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Stolpe

Ort: Stolpe.
Name: Stolpe, Schloss und Burg, Bergfried, „Grüttpott“.
Landkreis: Uckermark.
Bundesland: Brandenburg.
Bestand: Burg mit Wällen und Bergfried; Schloss rechteckig, zweigeschossig mit Ziergiebel, Seitenflügel, Gartenanlage, Gebäude im Umkreis.
Datierung: Um 1200, um 1250, um 1440, 1545.
Besitzergeschichte: Der zunächst pommersche, später markgräflich-brandenburgische Burgflecken Stolpe an der Alten Oder ist slawischen Ursprungs und wird erstmals 1252 urkundlich erwähnt. Seit 1260 ist eine Probstei nachgewiesen. 1286 erhielt Stolpe von den Markgrafen Otto IV. und Konrad das Stadtrecht. 1301 wurde der Ort an Mecklenburg verpfändet. 1348/1349 fiel die Herrschaft an die Herzöge von Pommern, die es bis 1446 behielten. Nach der Eroberung durch Kurfürst Friedrich II. im Winter 1445/46 erhielt der bisherige Lehnsnehmer, Hans von Buch, die Burg erneut übertragen. Die Familie von Buch war in Stolpe bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts begütert.
Baugeschichte: Auf einem Hügel über dem Ort liegt eine durch mehrere Wälle gesicherte Burganlage, in deren Mitte sich der so genannte „Grüttpott“, ein runder Backsteinturm erhebt. Der Sockel besteht im unteren Teil aus Feldsteinen, darüber aus behauenen Sandsteinquadern. An seiner Westseite sind Spuren von ehemaligen Gebäudeanschlüssen zu erkennen. Im sehr hohen Untergeschoss ist ein mehrstrahliges Bandrippengewölbe erhalten. Ein Hocheingang lag im zweiten Obergeschoss. Die Treppe im Mauerkern besitzt zwei Lichtschlitze. Auf der nordwestlichen Seite gab es im zweiten Obergeschoss einen Aborterker. Die Bekrönung des Turmes wurde später erneuert. In ca. 15 m Höhe wechselt das Backsteinformat. Den oberen Abschluss bildete ein noch Anfang des 20. Jahrhunderts in Resten erhaltener Zinnenkranz mit Scharten.
Der Turm wurde vermutlich um 1200 als deutlich sichtbare Grenzsicherung von pommerscher Seite aus unter dänischem Einfluss errichtet. Dafür sprechen sowohl Vorbilder im norddeutschen und skandinavischen Raum als auch die mutmaßliche Herkunft der Sandsteine aus Schonen. Die gewaltige Bauaufgabe lässt den Einfluss des dänischen Königshauses vermuten. Der Turm wurde jedoch unter pommerscher Herrschaft offenbar nicht fertiggestellt. Der bereits erwähnte Wechsel im Backsteinformat deutet darauf hin, dass der Bau erst unter den Askaniern ab Mitte des 13. Jahrhunderts vollendet wurde.
1840 legte Christian Leopold von Buch einen unterirdischen Gang an, der heute den einzigen Zugang zum Untergeschoss bietet. Im Mittelalter war das gewaltige Untergeschoss nur durch das Scheitelloch des Gewölbes von 60cm Durchmesser zugänglich. Die Funktion des 18m hohen, unbelichteten Raums, in dem keinerlei Spuren einer Nutzung oder von Einbauten zu erkennen sind, ist unklar.
Um 1440 wurde der Turm offenbar noch einmal in Stand gesetzt. Davon zeugt ein Dendrodatum eines Bauholzes aus dem Bereich des sekundären, etwas niedriger gelegenen Hocheingangs. Im Winter 1445/46 wurde der Turm von Kurfürst Friedrich II. nach ordentlicher Absage belagert und eingenommen. Dabei wurde das Obergeschoss durch ein Feuer, in dessen Verlauf offenbar eine Hakenbüchse explodiert ist, zerstört. Von den Vorgängen zeugen sowohl schrifliche Quellen als auch ein umfangreicher Fundkomplex an Waffen und Ausrütungsgegenständen aus dem zerstörten Obergeschoss.
Literatur: BADSTÜBNER, Ernst, Schlösser der Renaissance in der Mark Brandenburg. (Monumenta Brandenburgica 2) Berlin 1995, S. 26;
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SCHULZ, Rainer, Barnim und Uckermark - eine Burgenlandschaft (Entdeckungen entlang der märkischen Eiszeitstraße 2). Eberswalde 1999;
SCHULZ, Rainer, Die Burgen über Stolpe an der Oder. In: Geohistorische Blätter 6, 2003, S. 121-132
SCHÜTZ, Antonia, Die hoch- und spätmittelalterlichen Burgen und Adelssitze in der Uckermark, Land Brandenburg. Bestandsausfnahme und vergleichende Untersuchungen vom späten 12. bis zum Ende des 15. Jahrhunderts. Diss. Humboldt-Universität zu Berlin. Berlin 2006, S. 358f. http://edoc.hu-berlin.de/dissertationen/schuetz-antonia-2007-05-10/PDF/schuetz.pdf
Autor: Stefan Breitling, Christof Krauskopf.