Deutsches Historisches MuseumBoheme & Diktatur
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Anhang zum Katalog

OV “Made”

Die Karl-Marx-Städter Künstlergruppe “Clara Mosch” im Visier der Staatssicherheit

Die Produzentengalerie und Künstlergruppe Clara Mosch, die vom Mai 1977 bis November 1982 bestand, war noch gar nicht gegründet, da legte die Bezirksverwaltung des Ministeriums für Staatssicherheit in Karl-Marx-Stadt schon ihr Ableben fest. Drei Operative Vorgänge wurden eingeleitet: der OV “Wurm” gegen Michael Morgner, der OV “Eremit” gegen Carlfriedrich Claus sowie der OV “Made” gegen Gregor-Torsten Schade (Kozik) und Thomas Ranft, den organisatorischen Kopf der Künstlergruppe. In einer “Konzeption zur Differenzierung und Zerschlagung des personellen Schwerpunktes ‘Avantgardistischer Kreis’” vom 11.3.1977 formulierten die Tschekisten ihren vorgbeugenden Kampfauftrag: “Die gegenwärtige Klassenkampfsituation erfordert offensive Maßnahmen, um eine weitere Festigung des entstehenden feindlichen Stützpunktes zu verhindern und die planmäßige Differenzierung und Zerschlagung der Konzentration durchzuführen.”

Unter dieser Prämisse wirden in der Folge Maßnahmepläne erarbeitet und aktualisiert, von denen einer nachfolgend abgedruckt ist. Die vorgeschlagenen und zum großen Teil auch realisierten “Zersetzungsmaßnahmen” reichten von der Kompromittierung Schades als angeblicher MfS-Zuträger bis hin zu Eingriffen in den Privatbereich der Eheleute Dagmar Ranft-Schinke und Thomas Ranft. “Durch pol.-operativer Maßnahmen”, heißt es im oben genannten Konzeptionspapier, sind “Ansatzpunkte für einen Ehekonflikt zu verstärken, um auf eine mögliche Trennung hinzuarbeiten.” Um Michael Morgner aus dem Kreis herauszulösen, schlug ma eine andere Taktik ein: Er sollte bevorzugt Großaufträge für Wandbilder und baugebundene Kunstwerke erhalten, “die von ihm ein konsequentes parteiliches und volksverbundenes Schaffen fordern und eine intensive ideologische Einflußnahme durch die Auftraggeber ermöglichen.” Der Großeinsatz, unterstützt von mehr als 120 Inoffiziellen Mitarbeitern, konnte allerdings nicht verhindern, daß die Produzentengalerie und die Künstlergruppe für mehr als fünf Jahre zu einem der wichtigsten Zentren der inoffiziellen Kunst wurde.

Dokumente

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