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Beieinander – Zweisamkeit und Liebe

 

Liebe und Sexualität sind für Jugendliche von enormer Wichtigkeit, stellen sie doch einen entscheidenen Schritt in die Erwachsenenwelt dar. Vor diesem Hintergrund wurde 1990 vom Deutschen Jugendfotopreis das Sonderthema »Liebe« ausgeschrieben.

 

Schon in den Jahrzehnten zuvor finden sich zahlreiche Arbeiten zu diesem Thema, die deutlich den Wandel der gesellschaftlichen Konventionen und Moralvorstellungen der letzten fünfzig Jahre belegen. Zu Beginn der 1960er Jahre dominiert noch ganz zeittypisch die zaghafte Kontaktaufnahme im öffentlichen Raum. Die von Amerika ausgehende Aufklärungswelle, in der BRD vor allem von Oswald Kolle vorangetrieben, lässt die Prüderie der Nachkriegsära und die Tabuisierung der Sexualität in den folgenden Jahren schrittweise immer weiter in den Hintergrund treten. Die Markteinführung der Antibabypille 1961 trägt zusätzlich dazu bei, dass sich ein entspannteres Verhältnis zur Sexualität entwickelt. Weitere Impulse liefert die Hippie-Bewegung mit ihrer Forderung nach ›freier Liebe‹ Ende der 1960er Jahre. Etwas zeitversetzt sind diese Liberalisierungsprozesse auch in den eingereichten Arbeiten zu erkennen. Intimität wird nicht mehr im Geheimen ausgelebt, sondern seit den 1980er Jahren immer offener dargestellt und darüber hinaus in der Jugendfotografie arrangiert und inszeniert. Zu dieser Entwicklung gehört auch die zunehmende Thematisierung von Homosexualität. Sowohl weibliche wie auch männliche Paare demonstrieren selbstbewusst ihre Gefühle zueinander.

 

Seit Ende der 1990er Jahre steigt die Anzahl der ›freizügigen‹ Arbeiten an. Die Sexualisierung des Alltages durch viele Medien hat deutliche Spuren hinterlassen. Darstellungen, die noch vor zwei Jahrzehnten undenkbar gewesen wären, sind nun öffentlich möglich.

 

Zweisamkeit und Liebe beschränkt sich aber nicht nur auf die Jugend. Es gibt auch Aufnahmen, die den Austausch körperlicher Zärtlichkeiten zwischen den eigenen Eltern dokumentieren, die für einen kurzen Moment im Alltag innehalten, um ihren Gefühlen Raum zu geben. Andere Fotografien zeigen ein verliebtes, sich jenseits des Jugendalters befindendes Paar. Deren Lebensfreude und Herzlichkeit überträgt sich unmittelbar.

 

Charakteristisch für alle gezeigten Fotografien ist die große Bedeutung von Nähe. Zu sehen sind Paare beim Händchenhalten, vertrauensvoll aneinander gelehnt, in enger Umarmung oder beim innigen Kuss. Mit zunehmender Vertrautheit steigt der körperliche Kontakt zum Gegenüber. Diese Nähe hat auch Konsequenzen auf formaler Ebene. Die Fotografen wählen einen Bildausschnitt, der die Porträtierten nah an die Kamera heranrückt und ihnen dadurch große Präsenz verleiht.

 

Dieses gemeinsame ›Wir im Bild‹ hat sowohl den Charakter einer augenblickhaften Selbstvergewisserung und beschwört zugleich dieses ›Wir‹ für die Zukunft.

Peter Stelljes, ohne Titel, 1967, Deutscher Jugendfotopreis/DHM
Ferdinand Schaalburg, ohne Titel, 1990, Deutscher Jugendfotopreis/DHM
Friedemann Hoerner, aus der Serie Intimidité, 2002, Deutscher Jugendfotopreis/DHM
Lola Randl, ohne Titel, 2002, Deutscher Jugendfotopreis/DHM
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