Tobias Langhoff
 
 
Schauspieler am Deutschen Theater/Regisseur
 
         
 

Unsere heutige Demonstration findet um zweier Verfassungsartikel willen statt. Und zwei wichtige Worte darin sind: frei und öffentlich.

Wären sie immer ernst genommen worden, dann hätten wir folgende Erklärung und diese Demonstration nicht nötig. Die Organisatoren der heutigen Protestdemonstration erklären:

Zum Nachdenken über den künftigen Staat DDR gehört die Offenlegung seiner politischen Biographie. Verschwiegene Vorgänge, vergessene Namen, Verfälschtes und Unterdrücktes werden auftauchen, und man wird nicht wissen, wieviel noch. Damit dies als Lektion der Geschichte verstanden wird, fordern wir: Die Einsetzung einer unabhängigen Kommission aus Historikern, Rechtswissenschaftlern und interessierten Bürgern zur Untersuchung aller in der DDR eingeleiteten Verfahren, die sich auf angebliche Straftaten gegen den Staat und die öffentliche Ordnung beriefen. Der Kommission sind sämtliche Prozeß- und Untersuchungsakten von Ermittlungs-, Justiz- und Strafvollzugsorganen zugänglich zu machen. Wir fordern Wiedergutmachung an den Opfern des Stalinismus, an den Opfern politischer Prozesse und anderer ungerechtfertigter Zwangsmaßnahmen.

Die Ergebnisse der Untersuchungen sind vollständig zu publizieren. Die Kommission soll Strafverfahren gegen solche Personen anstrengen, die wissentlich am Zustandekommen politischer Fehlurteile oder an damit zusammenhängenden Rechtsbeugungen beteiligt waren. Die Rehabilitierung Unschuldiger in einem rein formalen Akt wäre unzureichend und so verwerflich wie die einst ergangenen Urteile.

 
   
 
 
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