Die Architektur

 

Aufnahme des Zeughauses von Süd-Ost (1908)

Das Zeughaus von Südosten. Aufnahme 1908

(Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege, Meßbildarchiv)

Das Berliner Zeughaus ist ein monumentaler zweigeschossiger Vierflügelbau mit einem fast quadratischen Grundriß. Das Gebäude mit seinen jeweils neunzehn Fensterachsen in den vier äußeren Seitenfronten hat eine Länge von je 90 Metern und umschließt einen ebenfalls fast quadratischen Innenhof von je 38 Metern Seitenlänge, dessen Nordfront ursprünglich elliptisch von Johann Arnold Nering geplant war. Der Bau ist nicht unterkellert und erhebt sich auf einem grob bearbeiteten Sandsteinsockel. Das 18,75 m hohe Zeughaus ist ein einfacher Backsteinbau mit Putzverkleidung. Lediglich die Balustrade bzw. die Attika im Innenhof, die Skulpturen, sämtliche Gesimse, Fenstergewände und Verdachungen sind aus Sandstein gefertigt.

Die sowohl in ihrem Aufbau als auch in ihrer Anordnung im wesentlichen symmetrischen Fassaden sind einfach und klar gegliedert. Sie erhalten ihre Prägung durch die zwei Geschosse. Das Erdgeschoß mit der rustikalen Fugengliederung, den Rundbogenfenstern und den plastischen Schlußsteinen ist durch den regelmäßigen Wechsel von Vor- und Rücksprüngen leicht rhythmisiert. Lediglich die Nordseite weist aufgrund ihrer ursprünglich anderen Planung diesen Rhythmus nicht auf. Das Erdgeschoß findet durch das Gurtgesims seinen horizontalen Abschluß.

Das Obergeschoß mit den rechteckigen Fenstern, die alternierend verdacht sind - zwischen Dreiecks- und Segmentgiebeln wechselnd -, erhält durch die Pilastergestaltung toskanischer Ordnung zwischen der Fenstern seine vertikale Betonung. Es nimmt der Rhythmus des Erdgeschosses nicht auf, sondern ist insgesamt geglättet. Den Abschluß bildet oberhalb des Triglyphen-Metopen-Frieses und dem darüberliegenden Hauptgesims eine Balustrade. Auf Postamenten über derselben erhebt sich der bauplastische Schmuck, durch dessen Anordnung - in der Verlängerung der Pilaster und Risalite - die vertikale Betonung des Obergeschosses aufgenommen und weitergeführt wird.

Die Fassaden erhalten durch das Mittelportal und die beiden Seitenportale eine dreiachsige Gliederung Die Säulenrisalite in der Mitte der Süd-, Ost- und Westseite, die ebenfalls dreiachsig aufgebaut sind, werden durch einen die Balustrade überragenden Giebel bekrönt. Abweichend ist die Risalitbildung des dominierenden Hauptportals der Südseite. Es wurde von Jean de Bodt in Form eines viersäuligen Giebelportikus entworfen. Durch die vier voll ausgebildeten toskanischen Säulen erhält es die stärkste Betonung. Die anderen Risalite der Mittelportale der Ost- und Westseite sind lediglich durch Dreiviertelsäulen gestaltet.

Die Flachnische im Portikus, deren Archivolte über dem Gurtgesims ansetzt und in das obere Stockwerk hineinragt, nimmt das von zwei Adlern mit Blitzbündeln umgebene, ursprünglich vergoldete Bronzebrustbild Friedrichs I. auf. Diese Gestaltung orientiert sich an Claude Perrault's Hauptportal vom Ostflügel des Louvre. Über dem von Guillaume Hulot modellierten und von Johann Jacoby gegossenen Brustbild Friedrichs I., das 1706 angebracht wurde, befindet sich eine Wappenkartusche mit der Königskrone, umgeben von einer Kollanenkette mit dem schwarzen Adlerorden; die beiden Famen, welche die Wappenkartusche flankieren, sind von Fahnen und Trophäen umgeben.

Aufnahme des Innenhofes (1990)
Der Innenhof. Aufnahme 1990.
Die darüber befindliche Tafel enthält eine lateinische Inschrift. Mit ihrem programmatischen Charakter formuliert sie die Aufgaben und zugleich die Ikonographie für das gesamte Gebäude: ğDen Waffentaten zur Anerkennung, den Feinden zum Schrecken, den Völkern und Bundesgenossen zum Schutz, hat Friedrich I. der erhabene und unbesiegte König der Preußen dies Zeughaus zur Bergung aller Kriegswerkzeuge sowie kriegerischer Beute und Trophäen von Grund aus erbauen lassen im Jahre 1706.

Die Architektur des Innenhofes wiederholt im Grundsatz die Formensprache der Außenfassade. Sie erfährt eine Steigerung im Obergeschoß durch die Verwendung von toskanischen Dreiviertelsäulen, die auf Postamenten emporwachsen. Das Motiv geht auf den ersten Baumeister Johann Arnold Nering zurück, der dieses Architekturmotiv - variiert durch eine andere Kapitelbildung - auch für das Charlottenburger Schloß vorsah, zu dem er zeitgleich 1695 den ersten Entwurf fertigte. Für die beiden Treppentürme in der Ost- und Westecke der Nordseite zeichnete Jean de Bodt 1712 die Pläne. Sie wurden jedoch erst in den Jahren nach 1716 gebaut. Den Abschluß der Hoffassaden bildet oberhalb des Triglyphen-Metopen-Frieses und dem darüberliegenden Hauptgesims eine schlichte schmucklose Attika.

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