Ein Land unter Einfluß  
     
 
Die Bundesrepublik war am 5. Mai 1955 von den Westalliierten in die Souveränität entlassen worden. Dennoch behielten die Alliierten Hoheitsrechte über Deutschland, die es ihnen erlaubten, Truppenkontingente der NATO auf dem Gebiet der Bundesrepublik, zu stationieren. An der Schnittstelle der militärischen Blöcke, in Deutschland, standen sich die Weltmächte gegenüber. Die USA hatten sowohl in politischer als auch in kultureller Hinsicht einen besonders starken Einfluß auf die Bundesrepublik. Amerikanische Demokratie und Kultur brachten die Amerikahäuser mit einem umfangreichen Film-, Vortrags- und Musikprogramm den Bürgern der Bundesrepublik nahe. Im Bereich der technischen Neuerungen wie bei der Raumfahrt und der Atomkraft hatten die USA eine Vorbildfunktion. Der Einfluß des "American Way of Life‹ läßt sich auch außerhalb der institutionellen Demokratisierung feststellen. Eine wichtige Vermittlerrolle für die Jugend spielten dabei das Radio und das Kino. Auf vielfältige Weise integrierte die Gesellschaft der Bundesrepublik amerikanische Einflüsse und machte sie zu Bestandteilen der deutschen Kultur. Amerikanische Musik und Mode begeisterten auch die Jugend der DDR.
 
 
  A Country under the Influence  
     
 
The Western Allies granted the Federal Republic of Germany autonomy on 5 May 1955. As a NATO member state, the Federal Republic had troops of the Atlantic Alliance stationed on its soil. The world powers faced off in Germany, at the border between the military blocs. In political and cultural terms, the USA had an especially strong influence on West Germany. In a wide range of film, lecture and music programs, "America Houses" introduced West Germans to democracy and culture. In the area of technological innovation, including space travel and nuclear power, the USA functioned as a role model. The influence of the American way of life was ubiquitous. Radio and film played an important mediating role for young people. West German society integrated American influences in various ways and made them a part of German culture. At the same time enthusiasm for American music and fashion grew among young people in East Germany.
 
 
  Plakat "Mach mal Pause! Trink Coca-Cola!"  
     
 
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Plakat "Mach mal Pause! Trink Coca-Cola!"
Placard -- "The Pause That Refreshes! Drink Coca-Cola!"
Um 1955
Berlin, Deutsches Historisches Museum
 
 
  Dean Reed: "Together"  
     
 
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Dean Reed: "Together"
Dean Reed: "Together"

AMIGA DDR
1970er Jahre
Berlin, Sebastian Köpcke
 
 
  Flipperautomat "Playboy"  
     
 
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Pinball maschine -- "Playboy"

Bally Chicago (USA)
1978
Bonn, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
 
 
  Leuchtreklame "Florida"  
     
 
Die ‹Florida-Bar> lag an der Grenze zwischen Ost- und Westsektor im Berliner Bezirk Wedding. Begeisterte Rock'n Roll-Tänzer aus beiden Teilen Berlins trafen sich hier bis zum Mauerbau an jedem Wochenende. Leuchtreklame "Florida"
Neon sign -- "Florida"

Berlin 1950er Jahre
Berlin, Deutsches Historisches Museum
 
 
  "Mosaik"-Bilderzeitschriften  
     
 
1955 erschien das erste Heft der Digedags, erdacht und gezeichnet von Johannes Hegenbarth. Vorgesehen war der einzige Comic der DDR als politisch eindeutige Antwort auf den kapitalistischen Dagobert Duck und seine Artgenossen. Der Autor mit dem Künstlernamen Hannes Hegen zeichnete allerdings derart unpolitische Bildergeschichten, daß die Serie deswegen mehrmals eingestellt werden sollte. 1975 legte Hegen, dessen Comics in der DDR Kultstatus erlangt hatten, die Arbeit schließlich nieder. 1976 traten die "Abrafaxe‹ das Erbe der "Digedags‹ an. Die höchste Auflage erreichte der DDR-Comic 1990 mit 1.000.000 Heften. Klicken Sie hier um das Bild zu vergrößern.

"Mosaik"-Bilderzeitschriften
"Mosaik" comic books
a) "Im Indianerlager" (Nr. 165/1970), b) "Das Flatboot aus St. Louis" (Nr. 181/1971), c) "In den Sümpfen von Florida" (Nr. 209/1974)) Entwurf: Hannes Hegen,
Herausgeber: Zentralrat der FDJ
DDR 1974
Berlin, Deutsches Historisches Museum
 
 
  Micky-Maus-Hefte  
     
 
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Micky-Maus-Hefte
Mickey Mouse Comics
Walt Disney Essen: Ehapa Verlag GmbH
1951
Berlin, Deutsches Historisches Museum
 
 
  Parka  
     
 
Jeans und Parka wurden in den 60er Jahren zur Uniform des Protests. Dieser Parka wurde von seinem Besitzer in der Zeit um 1968 im studentenbewegten Marburg/Lahn getragen. Parka
Parka

USA 1951
Berlin, Deutsches Historisches Museum
 
 
  "Umtauschaktion Schmöker gegen spannende Jugendbücher u. -hefte"  
     
 
"Kulturlosigkeit" war ein Vorwurf, der bereits vor dem Zweiten Weltkrieg gegenüber den USA erhoben wurde. Vor allem Comics und dem Rock Ðnë Roll unterstellte man in den 50er Jahren einen verrohenden Einfluß auf die heranwachsende Generation. In öffentlichen Aktionen wurden die Kinder aufgerufen, ihre Comic-Hefte gegen ein ‹gutes Buchä umzutauchen. Klicken Sie hier um das Bild zu vergrößern.

"Umtauschaktion Schmöker gegen spannende Jugendbücher u. -hefte"
"Swapping 'quality literature' for exciting youth books and magazines"
Jugendheft-Ring Oberhausen
1957
Frankfurt am Main, Institut für Jugendbuchforschung der Johann Wolfgang Goethe-Universität
 
 
  Amerikanische Einflüsse - American Influences  
     
 
Coca Cola und Mickey Mouse waren die Vorboten einer zunehmenden Zahl amerikanischer Produkte, die in Deutschland populär wurden. Amerikanische Comics und Kinofilme, Fernsehserien, Musik, Literatur, Speisen und Getränke, Sportarten und Diskussionsformen sind in einem Prozeß der Aneignung inzwischen zu selbstverständlichen Bestandteilen des Alltags in der Bundesrepublik geworden. Ihre amerikanischen Ursprünge werden kaum mehr als solche wahrgenommen.
 
 
  Anti-Amerika - Anti-American Sentiment  
     
 
Mit der Integration der Bundesrepublik in die NATO und der damit einhergehenden engen Bindung an die USA hatten in den 50er Jahren nicht nur konservative Intellektuelle Probleme. Der Gegensatz zwischen dem christlich-abendländischen Europa und dem fortschrittlich-pragmatischen Amerika wurde als ein Gegensatz zwischen Kultur und Zivilisation empfunden. Man befürchtete, daß durch die militärische Führungsposition der USA auch deren Massenkultur nach Europa kommen könnte. Mit dem Selbstbild Europas als der "Wiege der Kultur" war dies für manche unvereinbar.