Entwicklung 1848 - 1871

 

In der Mitte des 19. Jahrhunderts waren die Vertreter der Inneren Mission darum bemüht, die christlich-soziale Bewegung in der Bevölkerung bekanntzumachen und organisatorisch zu etablieren.Die zunächst kleinen Vereine expandierten zu diakonischen Zentren, die verschiedene Arbeitsbereiche wie Krankenhäuser, Kinderbewahranstalten, Mägdeherbergen, Rettungshäuser, aber auch Ausbildungsstätten für Diakonissen und Diakone unter einem Dach vereinigten. Für die Organisationsstruktur der pädagogischen Einrichtungen wurde die bürgerliche Kleinfamilie zum Vorbild genommen, während man in Mutterhäusern Strukturelemente der katholischen Kongregationen und karitativer, ritterschaftlicher Orden nachempfand.

Neueste philantropische, naturwissenschaftliche und pädagogische Grundsätze wurden aufgenommen und neben den christlichen Fächern in die Berufsausbildung und den Schulunterricht integriert. Durch die Einführung menschlicher Pflegebedingungen und hoher hygienischer Standards in der Krankenpflege, durch die Reduzierung der Kindergruppen auf Familiengröße und die individuelle Zuwendung zum einzelnen Kind in der pädagogischen Arbeit leisteten die Einrichtungen der Inneren Mission Pionierarbeit und wirkten somit als Vorbild für zukünftige Entwicklungen.

Um die christlich-sozialen Ideen in Stadt und Land bekannt zu machen, wurden Reiseprediger angeworben, ausgebildete Diakonissen als Gemeindeschwestern in Kirchengemeinden entsandt und alle damals zur Verfügung stehenden Medien genutzt.

Die Verbandsbildung wurde durch Gründungen von Landes- und Provinzialausschüssen vorangetrieben. Auf jährlich stattfinden Kongressen erarbeitete der Central-Ausschuß sozialpolitische Stellungnahmen.
Auf kirchlich-institutioneller Ebene strebte die Innere Mission eine Reform der protestantischen Kirche an, um das soziale Engagement der Inneren Mission über ein eigenes Amt, den sogenannten Diakonat, innerhalb der Kirche zu verankern, was allerdings mißlang. So entfaltete sich die Innere Mission auf der Basis freier Vereine neben der verfaßten Kirche.