Katalognummer 90
Küriß aus der Fico-Gruppe (Riefelharnisch)

Nürnberg, 1520-1530; H 186 cm, B 80 cm, G 24500 g;
Inv. W 5224, PC 6646

Katalognummer 91
Ganze Roßstirn aus der Fico-Gruppe

Nürnberg, um 1520-1530;
L 68 cm, B 29 cm, G 1250 g;
Inv. W 1039

Der Harnisch und die Roßstirn tragen neben den typischen Renaissance-Verzierungen zwei Motive, die diesen Harnischen ihren Namen gaben, den sog. Feigengestus, dargestellt durch den zwischen Zeigeund Mittelfinger geschobenen Daumen, und den Hörnergestus, dargestellt durch den abgespreizten Zeigefinger und kleinen Finger. Bekannt sind sechs Harnische und acht Roßköpfe mit diesen Motiven. Das Zeughaus besitzt einen Harnisch und drei Roßstirnen aus dieser Gruppe.
Harnisch insgesamt mit Ranken- und Blütendekor verziert, dazwischen Tierköpfe und menschliche Ganzfiguren. Der Feigen- und Hörnergestus sind als durchgängige Motive auf dem gesamten Harnisch verteilt. Besonders deutlich sind die Gesten auf der Roßstirn. Zum Harnisch gehörte offensichtlich neben dem vorhandenen Visierhelm noch ein Geschlossener Helm. Darauf deutet der Harnischkragen mit geschnürltem Rand hin.
Harnischbrust stark vorgewölbt, die Riefelungen verlaufen fächerartig, Längsstreifen mit vielfältigen Gravierungen und Ätzungen ausgefüllt. Im Zentrum eine männliche und eine weibliche Ganzfigur mit gezaddeltem Kragen und Schurz, die in der linken bzw. rechten Hand einen Stab halten. Vermutlich handelt es sich um ein Indianerpärchen, wie wir es als Gestaltungselement auch auf anderen Fico-Harnischen vorfinden. Auf der Harnischbrust ist ein großer Hahn mit ausgebreiteten Flügeln graviert und geätzt, der möglicherweise den erotischen Sinn des Feigengestus noch unterstreichen soll. Die Schultern, die Arm- und Beinzeuge sind ebenso mit Ranken- und Blütenmuster und den beiden Gesten verziert. Linke Schulter und rechte Hentze sind erneuert.
Verschiedene Harnischteile sind mit Marken versehen. Am Visier ist rechts eine Marke mit gekreuzten Schrägbalken, auf der Brust zwei undeutliche Einschläge, ebenso auf der Schulter; auf der Muschel der linken Ellenbogenkachel vermutlich das Zeichen des Ätzers und die Buchstaben ES.
Die Beinzeuge stammen von einem Harnisch im Museum of Art in Philadelphia. Die Beinzeuge in Philadelphia wiederum gehören an den Zeughausharnisch. Vermutlich gehörten beide Harnische zu einer Sammlung und dabei wurden die Beinzeuge vertauscht.
Am Roßkopf sind Stirn- und Nasenrückenteil aus gesondertem Blech gefertigt. Der Stirnschild hat die Form eines Renaissance-Schildes. Die nicht dazugehörige Scheiteldecke trägt vermutlich die Nürnberger Beschaumarke. Die gesamte Stirn ist mit Ast- und Blattwerk, Tieren und derben erotischen Motiven verziert. Im linken Mittelstreifen der Roßstirn ist ein Schriftband mit den Buchstaben A C S I graviert.

Lit.: Hiltl, Die Waffensammlung, Nr. 1012.
Post, Das Zeughaus, S. 60.
von Kienbusch, The Kretzschmar von KienbuschCollection, S. 20, Nr. 7.
Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Führer durch die Sammlung, S. 233, Nr. 570.
LaRocca, The fico armour, S. 23 ff.

 

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