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Ort: | Wüstung Schrabsdorf bei Teschendorf. |
Name: | Schrabsburg. |
Landkreis: | Oberhavel. |
Bundesland: | Brandenburg. |
Bestand: | Die Burgruine Schrabsdorf befindet sich etwa 2 km nordnordwestlich des Dorfes
Teschendorf, etwa 600 m nordwestlich des heutigen Seeufers des Dretzsees in einem ausgedehnten
Wiesengelände. Nordöstlich schließt sich die Dorfwüstung Schrabsdorf an. Die Orte
Löwenberg im Norden und Grüneberg im Osten sind jeweils etwa 3,5 km entfernt. Burg und Dorf Schrabsdorf wurden sowohl in naturräumlich als auch strategisch günstiger Position angelegt. Hier verlief der Nordsüdverkehr vom Ländchen Löwenberg am östlichen Rand der Fließgrabenniederung nach Süden und passierte die Burg nur wenige Meter im Westen. Hier ist ein künstlicher Damm zur Querung der Niederung gesichert. Dessen Verlauf wird heute durch die moderne Straßenführung (B96) aufgenommen. |
Datierung: | 13.-14. Jh. |
Besitzergeschichte: | Direkte Erwähnungen einer Burg Schrabsdorf oder eines Herren zu Schrabsdorf sind aus mittelalterlichen Quellen nicht bekannt. Allerdings haben sich in den Flurnamen der näheren Umgebung der in den späteren Jahrhunderten wüsten Feldmark und Burg einige sehr interessante Hinweise auf die Burg und ihre Besitzer erhalten. Im Urmesstischblatt und einigen historischen Karten werden die Wiesen beiderseits der Straße Löwenberg – Teschendorf als die „Große Herrenwiese und die „Kleine Herrenwiese“ bezeichnet. Nördlich der „Großen Herrenwiese“ befindet sich der „Ritteracker“, nordwestlich von diesem der „Ritterhorst.“ Auch die nördlich der Burg befindlichen Ackerflächen werden als Ritteracker bezeichnet. In der Bezeichnung der Wiesen und äcker kann mit einiger Wahrscheinlichkeit eine Erinnerung an deren ehemalige Besitzer – also der Herren zu Schrabsdorf – gesehen werden. Archäologische Untersuchungen fanden auf der Burg Schrabsdorf oder der nahegelegenen Wüstung bislang nicht statt. Beim Hausbau in der nahegelegenen Siedlung „Auf den Wackerbergen“ wurden zu DDR-Zeiten menschliche Skelette beobachtet. Dies könnte ein Hinweis auf die Lage des Friedhofs der Wüstung Schrabsdorf sein. |
Baugeschichte: | Die heute noch vorhandenen Geländemerkmale geben deutlichen Aufschluß über den
ehemaligen Aufbau der Burg und ihrer Befestigungsanlagen. Das quadratische Burgplateau mit der
Seitenlänge von 40 m wurde im östlichen Randbereich der von Löwenberg kommenden
Fließgrabenniederung angelegt. Dabei wurde durch die Anlage von Abschnittsgräben eine
insuläre Lage hervorgerufen. Es läßt sich der Verlauf eines doppelten Grabensystems
zur Niederung hin nachweisen. Zur Hochfläche im Nordosten bestand nur ein einfacher
Befestigungsgraben und vermutlich eine Palisade o. ä. Die quadratische, frühdeutsche Burganlage von Schrabsdorf entspricht von ihrer Form und der Lage dem von zahlreichen anderen Orten Brandenburgs und Mecklenburgs bekannten Typ einer niederadligen Befestigungsanlage. Diese trugen häufig nur einen gemauerten Turm und werden meist als Turmhügelburgen bezeichnet. Mit der Burg Schrabsdorf haben sich die Reste einer der frühen deutschen Burganlagen im nördlichen Brandenburg erhalten. Die Entstehungszeit läßt sich nach der sehr spärlichen Quellenlage ohne archäologische Untersuchungen nur grob ins 13. Jahrhundert datieren. Burg und Dorf dürften nur wenige Jahrzehnte bestanden haben. Die Kontrolle des westlich verlaufenden Durchgangsverkehrs legt eine landesherrliche Gründung im 13. Jahrhundert nahe. Nach allgemeiner These handelt es sich bei den Burgen in Löwenberg, Schrabsdorf und Liebenwalde um frühe askanische Grenzbefestigungen. Dazu verwundert allerdings deren Lage nördlich der Niederungen, die das Brandenburger Territorium im frühen 13. Jh. begrenzten. Die Funktion der Schrabsdorfer Burg wurde später wohl durch Bötzow und Löwenberg übernommen. Die wirtschaftliche Entwicklung im späten Mittelalter und der ungünstige Standort des Dorfes (große Entfernung zu den besseren Ackerflächen) dürfte zum Wüstfallen des Dorfes Schrabsdorf und damit auch zum Auflassen der Burg geführt haben. Weder für die Erbauung noch für den Zeitpunkt der Auflassung sind Schriftquellen bekannt. Das Fehlen jeglichen neuzeitlichen Fundmaterials von der Burg und der Wüstung legt aber ein Auflassen des Dorfes und der Burg spätestens im 14. Jahrhundert nahe. Die Burganlage Schrabsdorf ist in ihrer Gesamtheit relativ gut erhalten. Von den etwas durch die Beackerung verschliffenen Oberflächenstrukturen abgesehen, hat es nach bisheriger Kenntnis keine nachmittelalterlichen Umbauten und überformungen gegeben. Nach den historischen Quellen sind die Reste der mittelalterlichen Gebäude erst um 1840 (Chausseebau) abgetragen worden. |
Untersuchungen: | Vermessung, Prospektion 2002. (Hauptmann 2002) |
Funde: | Oberflächenfunde, eiserne Axt, Ring, Keramik, Silex, teilw. Verlust. |
Literatur: | BARTELT, W./WAASE, K., Der Burgwall und der kleine Burgwall bei Teschendorf.
In: Mannus-Bibliothek 4,1910; BUSSE, H., Der Ruinenberg am Dreetz-See, Kreis Ruppin. In: Nachrichten über deutsche Altertumsfunde 12, In: Zeitschrift für Ethnologie Bd. 33, 1901; GREBE, K., Die Wüstung Schrabsdorf bei Teschendorf. In: Ausgrabungen und Funde, Bd. 5, 1960; MUCH, K., Chronik von Teschendorf, handschriftlicher Auszug aus der Chronik des Landes Löwenberg, geführt bis 1936 (1994 ; HAUPTMANN, Thomas, Die Mittelalterliche Burgruine Schrabsdorf, (Teschendorf Fpl. 1), Bestandsaufnahme und Vermessung der erhaltenen Reste der Befestigungsanlagen (2002) ungedr. Bericht Archiv BLDAM PRH2002-50; HAUPTMANN, Thomas, „... qui dizitur Drezz apud Scrapestorp ...“ Die mittelalterliche Burg und Wüstung Schrabsdorf bei Teschendorf, Lkr. Oberhavel In: Archäologie in Berlin und Brandenburg, Berlin 2002 (2003). |
Autor: | Thomas Hauptmann. |