Roland Freitag
 
 
Student an der Humboldt-Universität zu Berlin
 
     
 
Ich hoffe und ich glaube es auch, daß ich mit der Mehrheit der Studenten meiner Universität konform gehe, wenn ich hier formuliere: Ich halte die bisherige Form der studentischen Interessenvertretung allein über die FDJ für unzureichend.
Es kommt darauf an, qualitativ neue Formen der Mitsprache für die Studenten zu schaffen. Ich möchte hier informieren, es wird in der Humboldt-Universität in der nächsten Woche eine Urabstimmung zu diesem Thema geben. Diese Abstimmung ist ein Mißtrauensantrag an das Prinzip der Alleinvertretung der Studenten durch eine politische Organisation, wie auch immer diese konkret aussieht.
Und wenn die Mehrheit der Studenten diesen Mißtrauensantrag unterstützt, dann werden wir mit der Schaffung eines Studentenrates antworten, der unabhängig von den bestehenden politischen Organisationen arbeitet und der andererseits auch allen diesen Organisationen die Möglichkeit bietet, konkurrierend zueinander ihre Vorstellungen durchzusetzen.
Wir fordern, daß wir das Ergebnis dieser Urabstimmung auch in einer längst fälligen freien Studentenzeitung publizieren können.
Und ich möchte an dieser Stelle letztens die Hochschulen und Universitäten des ganzen Landes dazu auffordern, diesem Beispiel zu folgen, die das noch nicht getan haben.
 
       
 
DHM
4. November 1989
Audiodatei im MP3-Format (255 KB)