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Ziesar

Ort: Ziesar.
Name: Burg, Bischofsresidenz.
Landkreis: Potsdam-Mittelmark. Ehem. Sachsen, Kreis Jerichow.
Bundesland: Brandenburg.
Bestand: Ringmauer, Burgkapelle, Palas, Burghaus, 2 Türme.
Datierung: 13. und 14. Jahrhundert, 1470, 1492, 16. Jahrhundert, 1724.
Besitzergeschichte: Ziesar war die Residenz der Bischöfe von Brandenburg, die im 13. und 14. Jahrhundert über einem slawischen Vorgängerbau eine stark befestigte Burg mit Vorburg und Wallanlagen anlegten. In der Umgebung lagen mehrere Ministerialensitze. 1470 wurde die wegen ihrer reichen Dekoration und Ausmalung bedeutende Schlosskapelle geweiht. Im 19. Jahrhundert wurde die Burg als Gutsgehöft genutzt, um 1840 fanden Umbauten statt. Nach 1953 wurden die Gebäude zum Internat ausgebaut. Die Burg beherbergt seit 2005 ein Museum zur Landesgeschichte.
Baugeschichte: Im Erdgeschossgrundriss der Kapelle und der anschließenden nördlichen und östlichen Burggebäude bildet sich noch die Mauerführung der ersten Bauphase, der Burg des 13. und 14. Jahrhunderts, ab. An verschiedenen Stellen der Nordwand sind Abbruchspuren der ehemaligen Außenwand vorhanden. Danach gab es zwei parallele, polygonal gebrochene Mauern gleicher Stärke aus sorgfältig bearbeiteten Raseneisensteinen, in deren Winkelhalbierenden im Erdgeschoss Querwände lagen. Es handelte sich also um eine regelmäßig geplante Ringmauerburg mit in die Mauer integrierten und nicht einfach eingestellten Wohngebäuden. Die Lage einiger Längswände im Inneren markiert die Lage eines ehemaligen mittigen Unterzuges, der möglicherweise an einigen Stellen noch vorhanden ist. Die großen Wandstärken der nahe der Tordurchfahrt gelegenen Wände lassen zusammen mit den Spuren in der Südwand die Rekonstruktion eines Turmes zu. Im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss des östlich anschließenden Palas, die das ehemals höhere Erdgeschoss bildeten, ist nur eine dünne, den anderen Zwischenwänden entsprechende Trennwand in Resten vorhanden. Der große Saal im Erdgeschoss besaß eine Fußbodenheizung. Im ehemaligen Obergeschoss, dem heutigen zweiten Obergeschoss, sind keine Querwände nachzuweisen. Farbfassungen laufen nicht nur auf der Südseite durch, sondern auch auf der Nordseite, wo sie hinter der Fußleiste erhalten sind. Dort laufen die Fassungen auch nach unten weiter, so dass sich die Höhe des ehemaligen Fußbodens des Obergeschosses etwa einen Meter unter dem heutigen bestätigt.
Die Feldsteinecke außerhalb des Burgtores ist nachträglich vor das ältere und starke Verformungen aufweisende Gewände gesetzt worden, das als einer der ältesten Bauteile zu dem Feldsteinmauerwerk im Sockelbereich und in der Giebelwand zur Kapelle gerechnet werden kann. Die Giebelwand ist mit ihrer Mauerstärke und den innenliegenden Erschließungen bis über die Bauphase um 1470 mit der Errichtung der Kapelle und des Torgebäudes hinaus Giebelwand des Haupthauses gewesen, wie das Rautenmuster an der zur Kapelle hin gelegenen Fläche zeigt. Ihre südlichen Teile gehören bis unter das Dach zu einer Bauphase vor 1470. Der offene Kamin unter dem Dach, der in jüngster Zeit stark restauriert wurde, gehört nach dem Ziegelmauerwerk zu der Bauphase um 1470. Sein ursprünglicher Abzug befand sich in der Fläche der Außenwand. Der Abzug nach oben über den First ist nachträglich. An der Außenseite des nördlichen Standerkers ist ein in der Lage verschobenes Fundament zu sehen, das möglicherweise zu einem älteren Bauzustand gehört. Der Standerker könnte dann insgesamt ein Neubau aus der Zeit um 1470 sein. Am Ostflügel wurden Fundamente von Treppentürmen freigelegt. Im 15. und 16. Jahrhundert entstanden verschiedene Bauten. Die östlich an die Kapelle anschließenden Burggebäude enthielten mehrere Säle und Wohnräume der Bischöfe. Vom zweiten Obergeschoss gab es einen Gang zur Kapelle über dem Tor und weiter auf die Empore der Burgkapelle. An einigen Stellen haben sich wertvolle mittelalterliche Putze und Farbfassungen erhalten. Im östlichen Gebäudeteil wurde um 1500 ein Appartement eingebaut, dessen profilierte Deckenbalken erhalten sind. Der Raum darüber diente als Gerichtsstube, an den Wänden befinden sich zwei übereinander liegende farbige Fassungen. Auf der unteren ist eine Landschaft mit Flüssen, Städten und Burgen dargestellt, darüber befinden sich figürliche Darstellungen. Nach 1528 erhielt der Bergfried einen Zinnenkranz und eine Wachstube in Renaissanceformen.
Nachdem Ziesar nach der Reformation zur kurfürstlichen Domäne umgenutzt worden war, begann man 1724 mit dem Umbau der Burg zum Schloss. Dazu wurde der nördliche Teil des Burggebäudes entkernt und mit einer neuen Geschossteilung versehen. Fachwerkwände trennten die einzelnen Zimmer ab. Eine eigene Fassade nach Norden mit Auffahrt und ein Walmdach ließen diesen Gebäudeteil als eigenständiges Haus erscheinen. Das östlich anschließende Gebäude erhielt in großen Teilen ein neues erstes Obergeschoss. Die späteren Durchbrüche durch die Außenwände lassen sich anhand der Bogenformen gut von älteren Fensternischen unterscheiden. Es konnten verschiedene späte Zustände des Daches rekonstruiert werden. An der Innenseite der Giebelwand fanden sich Abbruchspuren und Tünchen eines kleinen Raumes. Möglicherweise handelt es sich um Spuren des auf dem Stich von Paetzold von 1711 zu erkennenden Fachwerktürmchens. Um 1745 war das Hauptgebäude durch ein Walmdach als eigenes Gebäude betont.
Literatur: BAU- UND KUNSTDENKMALE 1978, S. 56;
BERGSTEDT/DRACHENBERG/HEIMANN 2005;
BERGSTEDT, Clemens/HEIMANN, Heinz-Dieter/KROHM, Hartmut/SITTE, Wilfried (Hrsg.): Die Bischofsresidenz Ziesar und ihre Kapelle. Berlin 2009;
BERGSTEDT, Clemens/DRACHENBERG, Thomas/HEIMANN, Heinz-Dieter (Hrsg.): Bischofsresidenz Burg Ziesar. Berlin 2005;
BREITLING, Stefan, Adelssitze zwischen Oder und Elbe 1400 - 1600. (= Veröffentlichung der Deutschen Burgenvereinigung Reihe A: Forschungen, Band 10). Braubach 2005, S. 116-117;
DEHIO, Georg, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Brandenburg, bearb. von Gerhard Vinken u. a., München/Berlin 2000, S. 1163-1168;
DRACHENBERG, Thomas/LANGER, Thomas/OLK, Detlev von, Burgen im Fläming. Ziesar, Eisenhardt in Belzig und Rabenstein. Bewahrung der Bau- und Bodenbefunde, behutsame Sanierung und neue Nutzung, in: Denkmalpflege im Land Brandenburg 1990-2000. Bericht des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseums (= Forschungen und Beiträge zur Denkmalpflege im Land Brandenburg 5. 2) Worms 2001, Bd. 2, S. 764-773;
OLK, Detlev von, Ziesar. Die Burg. Spuren einer bischöflichen Residenz. In: Brandenburgische Denkmalpflege 11, 2002, Heft 1, S. 77-95;
PUHLMANN, Wilhelm, Chronik der Stadt Ziesar. Berlin 1948.
Autor: Stefan Breitling.