"Nai hämmer gsait! Kein Atomkraftwerk in Wyhl und anderswo"  
     
 
"Nai hämmer gsait! Kein Atomkraftwerk in Wyhl und anderswo"
"We Said No! No Nuclear Power Plant in Wyhl or Elsewhere"

Herausgeber: Die badischen und elsässischen Bürgerinitiativen
Entwurf: Herbert Hoffmann, Freiburg/Breisgau
Weisweil, März 1983 (zuerst 1977/78)
Berlin, Deutsches Historisches Museum
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  Leiter vom Turm des Anti-Atom-Dorfes  
     
 
Am 4. Juni 1980 wurde das Hüttendorf auf dem Bauplatz in Gorleben von Polizei und Bundesgrenzschutz unter Einsatz von Hubschraubern geräumt und sofort von Bulldozern dem Erdboden gleichgemacht. Dieser Teil der Leiter, die auf den Turm führte, ist ein letztes Relikt aus dem Hüttendorf. Leiter vom Turm des Anti-Atom-Dorfes
Ladder from the tower in the Anti-Nuclear Village

Gorleben 1980
Schreyahn, Francis Althoff / Rondell e.V.
 
 
  Kreuz von der Raketenbasis in Hasselbach/Hunsrück  
     
 
Ende August 1983 stellte Pastor Dahl von der Kirchengemeinde Bell ein Holzkreuz vor der Cruise-Missile-Station Hasselbach im Hunsrück auf. Vor dem Kreuz fanden in den nächsten 13 Jahren allsonntäglich Friedensgebete statt. Die Zahl der Teilnehmer stieg in wenigen Wochen auf mehrere Hundert Menschen. Kurz nach Aufstellung des Kreuzes montierten amerikanische Soldaten es über Nacht ab. Es wurde ein zweites Mal aufgestellt, mußte einige Jahre später jedoch wegen starker Verwitterung gegen dieses Holzkreuz ausgetauscht werden. Das Kreuz steht heute noch vor der ehemaligen amerikanischen Raketenstation. Klicken Sie hier um das Bild zu vergrößern.

Kreuz vom ehemaligen Haupteingang der Raketenbasis in Hasselbach/Hunsrück
Cross in front of the main entrance to the missile base in Hasselbach/Hunsrück

1986
Bell, Friedensinitiativen Hunsrück / Evangelische Kirchengemeinde Bell im Hunsrück
 
 
  Videofilm: Mutlangen  
     
 
  "Wer Recht zu Unrecht macht... Nach Tschernobyl"
Seniorenblockade in Mutlangen

Regie: Karin Hoffmann
1986
Dauer: 7 Minuten
 
 
  Tür aus einem besetzten Haus  
     
 
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Tür aus einem besetzten Haus
Door from a squatted building

Berlin, um 1981/82
Berlin, Museum der Dinge. Werkbundarchiv
 
 
  Kinderwagen  
     
 
Die GSG 9, eine Spezialeinheit des Bundesgrenzschutzes, befreite die Geiseln. In Stammheim starben Andreas Baader, Jan-Carl Raspe und Gudrun Ensslin. Einen Tag später, am 19. Oktober 1977, wurde Hanns-Martin Schleyer ermordet aufgefunden.

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Kinderwagen
Baby carriage

Mit Graphitstaub der Spurensicherung
des Bundeskriminalamtes
1977
Wiesbaden, Bundeskriminalamt

 

 
 
  Kinderwagen  
     
 
Mit den darin versteckten Waffen eröffneten die Terroristen das Feuer. Durch die Geiselnahme Schleyers sollte die Freilassung von RAF-Mitgliedern aus Stammheim erzwungen werden. Die Terroristen hofften auf einen Erfolg, wie sie ihn 1975 verbucht hatten, als es der "Bewegung 2. Juni" in Berlin gelungen war, durch die Entführung des CDU-Landesvorsitzenden Peter Lorenz Gefangene freizupressen. Im Falle Schleyers blieb die Bundes- regierung jedoch hart, und dies auch, als ein palästinensisches Kommando zur Durchsetzung der Forderungen die Lufthansa- maschine "Landshut" im Oktober nach Mogadischu/Somalia entführte.

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Kinderwagen
Baby carriage

Mit Graphitstaub der Spurensicherung
des Bundeskriminalamtes
1977
Wiesbaden, Bundeskriminalamt

 

 
 
  Kinderwagen  
     
 
Mitglieder der Rote Armee Fraktion ermordeten Repräsentanten aus Politik und Wirtschaft. Sie erschossen den Generalbundesanwalt Siegfried Buback sowie seinen Fahrer, wenig später auch den Vorstandssprecher der Dresdner Bank Jürgen Ponto bei einem gescheiterten Entführungsversuch. Am 5. September 1977 entführten sie den Präsidenten der Deutschen Arbeitgeberverbände Hanns-Martin Schleyer; vier seiner Begleiter starben hierbei durch Schüsse. Die Wagenkolonne Schleyers war mit dem unverdächtig aussehenden Kinderwagen gestoppt worden.

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Kinderwagen
Baby carriage

Mit Graphitstaub der Spurensicherung
des Bundeskriminalamtes
1977
Wiesbaden, Bundeskriminalamt

 

 
 
  Demonstrationen, Machtphantasien und politische Gewalt  
     
 
Manche Bundesbürger waren mit der Politik der Großen Koalition unzufrieden. In ihren Augen war die Bundesrepublik eine biedere und obrigkeitsgläubige Gesellschaft. Das sollte nun alles ganz anders werden. Innen- und außenpolitische Themen reizten zum Widerspruch. Die Außerparlamentarische Opposition (APO) machte Front gegen das "Establishment". Anfang der 70er Jahre setzte sich ein kleiner Teil der Unzufriedenen in den Untergrund ab und entschloß sich,einen "bewaffneten Kampf" gegen den Staat zu führen. Dieser Weg führte in die Isolation; mit Anschlägen und Mord war keine Mehrheit zu gewinnen. Die gewaltfrei Protestierenden fühlten sich von den Parlamentariern nur unzureichend vertreten. Sie leiteten daraus das Recht auf zivilen Ungehorsam ab. Dabei mobilisierten Friedens- und Umweltbewegung Hunderttausende. Die Demonstranten machten die Erfahrung, daß ein engagiertes Eintreten für ihre Belange erfolgreich sein konnte und die Politik veränderte.
 
 
  Demonstrations, Fantasies of Power and Political Force  
     
 
Many West Germans were dissatisfied with the policies of the Grand Coalition. In their eyes, West Germany was a small-minded and authoritarian society, and they were determined to change it. Domestic and foreign policy issues provoked their dissent. The so-called extraparliamentary opposition formed a front against the "establishment." At the beginning of the 1970s, a small, dissatisfied group went underground, having decided to engage in an armed struggle against the state. This path led to isolation. The group could not win over a majority of West Germans with their attacks and murders. The protesters who did not espouse violence felt inadequately represented by their parliamentarians. In their eyes, this justified the right to civil disobedience. The peace and the environmental movements mobilized hundreds of thousands of protestors. The demonstrators saw that by waging a committed campaign they could successfully change policy in their favor.
 
 
  Anti-AKW-Bewegung - Anti-Nuclear Movement  
     
 
In den siebziger Jahren erhielten die Umweltbewegungen großen Zulauf, deren Ziele zunehmend auch in das allgemeine Bewußtsein der Bürger drangen. Sie formierten sich zuerst gegen einzelne umweltbedrohende Wirtschaftsprojekte wie Atomkraftwerke oder Atommüll-Endlager, forderten bald jedoch generell ein umweltgerechteres Leben. Kennzeichnend für die Proteste war eine regionale Verankerung mit überregionaler Anziehungskraft. Wyhl, Gorleben und Wackersdorf stehen für die unterschiedlichen Entwicklungen, die die Anti-AKW-Bewegungin der Bundesrepublik nahm.
 
 
  Hausbesetzer - Squatters  
     
 
Obwohl allein in Berlin zwischen 1980 und 1982 mehr als 200 Häuser besetzt waren, handelte es sich bei der Hausbesetzerszene um eine relativ kleine Protestgruppe. Dennoch prägte sie die innenpolitischen Auseinandersetzungen. Seit den 70er Jahren wendeten sich Hausbesetzer mit ihren Aktionen gegen die zunehmende Wohnungsnot bei gleichzeitig ansteigendem Wohnungsleerstand. Sie forderten die Einhaltung von Art. 14,2 des Grundgesetzes "Eigentum verpflichtet". Ihnen gemeinsam war der Wunsch nach neuen Formen des Zusammenlebens.

Die Räumungen besetzter Häuser führten oft zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit der Polizei. Die kompromißlose Haltung auf beiden Seiten verhinderte in den meisten Fällen eine einvernehmliche Lösung zwischen Hausbesitzern und -besetzern.
 
 
  Rote-Armee-Fraktion - Red Army Faction  
     
 
Die gewaltsame Befreiung Andreas Baaders am 14. Mai 1970 aus der Haft war die Geburtsstunde der Roten-Armee-Fraktion (RAF). In den 70er Jahren stellte die RAF den Rechtsstaat durch ihre Anschläge vor eine harte Belastungsprobe. Im "Deutschen Herbst" 1977 erreichte die Terrorwelle mit der Entführung und späteren Ermordung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer ihren Höhepunkt. Im Kampf gegen den Terrorismus waren sich Regierung und Opposition weitgehend einig. In rascher Folge beschloß der Bundestag Gesetze, die ein effektives Handeln gegen den Terrorismus erlauben sollten. Das Bundeskriminalamt wurde auf mehrere Tausend Mitarbeiter vergrößert, neueste Kriminaltechniken kamen zum Einsatz.
 
 
  Friedensbewegung - Peace Movement  
     
 
Als Reaktion auf den Ende 1979 verabschiedeten NATO-Doppelbeschluß, der die Stationierung amerikanischer Mittelstreckenraketen im Falle erfolgloser Verhandlungen über den Abbau sowjetischer Atomraketen vorsah, entwickelte sich in der Bundesrepublik die Friedensbewegung. Viele regionale Initiativen für den Frieden hatten Anfang der 80er Jahre ein gemeinsames Ziel: die Abrüstung von Atomwaffen in West- und Osteuropa. Dem Protest wurde in den größten Demonstrationen in der Geschichte der Bundesrepublik Ausdruck verliehen. An Pershing-Standorten wie Mutlangen und Hasselbach fanden über Jahre hinweg Sitzblockaden, Friedenscamps und Menschenketten statt.