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Lebus

Ort: Lebus.
Name: Lebus, Burg.
Landkreis: Märkisch-Oderland.
Bundesland: Brandenburg.
Bestand: Bodendenkmal, Mauerzüge freigelegt.
Datierung: 10.-15. Jahrhundert.
Erwähnungen: castro Lubusz 1109/1110; Lubus 1133; Castrum et civitas 1226; castrum et districtus 1313; Turm, Stetichen und Lietz zu Lebus 1354.
Besitzergeschichte: Das Plateau über dem westlichen Ufer der Oder war bereits in der späten Bronze- und frühen Eisenzeit besiedelt. Seit dem 10. Jahrhundert wurde nach der Ausdehnung des Königreichs Polen bis in den Oderraum auf dem Turmberg eine polnische Kastellaneiburg zur Verwaltung des Landes Lebus errichtet. 1124/1125 wurde das bis 1424 dem Erzbistum Gnesen und danach Magdeburg unterstellte Bistum Lebus gegründet. 1226 werden die „civitas“, im 14. Jahrhundert das „oppidum“ Lebus erwähnt. Neben Ziesar handelt es sich bei der Burg von Lebus um die zweite Bischofsresidenz in Brandenburg. Die Residenz wurde allerdings bereits 1373 nach Fürstenwalde verlegt. 1431 wurden die Stadt und die Burg von den Hussiten geplündert.
Baugeschichte: Der Burgbereich gliedert sich in drei Abschnitte. Die heutige Bebauung auf dem sog. Schlossberg liegt auf der ehemaligen Vorburg. Auch die Burg auf dem Burgberg wurde überbaut. Die bis zu drei Meter hoch erhaltenen, jedoch heute verschütteten Umfassungsmauern in Form eines dem Gelände angepassten Rechtecks stammen von der Anlage des 12. bis 14. Jahrhunderts. Drei Rundtürme und eine Toranlage am nördlichen Abschnittsgraben sowie die Zisterne sind gut erkennbar. 1589 und 1691 brannten die Bauwerke auf dem Turm- und Schlossberg ab und verfielen, bis sie 1765 endgültig abgetragen wurden. Ein Auftragsschreiben für die Abbrucharbeiten erwähnt die Maße der damals noch stehenden Türme. Zwei Türme maßen 24 Fuß im Durchmesser bei 8 Fuß Mauerstärke und 43 Fuß Höhe. Der dritte Turm war bei 24 Fuß im Durchmesser und 7 Fuß Mauerstärke 32 Fuß hoch. Ausgrabungen 1941-1944 und 1958-1974 brachten die heute sichtbaren Mauerzüge zu Tage. Auf dem nördlich gelegenen Pletschenberg wurde bei den Ausgrabungen bis 1945 ein mächtiger Rundturm aus Ziegelmauerwerk nachgewiesen.
Untersuchungen: Ausgrabungen 1938-1945 und 1958-1974 durch Wilhelm Unverzagt, Willy Lemke, Karl-Heinz Otto u. a.
Funde: Keramik der Göritzer Gruppe, slawische und mittelalterliche Keramik, Metallfunde.
Literatur: BREITLING, Stefan, Adelssitze zwischen Oder und Elbe 1400 - 1600. (Veröffentlichung der Deutschen Burgenvereinigung Reihe A: Forschungen, Band 10). Braubach 2005, S. 93;
DEHIO, Georg, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Brandenburg, bearb. von Gerhard Vinken u. a., München/Berlin 2000, S. 566-567;
HERRMANN, Joachim, Das Land Lebus und seine Burgen westlich der Oder, in: GRIMM, Paul (Hrsg.), Varia Archaeologica, 1964, S. 268-277;
Die KUNSTDENKMÄLER der Provinz Brandenburg, hrsg. vom Brandenburgischen Provinzialverband. Berlin 1907-1941. - 6, Teil 1, Kreis Lebus, Schriftleitung Theodor Goecke, bearbeitet von Wilhelm Jung, Friedrich Solger, Willy Spatz. Berlin 1909, S. 163-168;
FIEDLER, Uwe, Das Umfeld der Burg Lebus in ur- und frühgeschichtlicher Zeit. In: Forschungen zu Mensch und Umwelt im Odergebiet in ur- und frühgeschichtlicher Zeit. Hrsg. von Gringmuth-Dallmer.Mainz, 2002, S.193-200;
FIEDLER, Uwe, Castrum und civitas Lubus/Lebus. In: Struktur und Wandel im Früh- und Hochmittelalter. Leipzig 1998, S. 163-177;
KULKE, Erich, Die mittelalterlichen Burganlagen der Mittleren Ostmark. Frankfurt (Oder), 1934;
MEISNER, Heinrich (Hrsg.), Ansichten Märkischer und Pommerscher Städte aus den Jahren 1710-1715. Nach den Originalzeichnungen Daniel Petzolds. Berlin 1913;
MUTH, Max, Ausgrabungen auf dem Pletschenberge über der Stadt Lebus. Frankfurt (Oder): Brandenburg. Landeszeitung, 1941. S. 84-88. (Heimatkalender für den Kreis Lebus 33 (1941) [Sonderdruck]);
OTTO, Karl-Heinz, Das Pletschenbergprofil der Burg von Lebus/Oder. Grabung des Jahres 1971. In: Ausgrabungen und Funde 17, 1972, S. 159-163;
SCHOPPER, Franz, Lebus und seine Burgen. In: Lebus: Sanierung, Geschichte, Landschaft. Lebus, 2001, S. 38-39;
SCHULZ, Rainer, Der Burgberg von Lebus. In: Frankfurt (Oder) – Eisenhüttenstadt. Hrsg. von Johannes H. Schroeder. Berlin, 2000, S.183-184;
UNVERZAGT, Wilhelm, Ausgrabungen in der Burg von Lebus/Oder während der Jahre 1941-1944. In: Ausgrabungen und Funde 3, 1958, S. 119;
UNVERZAGT, Wilhelm, Wiederaufnahme der Ausgrabungen in der Burg von Lebus (Oder). In: Ausgrabungen und Funde 5, 1960, S. 283-284;
UNVERZAGT, Wilhelm, Ausgrabungen in der Burg von Lebus/Oder während der Jahre 1960 und 1961. In: Ausgrabungen und Funde 7, 1962, S. 143-148;
UNVERZAGT, Wilhelm, Ausgrabungen in der Burg von Lebus/Oder während der Jahre 1962 und 1963. In: Ausgrabungen und Funde 9, 1964, S. 151-153;
UNVERZAGT, Wilhelm, Ausgrabungen in der Burg von Lebus/Oder während des Jahres 1964. In: Ausgrabungen und Funde 10, 1965, S. 150-152;
UNVERZAGT, Wilhelm, Ausgrabungen in der Burg von Lebus/Oder während des Jahres 1965. In: Ausgrabungen und Funde 11, 1966, S. 167-170;
UNVERZAGT, Wilhelm, Ausgrabungen in der Burg von Lebus/Oder während des Jahres 1968. In: Ausgrabungen und Funde 14, 1969, S. 161-162;
UNVERZAGT, Wilhelm, Ausgrabungen in der Burg von Lebus/Oder während des Jahres 1969. In: Ausgrabungen und Funde 15, 1970, S. 174-177;
WOHLBRÜCK, Siegmund Wilhelm, Geschichte des ehemaligen Bistums Lebus und des Landes dieses Namens. Berlin 1828.
Autor: Stefan Breitling.