 5.000 Kanonen, 30.000 Masch.Gew., 2.000 Flugzeugen, 3.000 Minenwerfern, 5.000 Lokomotiven, 150.000 Waggons, 10.000 Kraftwagen u. 100 U-Boten, 8 leichten Kreuzern, 6 Drednoughts, die anderen Kriegsschiffe werden desarmiert und überwacht.

Räumung des linken Rheinufers mit Mainz, Coblenz, Cöln.
Auf dem rechten Rheinufer 30–40 km neutrale Zone, Räumung in 11 Tagen.
Verzicht auf die Verträge v. Brest-Litowsk u. Bukarest.
Rückgabe der Kriegsgefangenen ohne Gegenseitigkeit.
Sicherung der freien Durchfahrt durchs Kattegat (also auch Aufgeben der Ostsee).
Die Blokade bleibt bestehen (wir hungern weiter) u. dtsch. Schiffe  dürfen  weiter  gekapert  werden. Der Waffenstillstand  dauert 30 Tage.

Der Sozius Ebert ist Reichskanzler
wird natürlich diese Bedingungen anstandslos unterschreiben. Was sollen wir auch anders machen.

Alle Soldaten über 30 Jahre sollen sofort entlassen werden.

Das Kaiserpaar u. der Kronprinz
sind in Holland. Nur der Kaiser mit Falkenberg u. Gefolge, die Kaiserin, die Kronprinzessin, die Prinzessinnen mit den Kindern sind in Potsdam.

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