Sie sind hier: Startseite > Landkreise > Prignitz > Lenzen

Lenzen

Ort: Lenzen.
Name: Burg.
Landkreis: Prignitz.
Bundesland: Brandenburg.
Bestand: Burg, Bergfried, zweigeschossige Häuser, Fachwerkgebäude, Bauruine.
Datierung: 12. Jahrhundert, um 1500, 1724.
Besitzergeschichte: Die Burg an einem bedeutenden Elbübergang spielte bei der Eroberung des slawischen Gebietes östlich der Elbe eine wichtige Rolle. So fand 929 die Schlacht bei Lenzen statt, von der Widukind von Corvey berichtet. Nach dem Slavenaufstand von 983 gelangte die Burg in die Hand der Obodriten, die um die Mitte des 11. Jahrhunderts hier auch ein Kloster gründeten, das aber kurz darauf einem heidnischen Aufstand zum Opfer fiel. In Folge der Wendenkreuzzüge fiel es erst in die Hand der Gänse zu Putlitz, danach in die Hand des Markgrafen von Brandenburg. Im 13. Jahrhundert verlieh der Graf von Schwerin dem Ort Stadtrechte. 1336 verpfändete der Markgraf von Brandenburg „hus, Stat und Lant zu Lentzen“ an die Grafen von Schwerin. 1373 wird die „civitas“ genannt. Im 15. Jahrhundert waren die von Quitzow im Besitz der Burg. Ab 1484 war Lenzen ständiger Sitz eines landesherrlichen Amtmanns. Von 1651 bis 1676 saß hier Arnold Gisel van der Lyr. 1767 wurde das Amt Lenzen aufgehoben und mit dem Amt Eldenburg vereinigt. Heute wird die Burg als Heimatmuseum genutzt.
Baugeschichte: Bei Ausgrabungen wurden mehrere Siedlungsschichten und Burgwälle des 11. bis 13. Jahrhunderts nachgewiesen. Der Bergfried aus Backstein stammt aus dem 13. Jahrhundert. An seiner Südseite lassen sich Spuren des mittelalterlichen Palas nachweisen. Reste der Burggebäude aus dem 14. bis 16. Jahrhundert haben sich unter den heutigen Bauten erhalten. Am südlichen Hang lag eine Kapelle, im Norden ein Brunnen. 1484 wies der spätere Kurfürst Johann den Amtmann Hans von der Schulenburg an, das Schloss instand zu setzen. Um 1500 erhielt Dietrich von Quitzow vom Landesherrn die Erlaubnis, „Mauern und andere Gebauen, zur Befestigung des Slos diendende“ auszubessern. Der ebenerdige Zugang zum Bergfried ist von 1654. Das Fachwerkgebäude wurde im Kern 1680 datiert. Bis 1725 wurde die Ringmauer weitgehend abgetragen und auf den älteren Gebäuderesten 1724 bis 1727 das Amtshaus, zwei zweigeschossige Flügel, aus dem Material der Mauer errichtet. 1734 erhielt der Turm eine neue Haube. 1848, 1922 und 1973 wurde der Bergfried restauriert. 1955 wurde der Fachwerkbau zum Heimatmuseum umgebaut. Verschiedene Sicherungsmaßnahmen mit Betonunterfangung und weitere Anbauten am südlichen Abhang der Burg griffen seit 1991 tief in die Denkmalsubstanz ein. Alle Arbeiten wurden durch Ausgrabungen vorbereitet.
Literatur: BECK, Kerstin, Der Turm blieb als Rest der Befestigungsanlage: von der wechselvollen Geschichte der Burg Lenzen. In: Prignitzer Heimat 17 (1995)1, S.3-5;
BREITLING, Stefan, Adelssitze zwischen Oder und Elbe 1400 - 1600. (Veröffentlichung der Deutschen Burgenvereinigung Reihe A: Forschungen, Band 10). Braubach 2005, S. 93-94;
DEHIO, Georg, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Brandenburg, bearb. von Gerhard Vinken u. a., München/Berlin 2000, S. 577-580;
Die KUNSTDENKMÄLER der Provinz Brandenburg, hrsg. vom Brandenburgischen Provinzialverband. Berlin 1907-1941. - 1, Teil 1, Kreis Westprignitz, bearb. von Paul Eichholz, Friedrich Solger und Willy Spatz. Berlin 1909, S. 161-176;
WERNER, Heike, Wallkonstruktion und Wohnbebauung: der Burgberg von Lenzen, Landkreis Prignitz. In: Archäologie in Berlin und Brandenburg; 2001(2002), S.102-105;
WERNER, Heike, Von Erdnägeln und Kastenelementen: Neues zur Konstruktion der slawischen Burg von Lenzen, Lkr. Prignitz. In: Archäologie in Berlin und Brandenburg; 2003(2004), S.111-115.
Autor: Stefan Breitling.